Ahrensburg. Die Doppelpremiere mit Matthias Stern und Bürgermeister Eckart Boege ist geglückt. Das steht 2023 an.

Es waren deutliche Worte, die Bürgervorsteher Matthias Stern (CDU) beim Neujahrsempfang in Ahrensburg fand. „Ich kenne viele Menschen, die sich einbringen wollen“, sagte Stern mit Blick auf die Kommunalwahl 2023. „Aber sie tun es nicht, weil sie Angst vor Hass im Netz haben.“ Was im Internet speziell mit Blick auf Ahrensburg passiere, sei schier unerträglich. „Nicht nur Politiker und Verwaltungsangestellte sind Hass und Häme im Internet ausgesetzt. Auch Bürgermeister Eckart Boege, Kirchenvertreter und Journalisten werden mit Schmutz beworfen.“

Bürgervorsteher ermutigt die Menschen, Hass im Netz nicht hinzunehmen

Der Bürgervorsteher forderte, dies nicht stillschweigend hinzunehmen. „Ich möchte Sie ermutigen, gegen strafrechtlich relevante Ehrverletzung, Beleidigung und Schmähkritik vorzugehen.“ Auf Nachfrage der Redaktion teilte Stern mit, dass er von Betroffenen wisse, die genau das tun. Eine Entscheidung stehe noch aus, aber: „Das Gerichtsurteil zu Hasskommentaren gegen Renate Künast gibt mir Hoffnung, dass auch Ahrensburger Erfolg haben können.“ Seiner Einschätzung nach sei das Geschriebene jenseits der Grenze des Sagbaren. Daher sein klarer Appell: „Lassen wir uns das nicht gefallen.“ Mit seinen deutlichen Worten sorgte Stern nach dem offiziellen Teil für Gesprächsstoff.

Zahlreiche Vertreter aus Politik, Verwaltung, Unternehmen, Vereinen und Verbänden sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger waren zum Neujahrsempfang in den Marstall gekommen. 
Zahlreiche Vertreter aus Politik, Verwaltung, Unternehmen, Vereinen und Verbänden sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger waren zum Neujahrsempfang in den Marstall gekommen.  © Juliane Minow

„Ich kann das, was Herr Stern gesagt hat, zu hundert Prozent unterstützen“, sagt Bürgermeister Boege (SPD) auf Abendblatt-Nachfrage. „Ich finde es schlimm, was engagierte Menschen aus Politik, Verwaltung und anderen Bereichen über sich ergehen lassen müssen. Alle, die das direkt oder indirekt unterstützen, sollten darüber nachdenken, ob das der Umgang ist, den sie in dieser Stadt möchten.“

Für Boege und Stern war es der erste Auftritt beim Neujahrsempfang

Das Plädoyer gegen Hass im Netz war eines von vielen Themen, die beim Neujahrsempfang der Stadt Ahrensburg zur Sprache kamen. Nach zwei Jahren Corona-Pause feierte die Veranstaltung auch in der Schlossstadt ihr Comeback. Sie fand großen Anklang. Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung, Unternehmen, Vereinen und Verbänden sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger waren in das Kulturzentrum Marstall am Schloss gekommen.

Fest stand nach dem offiziellen Teil: Die Doppelpremiere ist geglückt. Sowohl für den 2022 nach Michael Sarach neu gewählten Bürgermeister Eckart Boege (SPD) als auch für Bürgervorsteher Matthias Stern, der zum Nachfolger seines verstorbenen Parteikollegen Roland Wilde gewählt wurde, war es der erste Auftritt beim traditionellen Neujahrsempfang. Die Gäste trafen auf ein gut eingespieltes Team, das nicht nur zu unterhalten vermochte, sondern auch einen optimistischen Ausblick auf 2023 gab.

Die Doppelpremiere ist gelungen: Erstmals sprachen Bürgermeister Eckart Boege und Bürgervorsteher Matthias Stern beim Neujahrsempfang in Ahrensburg.
Die Doppelpremiere ist gelungen: Erstmals sprachen Bürgermeister Eckart Boege und Bürgervorsteher Matthias Stern beim Neujahrsempfang in Ahrensburg. © Juliane Minow

Boeges Fazit: „Wir leben in einer wunderbaren Stadt“

Die Kurzzusammenfassung des Bürgermeisters seiner bisherigen Amtszeit fiel positiv aus: „Wir leben in einer wunderbaren Stadt.“ Obgleich er unter anderem in der Bürgersprechstunde immer wieder mit Problemen konfrontiert werde, seien die Gespräche stets höflich und respektvoll.

In Ahrensburg lebten, so sein Eindruck, aber nicht nur viele nette, sondern auch außerordentlich engagierte Menschen. „Als Anfang des Jahres der brutale Überfall Russlands auf die Ukraine geschah, haben weit über hundert Ahrensburgerinnen und Ahrensburger privat Geflüchtete aufgenommen, die teilweise bis heute bei ihnen leben.“ Ohne die Hilfe von Einzelnen, aber auch von Vereinen und Verbänden, hätte die Stadt diese Aufgabe nicht bewältigen können.

Millionenschwere Schulbauprojekte stehen auf der Agenda

2023 werden millionenschwere Großprojekte in Sachen Schulneu- und Erweiterungsbau Politik und Verwaltung beschäftigen. Die Grundschulen Am Aalfang und Am Hagen werden erweitert und neugebaut. Das Schulzentrum Am Heimgarten soll durch einen Neubau ersetzt werden. 100 Millionen Euro investiere die Stadt in den kommenden Jahren. Boege: „Das ist für eine Stadt wie Ahrensburg eine unvorstellbare Dimension.“

Auch die Freiwillige Feuerwehr ließ sich den Neujahrsempfang nicht entgehen (v. l.): Jan Haarländer (Ortswehrführer Ahrensburg), Niels Pirck (Gemeindewehrführer) und Michael Mey (Ortswehrführer Ahrensfelde) kamen in den Marstall. 
Auch die Freiwillige Feuerwehr ließ sich den Neujahrsempfang nicht entgehen (v. l.): Jan Haarländer (Ortswehrführer Ahrensburg), Niels Pirck (Gemeindewehrführer) und Michael Mey (Ortswehrführer Ahrensfelde) kamen in den Marstall.  © Juliane Minow

Außerdem soll die Rathaussanierung endlich abgeschlossen werden. „Die Umbauphase war für alle Betroffenen eine Zumutung“, sagte der Bürgermeister. Aktuell finden die Arbeiten am letzten Bauabschnitt im Foyer und im ersten Obergeschoss statt. „Die Beeinträchtigungen haben ihren Höhepunkt erreicht“, so Boege. Doch ein Ende sei in Sicht: „Ich verspreche Ihnen, dass Sie ab Sommer ein neues Rathaus erwartet.“

Stadt will Beitrag zum bezahlbaren Wohnen leisten

Neben Digitalisierung, Klimaschutz und der Zukunft des Badlantic wolle die Stadt sich 2023 auch mit dem Thema bezahlbarer Wohnraum auseinandersetzen. Denn die Wohnungsnot werde immer größer. Die Stadt Ahrensburg solle laut Boege unbedingt ihren Beitrag leisten, um in dieser Herausforderung Abhilfe zu schaffen. „Es kann nicht sein, dass Normal- und Geringverdiener keine Chance auf eine Wohnung haben“, so der Bürgermeister.

Für über 40 Jahre ehrenamtliches Engagement im Bereich Musik wurde in Abwesenheit Hinrich Tramm geehrt. Der Ahrensburger ist unter anderem als zweiter Vorsitzender im Verein für Theater und Musik in Ahrensburg und in der Kantorei der Schlosskirche aktiv, engagierte sich im Förder- und Trägerverein des Jugendorchesters der Stormarnschule und organisierte ein internationales Kammermusikfestival. Bürgervorsteher Matthias Stern dankte in seiner Rede allen Ehrenamtlichen, die sich für ihre Stadt engagieren. Stern: „Ohne euch wäre Ahrensburg leerer und langweiliger.“