Ahrensburg. Restmüll wird günstiger, Bioabfall teurer. Unter dem Strich bleiben die Entgelte für rund 75.000 Haushalte stabil.

Während die Preise in vielen Lebensbereichen drastisch steigen, müssen die rund 75.000 Privathaushalte im Kreis Stormarn für die Müllabfuhr nächstes Jahr nicht mehr zahlen. Die Kosten für die graue Restmülltonne sinken leicht, die für die braune Biotonne steigen etwas. Das geht aus der neuen Tarifordnung der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) hervor, die der Stormarner Kreistag noch genehmigen muss.

Für eine vierköpfige Familie (120 Liter Restabfall und 240 Liter Bioabfall zweiwöchentlich) fallen sechs Cent mehr je Monat an. Im Jahr macht das 238 statt 237 Euro. Wer mit einer kleineren Kombination auskommt (60 Liter Restabfall, 80 Liter Bioabfall jeweils zweiwöchentlich), spart sieben Cent monatlich und muss gut 138 statt 139 Euro überweisen. Ein Paar, das wenig Müll produziert (60 Liter Restabfall vierwöchentlich, 80 Liter Bioabfall zweiwöchentlich), zahlt künftig genau sieben Cent mehr im Monat. Auf der Jahresrechnung stehen rund 103 statt 102 Euro.

Fast alles wird teurer, doch die Müllentgelte steigen in Stormarn nicht

„Trotz drastischer Kostensteigerungen in vielen Bereichen bleiben die Entgelte für die Abfallentsorgung insgesamt nahezu stabil“, sagt AWSH-Sprecher Olaf Stötefalke. Das Abendblatt gibt einen Überblick über die einzelnen Rechnungsposten.

AWSH-Sprecher Olaf Stötefalke: „Trotz drastischer Kostensteigerungen in vielen Bereichen bleiben die Entgelte für die Abfallentsorgung insgesamt nahezu stabil.“
AWSH-Sprecher Olaf Stötefalke: „Trotz drastischer Kostensteigerungen in vielen Bereichen bleiben die Entgelte für die Abfallentsorgung insgesamt nahezu stabil.“ © Juliane Minow

Grundentgelt: Je Grundstück liegt der monatliche Satz unverändert bei 4,76 Euro. Damit werden Leistungen finanziert, die von allen Kunden genutzt werden können. Dazu gehören das Servicecenter, die Öffentlichkeitsarbeit, die kostenlose Sperrmüllsammlung und die Recyclinghöfe.

Restmüll: Die AWSH, die für die Entsorgung in den beiden Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg zuständig ist, kann in der Müllverbrennungsanlage Stapelfeld (MVA) seit 2017 jährlich 93.000 Tonnen anliefern. „Im Vertrag wird neben dem Aufwand für die Verbrennung der Restabfälle auch der Erlös für die Vermarktung der in der Anlage erzeugten Energie berücksichtigt“, sagt Stötefalke. Die Anlage produziert Strom und Fernwärme. Die in der aktuellen Energiekrise deutlich gestiegenen Erlöse senken das Entsorgungsentgelt. „Damit können Kostensteigerungen in anderen Bereichen aufgefangen und die Entgelte für unsere Kundinnen und Kunden sogar leicht gesenkt werden“, so der Unternehmenssprecher.

In der MVA Stapelfeld ein zusätzliches Kontingent gesichert

In den verbreitetsten Kategorien (Abfuhr alle zwei Wochen) drückt sich das in Monatsentgelten so aus: 60-Liter-Tonne (rund 22.200 Haushalte) 5,88 statt 6,16 Euro, 80-Liter-Tonne (rund 21.500 Haushalte) 7,83 statt 8,22 Euro), 120-Liter-Tonne (rund 14.800 Haushalte) 11,66 statt 12,33 Euro. Sperrmüll wird auf Bestellung bis zu sechsmal jährlich kostenlos abgeholt.

Das tatsächliche Verbrennungsaufkommen ist trotz aller Mülltrennung sogar größer als 93.000 Tonnen – und so bleibt es laut langfristiger Prognose der AWSH auch. Ursachen seien die steigenden Einwohnerzahlen und das starke wirtschaftliche Wachstum in den beiden Kreisen. Um die Entsorgungssicherheit zu gewährleisten, hat die AWSH einen Vertrag über ein zusätzliches Kontingent mit EEW Energy from Waste Stapelfeld abgeschlossen.

Biomüll: „Die Vertragsgestaltung ist anders gelagert, dadurch schlagen die allgemeinen Kostensteigerungen etwas stärker durch“, sagt Olaf Stötefalke. Der absolute Preis sei aber weiterhin sehr niedrig. Das sind die künftigen Monatsentgelte: 80-Liter-Tonne (rund 32.200 Haushalte) 1,21 statt 1,00 Euro, 120-Liter-Tonne (22.900 Haushalte) 1,81 statt 1,50 Euro, 240-Liter-Tonne (15.800 Haushalte) 3,63 statt 3,00 Euro).

Die braune Tonne ist mittlerweile so beliebt, dass die gesammelte Menge die Kapazität der Vergärungsanlage im Abfall-Wirtschaftszentrum Trittau (AWT) bei Weitem übertrifft. Dort können maximal 36.000 Tonnen im Jahr verarbeitet werden, doch es kommen rund 54.000 Tonnen zusammen. Der Rest muss in Anlagen nach Lübeck und Schwerin gebracht werden, die höhere Preise verlangen. Die Transportkosten kommen hinzu.

Altpapier- und Wertstofftonne: Für die blaue Altpapiertonne gibt es weiterhin eine Gutschrift von 15 Cent (120 Liter) beziehungsweise 32 Cent (240 Liter) im Monat. Sie wird monatlich geleert, die gelbe Wertstofftonne alle zwei Wochen. Der Markt für Rohstoffe hat sich laut AWSH in diesem Jahr positiv entwickelt. Für Elektroschrott, Metall, Kunststoffe und Alttextilien habe sich die Erlössituation weiter verbessert.

Recyclinghöfe: „Auch die Annahmepreise bleiben stabil“, sagt Olaf Stötefalke. Wer beispielsweise Bauschutt auf den Höfen in Ahrensburg, Bad Oldesloe, Bargteheide, Reinbek, Reinfeld, Stapelfeld und Trittau abgibt, zahlt weiterhin 5,50 Euro je 100 Liter. Bei Grünabfall sind es für dieselbe Menge zwei Euro.

Stormarns Preise zählen im bundesweiten Müllgebührenranking zu den niedrigsten

Dass die Stormarner deutschlandweit mit am wenigsten für die Müllabfuhr zahlen, zeigt auch ein Blick auf das Müllgebührenranking 2022 des Hauseigentümerverbands Haus & Grund. Der hatte die Preise in den 100 größten deutschen Städten für eine vierköpfige Musterfamilie verglichen. In der Rangliste der 67 Orte, die wie die AWSH einen 14-täglichen Abfuhrrhythmus anbieten, wäre Stormarn in der Spitzengruppe gelandet.

Unschlagbar günstig ist Wolfsburg mit rund 128 Euro. Es folgen Schwerin (164) und Cottbus (169). Stormarn läge mit 213 Euro auf einer Höhe mit Bielefeld und Heilbronn. Hamburg rangiert mit 267 Euro im Mittelfeld. Ein Drittel der Städte übertrifft die 300-Euro-Grenze. Bremerhaven (405) und Trier (444) verlangen noch mal deutlich mehr. „Die großen Blöcke stellen die Kosten für die Abfallbehandlung und die Abfallsammlung dar“, sagt Olaf Stötefalke. „Hier haben wir gute Vertragswerke mit den von uns beauftragten Unternehmen erreichen können.“

Bundestag verschiebt CO2-Abgabe für Müllverbrennung

Die CO2-Abgabe für Müllverbrennungsanlagen (MVA) tritt nun doch nicht Anfang 2023 in Kraft. Der Bundestag hat die Ausweitung des Brennstoffemissionshandelsgesetzes (BEHG) auf thermische Abfallbehandlungsanlagen auf den 1. Januar 2024 verschoben. Auch deshalb steigen die Müllentgelte nicht.

900 Millionen Euro soll die Abgabe bundesweit im ersten Jahr einbringen. Auch die MVA Stapelfeld hätte die Kosten an die Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) weitergegeben. Am Ende wären für die Kunden Rest- und Sperrmüll teurer geworden.

Das Unternehmen EEW Energy von Waste, das in Stapelfeld und 16 weiteren Anlagen jährlich rund fünf Millionen Tonnen Abfall verbrennt, kritisierte den Gesetzentwurf scharf. Deutschland sollte die Aufnahme einer CO2-Bepreisung ins Europäische Emissionshandelsgesetz abwarten, an der die EU arbeite. Sonst seien mehr Abfallexporte und illegale Entsorgung zu befürchten.

Kreistag Stormarn Fr 16.12., 16 Uhr, Kreistagssitzungssaal in Bad Oldesloe, Mommsenstraße 13