Bad Oldesloe. Viele Kommunen enttäuschen bei der ADFC-Umfrage. Reinbek ist Schlusslicht mit Note 4,6. Das sind die Kritikpunkte.

Schmale Radwege, fehlende Leihmöglichkeiten und zu wenig Sicherheit: Die Mehrheit der Kommunen in Stormarn schneidet im Fahrradklima-Test 2022 des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) eher schlecht ab. Alle zwei Jahre nimmt der Verkehrsclub für Fahrradfahrer bundesweit die Umfrage vor. Bürgerinnen und Bürger bewerten die Situation in ihren Kommunen nach Schulnoten. Repräsentativ sind die Ergebnisse nicht. Insofern ist die Aussagekraft der Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen.

Gefragt wird nach verschiedensten Themen wie Wegweisung für Radfahrer, Erreichbarkeit des Stadtzentrums, Zustand der Radwege, Ampelschaltung, Winterdienst und mehr. 2022 fand die Befragung zum zehnten Mal statt. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur fördert den ADFC-Fahrradklima-Test aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans. Rund 245.000 Radfahrende haben teilgenommen und die Fahrradfreundlichkeit in 1114 Orten bewertet – ein Rekordwert.

Die beste Wertung in Stormarn geht an Großhansdorf

Die beste Wertung in Stormarn geht an Großhansdorf. Die Note 3,6 bedeutet hinter Plön, Kiel und Geesthacht den vierten Platz in Schleswig-Holstein. Mit Rang 86 von 474 liegt die Kommune bundesweit im oberen Drittel der Orte bis 20.000 Einwohnern. Unzufrieden sind die 89 Menschen, die teilgenommen haben, mit der Ahndung von Falschparkern und dem fehlenden Sicherheitsgefühl auf Straßen mit Radfahrstreifen. Ein Angebot, sich ein Fahrrad auszuleihen, wird ebenfalls vermisst. Gut bewertet wurde die Mitnahme von Fahrrädern im ÖPNV, die Abstellanlagen an Bahnhöfen und Schulen und die Erreichbarkeit des Ortszentrums.

Schlusslicht in Stormarn ist Reinbek. Gerade einmal die Note 4,6 gaben 145 Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die Fahrradfreundlichkeit. Zum Vergleich: 2020 gab es die Schulnote 4,3, 2014 noch die 4,0. Damit liegt Reinbek in seiner Ortsgrößenklasse bundesweit auf Platz 436 unter 447 Kommunen, und belegt in dieser Kategorie in Schleswig-Holstein mit Rang 16 sogar den letzten Platz. Vor allem die Oberflächen der Radwege und die fehlende Beschilderung fielen den Teilnehmenden negativ auf.

ADFC Stormarn fordert mehr Unterstützung vom Bund

Mit der Note 4,2 bewerteten 186 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Fahrradsituation in Ahrensburg. 2020 noch lag die Wertung bei 3,9. Damit landet die Schlossstadt mit Platz 309 erneut auf den hinteren Rängen der Städte mit 20.000 bis 50.000 Einwohner. Unzufrieden sind die Ahrensburger demnach vor allem mit den vielfach schlechten, schmalen Radwegen. Bemängeln werden außerdem das fehlende Sicherheitsgefühl und Leihmöglichkeiten.

Jürgen Griebel, Ortsgruppensprecher des ADFC Ahrensburg, fordert mehr Unterstützung vom Bund.
Jürgen Griebel, Ortsgruppensprecher des ADFC Ahrensburg, fordert mehr Unterstützung vom Bund. © Roland Steinke

Der ADFC Stormarn fordert angesichts der Umfrageergebnisse den Ausbau der Radinfrastruktur mit Unterstützung des Bundes durch eine jährliche Fahrradmilliarde und eine Modernisierung des Straßenverkehrsrechts. Der Ahrensburger Ortgruppensprecher Jürgen Griebel sagt: „Wir wollen, dass sich alle Menschen auf dem Rad wohl und sicher fühlen. Leider ist das nicht der Fall.“ Dabei ließe sich schon mit kleineren Maßnahmen die Situation deutlich verbessern, beispielsweise durch konsequente Ahndung von Falschparkern auf Radwegen und mehr Gleichberechtigung auf den Straßen, etwa durch Tempo 30 innerorts. Doch auf Dauer brauche es die langfristige Unterstützung des Bundes.

Oberfläche und Breite der Radwege sind vielerorts Kritikpunkte

Glinde liegt mit der Schulnote 3,9 im guten Mittelfeld. Schon 2020 hatte es diese Wertung gegeben, die gegenüber den Vorjahren eine Verbesserung darstellte. 2016 gab es von der Bevölkerung eine 4,2. Aktuell liegt die Stadt auf Platz 208 von 474 Orten ihrer Größenordnung. 90 Bürgerinnen und Bürger beteiligten sich. Positiv bewertet wurde vor allem die Fahrradförderung in der vergangenen Zeit, die Werbung für das Radfahren und die Fahrradmitnahme im ÖPNV. Der Zustand der Radwege fiel negativ auf, ebenso Hindernisse auf den Wegen. Auch mehr Leihmöglichkeiten und Kontrollen von Falschparkern auf Radwegen wünschen sich die Teilnehmenden.

Bargteheide bekam von 99 Bürgerinnen und Bürger die Note 4,4, das ist eine Verschlechterung um 0,2 Prozentpunkte gegenüber 2020. Damit belegt die Kommune Platz 416 von 474 in ihrer Kategorie. Kritikpunkte sind die Ampelschaltungen für Radfahrer, fehlende Leihmöglichkeiten, die Breite der Radwege und auch übermäßiger Fahrraddiebstahl. Positiv wahrgenommen wurde unter anderem die Erreichbarkeit des Stadtzentrums.

Es fehlt in Stormarns Kommunen an Leihmöglichkeiten

Die Schulnote 4,2 gibt es im Fahrradklima-Test für Bad Oldesloe. Damit bleibt die Kreisstadt ungefähr auf dem Vorjahresniveau und verbessert sich leicht um 0,1 Prozentpunkt. 69 Menschen nahmen teil. Positiv bewerteten sie den Winterdienst auf Radwegen, die Möglichkeit des zügigen Fahrens und das Fahren im Mischverkehr mit Kraftfahrzeugen. Negativ fielen Oberfläche und Breite der Radwege sowie eine schlechte Förderung des Radverkehrs in der vergangenen Zeit auf.

Mit der Note 4,1 schneidet Barsbüttel im Stormarn-Vergleich verhältnismäßig gut ab. Für die Gemeinde gab es in diesem Jahr erstmals eine Wertung, 54 Personen füllten den Fragebogen aus. Ergebnis: Platz 312 von 474 Städten ähnlicher Größe bundesweit. Besonders positiv mit der Note 2,2 wurden für Radfahrer in Gegenrichtung geöffnete Einbahnstraßen bewertet, ebenfalls die Erreichbarkeit des Stadtzentrums und die Möglichkeit des schnellen Fahrens. Eine schlechte Wertung, nämlich die Note 5,5, gab es für fehlende Ausleihmöglichkeiten. Auch fehlende Werbung für das Radfahren (5,2) sowie eine kaum vorhandene Fahrradförderung in der vergangenen Zeit (5,2) wurden mangelhaft beurteilt.

Auch deutschlandweit sind die Ergebnisse eher ernüchternd

Die Note 4,2 gibt es für Oststeinbek. 2018 war es noch eine 4,0 gewesen, 2020 gab es keine Wertung. Die 54 Teilnehmenden bemängeln die Wegweisung und die Oberfläche der Radwege, auch hier fallen fehlende Leihmöglichkeiten negativ ins Gewicht. Positiv dagegen: Wenig Fahrraddiebstahl, die Öffnung von Einbahnstraßen für Radfahrer und die Fahrradmitnahme im ÖPNV.

Ebenfalls eine leichte Verschlechterung von 4,3 auf 4,4 muss Reinfeld hinnehmen. Eine fehlende Förderung des Radverkehrs, schlechte Reinigung und Oberfläche der Radwege fallen negativ ins Gewicht. Positiv hingegen fielen den 55 Teilnehmenden die Abstellmöglichkeiten, das gute Verhältnis zwischen Rad- und Autofahrern sowie Jung und Alt auf. Keine Wertung gab es für Siek, Ammersbek und Trittau.

Fazit: Es fehlt in Stormarns Kommunen laut Umfrage an Leihmöglichkeiten öffentlicher Fahrräder, wie es sie beispielsweise in Hamburg mit dem Stadtrad gibt. Auch in Sachen Zustand, Oberfläche und Breite von Radwegen, Beschilderung oder Förderung des Radverkehrs gibt es vielerorts Nachholbedarf. Dass die Noten in Stormarn hauptsächlich im Viererbereich liegen, entspricht dem allgemeinen Trend. So merkt auch der ADFC an, dass die Bewertungen der Teilnehmenden eher ernüchternd seien. „Die Fahrradfreundlichkeit hat weiter leicht abgenommen und ist nur ausreichend“, so der ADFC.