Bargteheide. Die Geschichtswerkstatt lädt für 9. Mai zur Fortsetzung ihrer Zeitreise ein. Welche Zeugen über das Kriegsende berichten werden.

Nach der mit 280 Besuchern sehr gut besuchten Podiumsdiskussion mit Zeitzeugen der Jahre 1933 bis 1949 Mitte Januar im Kleinen Theater Bargteheide, wird es am Dienstag, 9. Mai, ab 18 Uhr eine Fortsetzung geben. Diesmal sollen die Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs im Mittelpunkt stehen. „Die Resonanz nach unserer Auftaktveranstaltung war so positiv, dass wir unsere Zeitreise nun fortsetzen wollen“, sagt Ruth Kastner, Historikerin und Mitglied der Geschichtswerkstatt.

In der Nacht zum 9. Mai 1945 hatte Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, Chef des Oberkommandos der deutschen Wehrmacht, im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst die Kapitulationsurkunde unterzeichnet. Nach mehr als fünf Jahren besiegelte dieser Akt das Ende des Zweiten Weltkriegs.

Royal Scots als Befreier des Ortes gefeiert

Für die Bewohner Bargteheides ging er bereits am 3. Mai 1945 zu Ende. Britische Kampftruppen waren von Braak aus über Hammoor vorgerückt und in Bargteheide mit weißen Fahnen empfangen worden. Im Laufe des nächsten Tags besetzten Infanteristen des 8. Bataillons der Royal Scots Bargteheide und richteten am Westende des Orts ihr Hauptquartier ein.

Die Route der schottischen Einheit durch Norddeutschland im April/Mai 1945.
Die Route der schottischen Einheit durch Norddeutschland im April/Mai 1945. © HA | Imperial War Museum London

„Wir haben den Krieg in Europa gewonnen, aber wir werden noch viel Arbeit haben, um den Frieden zu gewinnen“, hat der kommandierende Offizier der schottischen Einheit bei der Parade zur Feier der Befreiung Bargteheides am 5. Mai 1945 gesagt.

In Videosequenzen kommen weitere Zeitzeugen zu Wort

Doch wie gestalteten sich die folgenden Jahre für die Bewohner, die Zwangsarbeiter, die Kriegsgefangenen, die Flüchtlinge, die einstigen Nazis und ihre Mitläufer? Wer verwaltete das Chaos der unmittelbaren Nachkriegszeit? Und wie? Um diese Fragen soll es am 9. Mai gehen, wenn erneut Zeitzeugen auf der Bühne über ihre ganz persönlichen Erlebnisse und Erinnerungen berichten.

Mit dabei sind wieder Klaus Andresen und Luise Hemsen. Zugesagt haben überdies Gerda Eggers, Dieter Carstens und Detlef Höppner. In Videosequenzen kommen außerdem Elke Leidner und Jürgen Nüske zu Wort, der Sohn des damaligen Amtsverwalters Walter Nüske. Die Moderation übernimmt wie schon im Januar Norbert Ohl, Kino-Vorstand des Kleinen Theaters.

Zitate aus historischen Dokumenten fließen ein

Neben den Interviews werden auch Passagen aus Dokumenten vorgetragen. Zitiert wird aus einem Militärtagebuch, aus den Aufzeichnungen eines KZ-Häftlings, aus der Entschädigungsakte der jüdischen Familie Pincus Kohn und aus dem Sterberegister, das Mord und Selbstmord in der Familie eines NS-Offiziers dokumentiert. Ergänzt werden diese Beiträge durch Fotos, soweit diese vorhanden sind.

„Die Wunden, die die Diktatur, der Krieg und die Vernichtung hinterlassen haben, spüren wir bis heute. Sie sollten uns Warnung sein, dass sich so etwas niemals wiederholen darf. Dabei helfen die Berichte der wenigen noch lebenden Bargteheiderinnen und Bargteheider“, ordnet der Schüler Jonas Bewig die Bedeutung der Zeitreise gerade für die junge Generation ein.