Ahrensburg. Der in Bargteheide aufgewachsene Nils Bollenbach ist bei “Deutschland sucht den Superstar“ zu sehen. Seine Mutter war dagegen.
Zuletzt war es still geworden um Nils Bollenbach. Nun hat sich der bekannte Grünen-Jungpolitiker aus Bargteheide im Rampenlicht zurückgemeldet. Am Sonnabend, 18. Februar, ist der 22-Jährige ab 20.15 Uhr in der RTL-Talentshow „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) zu sehen.
„Seit meiner Bühnenpremiere vor zwölf Jahren im Kleinen Theater meiner Heimatstadt war es ein großer Traum, einmal in dieser bekannten Sendung aufzutreten“, sagt Bollenbach unserer Redaktion. Nun sei aus dem langgehegten Wunsch Realität geworden, so der Mann mit zahlreichen Talenten.
DSDS: Grünen-Jungpolitiker singt vor Dieter Bohlen
„Viele, die mich schon einmal singen gehört haben, meinten, ich sollte unbedingt mal bei DSDS mitmachen“, berichtet Bollenbach. Nur seine Mutter sei immer dagegen gewesen.
Im vergangenen Jahr habe er es dann aber trotzdem gewagt und die Online-Bewerbung durchlaufen. Frei nach dem Motto „Besser spät als nie“. Und gewissermaßen auf den letzten Drücker. Bekanntlich wird das RTL-Format mit der Jubiläumsstaffel nach 20 Jahren eingestellt.
DSDS-Aufzeichnung im View Eleven am Hafen
Da hat es Bollenbach natürlich gefreut, den Einzug ins Casting vor der Jury mit Pop-Titan Dieter Bohlen geschafft zu haben. Das wurde für ihn auch noch zu einem Heimspiel, da es im View Eleven in seiner Wahlheimat Hamburg in Szene gesetzt worden ist, wo er seit Anfang Juli vergangenen Jahres wohnt.
Vor der Kulisse des Hamburger Hafens hat er den Titel „Warum hast du nicht nein gesagt“ von Roland Kaiser und Maite Kelly vorgetragen. „Es war sehr aufregend und ich habe alles gegeben“, sagt er. Auf der Bühne fühle er sich immer wieder wohl und werde dort regelrecht „zur Rampensau“. Er habe aber auch kein Problem damit, den „Pausenclown“ zu geben.
Mit 17 Jahren Mitglied der Grünen geworden
Entdeckt hat er sein Faible für Gesang und Schauspiel, als ihm im Alter von zehn Jahren die Hauptrolle im Musical „Der kleine Riese Gernegroß“ von Edith Nothdorf übertragen wurde. „Seitdem hat mich die Lust am Rollenspiel nicht mehr losgelassen und ich singe, wann und wo immer es mich überkommt“, erzählt Bollenbach.
In den vergangenen Jahren war diese Leidenschaft unterdessen etwas in den Hintergrund getreten. Das hatte vor allem mit seinem starken politischen Engagement zu tun. So gründete er 2018 den Ableger von Fridays for Future in Stormarn und wurde Mitglied der Grünen. Er gehörte bis 2022 deren Fraktion in der Stadtvertretung Bargteheide an und saß von 2019 bis 2022 auch im Kreisvorstand der Partei.
Direktkandidat für Bundestag und Landtag
2021 ist er dann sogar als Direktkandidat seiner Partei für die Bundestagswahl 2021 und ein Jahr später auch für die Landtagswahl in Schleswig-Holstein nominiert worden. Bei beiden Wahlen erzielte er achtbare Ergebnisse.
2021 unterlag er mit 13,7 Prozent der gültigen Stimmen Überraschungssieger Bengt Bergt (SPD/32,0) und dem kürzlich verstorbenen Gero Storjohann (CDU/27,9). Bei der Landtagswahl rangierte er dann im Wahlkreis 28 Stormarn-Nord mit 17,7 Prozent hinter Claus Christian Claussen (CDU/45,1) und Mehmet Dalkilinc (SPD/22,7).
„Besonders der Ausgang der Bundestagswahl hat mich schon frustriert“, gab Bollenbach seinerzeit unumwunden zu. Sein Herz brenne für das höchste nationale Parlament, weil es politisch die größte Reichweite habe und man dort am meisten bewegen könne.
„Vielleicht kam meine Kandidatur aber einfach zu früh. Zumal die Stormarner traditionell eher konservativ wählen“, so der Jungpolitiker, der offen zu seiner Homosexualität steht und seit 2021 Sprecher des queeren Netzwerks „GAYhin“ Stormarn ist.
Eine Zelle im Lichterfelder Knast bezogen
Nach der gescheiterten Landtagskandidatur 2022 hat sich sein Fokus verschoben. „Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass in meinem Leben neben der Politik auch die Kunst eine wichtige Rolle spielt“, so Bollenbach. Diese Seite lebe er momentan deutlich intensiver aus als zuvor.
So schloss er sich Anfang Juni etwa dem queeren Netzwerk prideART Berlin an, das den Zellentrakt des ehemaligen Frauengefängnisses Lichterfelde in Ateliers und Ausstellungsflächen verwandelt hat. Er sei froh, Teil „dieser wunderbaren Gemeinschaft“ von 28 Künstlern geworden zu sein, die gemeinsam an dem Projekt „The Knast“ arbeitet.
„Es bietet mir viele Möglichkeiten, mich als Künstler zu entfalten und weiterzuentwickeln“, ist Bollenbach überzeugt, der sich mit Malerei, Aktfotografie und Filmprojekten einbringt.
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- Ein kurzer Film über eine lange Beziehung
Im März werde er in Lichterfelde seinen Dokumentarfilm „Die Ehe meiner Großeltern“ vorstellen. In dem 39 Minuten langen Streifen, der beim Deutschen Generationen Filmpreis 2021 in Wuppertal Zweiter in der Kategorie „Generationenübergreifende Projekte“ geworden war, hat der Filmemacher auf anrührende wie überzeugende Weise das gemeinsame Altwerden in einer langen Beziehung thematisiert.
"Musste mich einfach bei DSDS bewerben"
Da Nils Bollenbach so ganz ohne Politik aber doch nicht auskommt, arbeitet er neben seinem Pädagogik-Fernstudium als persönlicher Mitarbeiter des Grünen-Bürgerschaftsabgeordneten Dennis Paustian-Döscher. „Der typische Politiker wollte ich nie sein und werde ich mit meinem persönlichen Hintergrund wohl auch nie werden“, sagt der gebürtige Stormarner.
Sich auf unbekanntem Terrain auszuprobieren sei Teil seines Wesens und bereichere sein Leben auf unkonventionelle Weise: „So gesehen, musste ich mich einfach bei DSDS bewerben. Das gehört jetzt zu meiner Vita wie alles, was da schon war, und alles, was noch kommt.“