Ahrensburg. Für rund 1300 Schüler ist am Freitag der Unterricht ausgefallen, die Polizei durchsuchte das Schulzentrum mit Spürhunden.
Freitagmorgen, gegen 7.30 Uhr, vor dem Haupteingang des Schulzentrums Am Heimgarten in Ahrensburg: Normalerweise strömen um diese Zeit Jungen und Mädchen aus allen Richtungen heran. Stattdessen steht vor der Eingangstür an diesem Morgen ein Streifenwagen der Polizei. Die rund 1300 Schüler des Eric-Kandel-Gymnasiums und der Gemeinschaftsschule Am Heimgarten sind aufgerufen, zu Hause zu bleiben.
Grund sind Gewaltdrohungen, die in den vergangenen Wochen wiederholt als Schmierereien in einem Sanitärbereich aufgetaucht waren. In Absprache mit der Polizei hatten die Leiter der beiden Schulen deshalb am Donnerstagnachmittag entschieden, dass es am Freitag keinen regulären Unterricht gibt. Die Schüler erhielten stattdessen Aufgaben für zu Hause über die Lernplattform iServ.
Polizei Ahrensburg sichert bereits Anfang der Woche das Schulgelände
Neben dem Haupteingang sichert die Polizei am Freitagmorgen auch alle anderen Zugänge zum Schulgelände. Trotz Hinweis im Internet hat offenbar nicht jeder mitbekommen, dass die Schule geschlossen bleibt. Hin und wieder stehen Jungen und Mädchen mit Ranzen überrascht am Haupteingang. Zwei Mitarbeiter einer privaten Sicherheitsfirma, welche die Schule engagiert hat, schicken sie wieder nach Hause.
Schon seit Anfang Februar beschäftigen die Kritzeleien Schulleitungen und Polizei. Darin wurden Gewalttaten für die Prüfungsphase angekündigt. Die Abiturprüfungen beginnen Ende März, die Prüfungen zum Haupt- und Realschulabschluss folgen Anfang Mai. Bislang war der Schulbetrieb normal weitergelaufen, doch schon am Montag hatte sich die Polizei nach einer neuerlichen Drohung in der vergangenen Woche mit einer Streife vor dem Haupteingang positioniert. Kurz darauf tauchte eine weitere Kritzelei auf.
Amokdrohnung wird von Polizei dementiert
Was genau Gegenstand der Schmierereien ist, dazu wollen aus Sorge vor Nachahmern weder die Schulleiter noch die Polizei Auskunft geben. Zunächst war von einem Amoklauf die Rede, das hat die Polizei inzwischen dementiert. Stattdessen deutet Vieles darauf hin, dass es sich um eine Bombendrohung handelt. Am Freitagnachmittag war die Polizei mit einem Großaufgebot auf dem Gelände des Schulzentrums im Einsatz.
Mehrere Streifen- und Mannschaftswagen standen auf dem Pausenhof, welcher von den Polizisten mit Flatterband abgesperrt wurde. Es kamen auch Spürhunde und Metalldetektoren zum Einsatz. Das Schulgebäude werde nach „möglichen Bedrohungen“ und „gefährlichen Gegenständen“ durchsucht, sagte Marco Hecht-Hinz, Sprecher der Polizei vor Ort. Aus taktischen Gründen könne er keine weiteren Einzelheiten nennen. Ob es bei der Durchsuchung um Sprengstoff beziehungsweise eine Bombe ging, wollte Hecht-Hinz weder bestätigen noch dementieren.
Durchsuchung ist laut Polizei eine Vorsichtsmaßnahme
„Wir gehen aktuell nicht davon aus, dass es eine akute Gefährdungslage gibt“, sagt er. Dennoch nehme die Polizei die Drohungen ernst. Die Durchsuchung sei eine Vorsichtsmaßnahme, um ein Risiko auszuschließen und wieder zu einem normalen Schulalltag zurückkehren zu können. Ähnlich hatte sich die Polizei bereits in den vergangenen Tagen geäußert. „Konkrete Anhaltspunkte für eine bevorstehende Gefahr liegen nicht vor“, hieß es auch am Montag. Die Maßnahmen liefen bis zum Abend, beendet waren sie erst gegen 19.30 Uhr: "Bei der Durchsuchung wurden keine gefährlichen Gegenstände gefunden. Insgesamt waren heute mehr als 50 Polizeibeamte im Einsatz", hieß es danach von der Polizei.
„Wir gehen derzeit von einer abstrakten Gefährdung aus“, hatte auch der Leiter der Gemeinschaftsschule, Thomas Gehrke, gesagt. Es bestehe nicht mehr Anlass zur Sorge als sonst. Bei dieser Einschätzung bleibe es auch jetzt, betont Jacqueline Fischer, Sprecherin der Polizeidirektion Ratzeburg. Die Entscheidung, den Unterricht am Freitag ausfallen zu lassen, sei nicht aufgrund eines akuten Risikos gefallen, sondern um weitere polizeiliche Maßnahmen zu ermöglichen. „Die Ermittlungen laufen in alle Richtungen“, sagt sie.
Wer eine Straftat androht, muss einer Geld- oder einer Freiheitsstrafe rechnen
Die Polizei betont, dass Drohungen mit Gewalt strafbar sind und die Täter auch mit zivilrechtlichen Konsequenzen rechnen müssen. Für den Straftatbestand der Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten seien eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren vorgesehen, so Fischer.
„Es handelt sich nicht um einen dummen Streich, sondern um eine Straftat mit erheblichen Auswirkungen auf die öffentliche Sicherheit“, warnt sie an mögliche Nachahmer gerichtet. Auch wer jünger als 14 Jahre und damit noch nicht strafmündig sei, könne zivilrechtlich haftbar gemacht werden. „Mögliche Schadensersatzansprüche, etwa für Einsatzkosten, sind bis zu 30 Jahre nach der Tat gültig“, so Fischer.
Schule und Polizei beraten weiteres Vorgehen
Wie es in der kommenden Woche weitergeht, ist noch unklar. Der Unterricht solle wieder in Präsenz stattfinden, heißt es. „Die Polizei prüft derzeit geeignete Maßnahmen, um zu einem geregelten Schulbetrieb in der kommenden Woche zurückkehren zu können“, sagt Fischer. Welche das sein könnten, dazu könne sie derzeit keine Angaben machen.
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Ahrensburgs Bürgermeister Eckart Boege, der am Freitagmorgen zum Schulzentrum gekommen war, um sich persönlich einen Eindruck zu verschaffen und mit Vertretern der Schulleitung zu sprechen, versicherte, die Stadtverwaltung werde einen „intensiven Austausch mit den Schulen und den zuständigen Behörden, insbesondere der Polizei, pflegen“, um eine Rückkehr zum Schulalltag zu ermöglichen.
Die Schulleiter wollten sich auf Anfrage nicht äußern. Sämtliche Kommunikation in dieser Sache laufe über das Kieler Bildungsministerium, mit dem man in engem Austausch stehe, heißt es. Dessen Sprecher David Ermes hält sich auf Anfrage unserer Zeitung bedeckt. „Am Montag haben die Schülerinnen und Schüler einen ohnehin geplanten beweglichen Ferientag. Am Dienstag findet wieder regulärer Unterricht statt“, sagt er. Polizei und Schulen unternähmen alles Nötige, um für die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler zu sorgen.