Bad Oldesloe. Die Institution in Bad Oldesloe begleitet Menschen am Ende ihres Lebens. Spenden und Ehrenamtliche ermöglichen die Arbeit.

Es wird das letzte Weihnachtsfest sein, das Frau Schöller (Name geändert) erlebt. Das ist der 81-Jährigen bewusst. Der Krebs hat schon gestreut und eine Behandlung kommt für sie nicht in Frage. Sie sagt: „Ich würde wahrscheinlich ein bisschen länger leben. Aber zu welchem Preis?“ Sie wolle sich so lange wie möglich und so gut es eben gehe wohlfühlen. Und das an einem Ort, der auch ihrer Seele gut tue. Seit 14 Tagen ist Frau Schöller genau an so einem Ort.

Im Bad Oldesloer Hospiz Lebensweg hat die Reinfelderin eines der zwölf Gästezimmer bezogen. Die Entscheidung, hier ihre letzte Lebensphase zu verbringen, ist schnell gefallen. Sie kennt Kay Gladigau seit Jahren persönlich. Und eben jener unterstützt mit einer Stiftung das stationäre Hospiz, das 2020 Eröffnung feierte. Der Oldesloer Bauingenieur gründete die Karl Gladigau Hospiz-Stiftung zu Ehren und mit dem Erbe seines Großvaters, um Dinge auf den Weg zu bringen, die möglichst vielen anderen Menschen zugutekommen. Mit Gründung des Stiftungsfonds unter dem Dach der Bürger-Stiftung Stormarn und den Erträgen daraus unterstützt er das Haus finanziell.

Besonders auf kleine Kinder übt der Waggon eine Anziehungskraft aus

„Die Kostenträger übernehmen nur 95 Prozent der Betriebskosten“, sagt Einrichtungsleiter Karsten Wendt. Alles darüber hinaus müssen Hospize selbst erwirtschaften. In Bad Oldesloe liegt das jährliche Defizit bei etwa 400.000 Euro. „Ohne die Stiftungen und Spenden wäre das Haus in dieser Form gar nicht möglich“, sagt Wendt.

Auf liebevolle Details und Aufmerksamkeiten wie dieses Trauerbuch legen die Mitarbeiter des Oldesloer Hospizes großen Wert
Auf liebevolle Details und Aufmerksamkeiten wie dieses Trauerbuch legen die Mitarbeiter des Oldesloer Hospizes großen Wert © Verena Künstner

Doch genau diese Form ist es, die das Hospiz zu einem ganz besonderen Ort macht. Schon auf dem Vorplatz der Einrichtung im Oldesloer Westen fällt ein bunt bemalter Eisenbahn-Waggon ins Auge. Innen ist er liebevoll und gemütlich eingerichtet, bietet Platz für Begegnung und Gespräche bei Tee und Kuchen. Es wird getrommelt, gesungen, vorgelesen, gelacht - und natürlich auch geweint. „Bei uns sollen Gäste und Angehörige genau das finden, was sie in dieser herausfordernden Zeit brauchen“, sagt der Hospizleiter. Der Waggon übe vor allem auf kleine Kinder, die ein Elternteil besuchen, eine spezielle Anziehungskraft aus. „Hier können sie spielen, ein bisschen Abstand gewinnen. Häufig öffnen sie sich dann auch leichter den Mitarbeitern unseres psychosozialen Dienstes, die ihnen im Umgang mit Ängsten und Trauer zur Seite stehen.“

Etwa 75 Ehrenamtliche füllen das Hospiz mit ihrer Arbeit mit Leben

Fest steht: Den besonderen Waggon gäbe es ohne Spenden nicht. Und er wäre nicht solch ein Wohlfühlort, gäbe es neben den fest Angestellten nicht zusätzlich noch Ehrenämtler, die ihn mit Leben füllen. Das gilt nicht nur für den Waggon, sondern für das gesamte, lichtdurchflutete Haus.

Derzeit sorgen 75 Menschen ehrenamtlich dafür, dass sich Gäste wie Frau Schöller im Hospiz gut aufgehoben fühlen. Sie sind Gesprächs- und Spielpartner, helfen in der Küche, bringen den Garten in Schuss, sitzen am Empfang. Manchmal halten sie auch nur die Hand. Es kam schon vor, dass sie von den Sterbenden als Engel auf Erden bezeichnet wurden. Maren Börner ist einer von ihnen. Je nach Bedarf hilft sie ein bis drei Mal die Woche dort aus, wo sie gebraucht wird. Ob sie ihre freie Zeit gern opfere? „Das ist absolut kein Opfer“, sagt die Oldesloerin und lacht. „Die meisten Gäste und Angehörigen beschenken uns mit so viel Wertschätzung, dass wir hier immer reicher rausgehen als reinkommen.“

Spenden sind unverzichtbar für die Arbeit der Bürger-Stiftung Stormarn

Nicht nur die Karl Gladigau Hospiz-Stiftung lebt von Geld- und Zeitspenden. Auch die anderen 36 Stiftungsfonds und die sechs regionalen Bürgerstiftungen, die sich unter dem Dach der 2007 gegründeten Bürger-Stiftung Stormarn versammelt haben, benötigen kontinuierliche Unterstützung, um ihren jeweiligen Zweck in bester Form erfüllen zu können.

Maren Börner ist eine von derzeit 75 Ehrenamtlichen, die im Hospiz Lebensweg für das Wohl der Gäste sorgen und Ansprechpartner für Angehörige sind.
Maren Börner ist eine von derzeit 75 Ehrenamtlichen, die im Hospiz Lebensweg für das Wohl der Gäste sorgen und Ansprechpartner für Angehörige sind. © Verena Künstner

„Spenden und Zustiftungen sind eine wichtige Grundlage für unsere Arbeit, mit der wir wertvolle Projekte und Institutionen in unserer Region nachhaltig absichern können“, sagt Michael Ringelhann, Mitglied des Vorstandes der Bürger-Stiftung Stormarn. „Neben finanziellen Zuwendungen sind wir auch sehr dankbar für die vielen Menschen, die zum Wohle anderer ihre Zeit spenden.“

Manche Stiftungen retten sogar Leben

Wer sich engagieren wolle, könne ganz unkompliziert Kontakt zum Stiftungsbüro aufnehmen. Dort erfahre man dann aus erster Hand, welche Stiftung wie unterstützt werden kann. In Barsbüttel engagieren sich beispielsweise mehr als 100 Ehrenamtliche in verschiedensten Bereichen: Es gibt Schulbegleiter und Hausaufgabenhelfer, Grünflächen-, Lese- und Integrationspaten, Helfer in der gemeindeeigenen Fahrradwerkstatt. Sie alle freuen sich über Geldspenden, mit denen die Bürger-Stiftung Barsbüttel ihnen Hilfsmittel wie Gartenhandschuhe, Werkzeug oder Sprachbücher zur Verfügung stellen kann.

Dass die Unterstützung von Stiftungen sogar lebensrettend sein kann, beweist die Arbeit der Brigitte Voß-Stiftung. Sie finanziert Menschen eine Ausbildung zum Ersthelfer und stattet sie mit technischem Equipment aus.

Geldspenden werde auch in die Aus- und Fortbildung gesteckt

Auch im Oldesloer Hospiz Lebensweg werden Geldspenden in die Aus- und Fortbildung gesteckt. Darauf legt Geschäftsführer Karsten Wendt besonderen Wert. Er sagt: „Unsere Trauer- und Sterbebegleiter sind allesamt professionell geschult. Die Gäste sind so in besten Händen, deren Wohl steht über allem. Doch auch für die Begleiter ist die Ausbildung wichtig. Sie sind häufig mit starken Gefühlen konfrontiert und lernen, damit umzugehen.“

Frau Schöller hat mit ihrem Mann bereits abgesprochen, dass eine Spende ans Hospiz auf dem Geschenkzettel für Weihnachten steht. Und allen Bekannten und Freunden legt sie das auch ans Herz. Sie sagt: „Ich erlebe gerade am eigenen Leib, wie gut es tut, so umsorgt werden. Diese Erfahrung sollten alle Menschen an ihrem Lebensende machen dürfen.“