Barsbüttel. Landwirtschaftskammer eröffnet Saison auf dem Hof Soltau. Warum gerade hier die Früchte am schnellsten reif sind.

Bei allen Meinungsverschiedenheiten und Differenzen auf der Welt – auf eine Sache können sich wohl fast alle einigen: Erdbeeren sind köstlich. Für alle Stormarner, die von dem süßen Obst nicht genug bekommen können, gibt es gute Nachrichten: Die ersten heimischen Erdbeeren sind reif. Am Donnerstagvormittag haben die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein und der Obstbauversuchsring des Alten Landes auf dem Hof Soltau im Barsbütteler Ortsteil Stemwarde offiziell die Saison eröffnet. Dank der Folientunnel, die Betriebsinhaber Bastian Soltau und seine Frau für den Anbau einsetzen, konnten sie die ersten Erdbeeren in ganz Schleswig-Holstein ernten.

„Heute Morgen um 7 Uhr haben wir die ersten Erdbeeren gepflückt“, sagt Bastian Soltau. Auf sieben Hektar werden auf dem Hof, der schwerpunktmäßig Spargel, Erdbeeren, Himbeeren und Blaubeeren erzeugt, Erdbeeren angebaut, auf drei Hektar davon im Folientunnel. „Die ersten reifen Freilanderdbeeren erwarten wir in etwa drei Wochen“, sagt der Betriebsinhaber. In vier Wochen darf dann auch selbst gepflückt werden.

In Vergleich zu den vergangenen Jahren startet die Saison für die Erdbeeren recht spät

„Im Vergleich zu den vergangenen fünf Jahren startet die Saison recht spät“, sagt Tilman Keller vom Obstbauversuchsring des Alten Landes. Warum? „Nach einem nassen Februar war der März dunkel und kalt. Im April schien zwar öfter die Sonne, aber die Nächte sind kalt geblieben und es trat auch Nachtfrost auf“, sagt Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Während die Erdbeeren im Folientunnel schon rot und reif seien, hingen die Freilandkulturen wegen des kühlen Aprils noch weit zurück. In Barsbüttel spiele aber die südliche Lage im Bundesland den Verantwortlichen in die Karten.

Erdbeermarmelade, Erdbeerkuchen oder Erdbeersalat mit Spargel: Aus dem süßen Obst lassen sich allerhand Leckereien herstellen.
Erdbeermarmelade, Erdbeerkuchen oder Erdbeersalat mit Spargel: Aus dem süßen Obst lassen sich allerhand Leckereien herstellen. © Juliane Minow

Dennoch erwartet Volquardsen, die in Bad Oldesloe aufwuchs, für 2023 eine gute Erdbeerernte. 2022 sei ein durchschnittliches Jahr gewesen, 2021 sei die Ernte eher schlecht ausgefallen. Doch in diesem Jahr sind die Voraussetzungen gut. Denn Erdbeeren werden üblicherweise im Spätsommer für das darauffolgende Jahr gepflanzt. „Wir hatten einen sonnenreichen, warmen Herbst, deshalb blicken wir optimistisch auf die Saison“, so Soltau. Letztendlich komme es aber auch auf das Wetter der kommenden Wochen an. Starkregen, der durch den Klimawandel immer häufiger vorkomme, könnte große Schäden anrichten.

Landwirtschaftskammer rät, Erdbeeren regional und saisonal zu kaufen

Apropos Klimawandel: Weil unter anderem Spanien als Exportland mit Dürre zu kämpfen hat, rät Volquardsen dringend, Erdbeeren regional und saisonal einzukaufen. Damit könne nicht nur das dringend benötigte Wasser im Süden Europas als Trinkwasser verwendet werden, sondern man schone auch allgemein das Klima. Denn beim Transport entsteht klimaschädlicher Kohlenstoffdioxid. „Glücklicherweise steigt das Bewusstsein für dieses Thema“, so die Landwirtschaftskammer-Präsidentin. Laut der Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft greifen immer mehr Deutsche zu deutschen Erdbeeren. 2022 kauften 54 Prozent der Haushalte mindestens einmal heimische Ware, vier Prozent mehr als 2021.

Dazu gebe es auch abseits des Umweltaspekts allen Grund: Die Früchte schmecken frisch, sind süß und saftig. Denn: „Sie werden erst gepflückt, wenn sie richtig reif sind“, so Bastian Soltau. Zu haben sind die Erdbeeren vom Hof Soltau im Hofladen und an Verkaufsständen in der Region. Außerdem beliefert der Betrieb Supermärkte, Restaurants und Hotels in der Region. Aktuell kostet eine 500-Gramm-Schale zwischen fünf und sechs Euro. In der Hauptsaison werden die Preise sinken. Soltau: „Wir haben durch gestiegene Löhne, Energie- und Logistikkosten zwar selbst auch höhere Kosten, wollen die Preissteigerung aber nicht an unsere Kunden weitergeben, um sie nicht zu verschrecken.“

Erdbeeren sind nicht nur lecker, sondern auch kalorienarm und vitaminreich

Und was kann man aus den Erdbeeren Schönes zaubern? In dieser Sache sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt: Ob pur, als Marmelade, im Erdbeerkuchen oder ausgefallen im Salat mit Spargel und Schafskäse. „Erdbeeren sind nicht nur lecker, sondern auch gesund“, sagt Ute Volquardsen. 100 Gramm Erdbeeren haben nur 32 Kilokalorien und einen hohen Gehalt an Fruchtsäuren, Mineralstoffen und Vitamin C. „Fünf bis sechs Erdbeeren reichen, um den Tagesbedarf an Vitamin C zu decken“, so Volquardsen. Wichtig: „Erdbeeren sind sensibel“, sagt die Landwirtschaftskammer-Präsidentin. Sie sollten vorsichtig transportiert und keiner großen Hitze ausgesetzt werden. Auch langes Waschen mit einem starken Wasserstrahl schadet ihnen. Volquardsen: „Am besten wäscht man sie kurz vorsichtig in einer Schüssel.“

89 Betriebe in Schleswig-Holstein bauen auf 862 Hektar Erdbeeren an, 27 davon setzen wie der Hof Soltau Folientunnel ein, die für eine frühere Ernte sorgen. Die größten Flächen befinden sich in den Kreisen Herzogtum-Lauenburg, Plön und Ostholstein. Wenn alles glatt läuft, können sich die Menschen im nördlichsten Bundesland auch dieses Jahr wieder 10.000 Tonnen Erdbeeren schmecken lassen – ein Teil davon auch aus Barsbüttel. Und wie isst Bastian Soltau seine eigenen Erdbeeren am liebsten? „Frisch von der Pflanze“, sagt er, „und am zweitliebsten mit Vanillepudding.“