Oststeinbek. 40.000 Euro spendete Joachim Butz an Lehranstalt in Mwanamkuu, gründete dann eine Organisation, die unter anderem Lehrer bezahlt.
Joachim Butz klappt seinen Laptop auf und zeigt ein Video aus dem November vergangenen Jahres. Dort ist er zu sehen bei einem Empfang im kenianischen Dorf Mwanamkuu, gelegen ganz im Süden des afrikanischen Landes. Als der Senior aus dem Auto steigt, wird ihm sofort eine Art Lametta-Kette umgehängt, Frauen tanzen, Kinder singen im Chor. Der Oststeinbeker wird hofiert wie ein König. Es ist der Ausdruck purer Dankbarkeit. Die Jungen und Mädchen besuchen eine Schule, die auf Initiative des 72-Jährigen gegründet wurde. Mehr noch: Butz hat Gebäude auf dem 7500-Quadratmeter-Areal aus eigener Tasche finanziert, von 2013 bis zu seiner Vereinsgründung im Februar 2020 rund 40.000 Euro in das Projekt gesteckt.
Die Organisation, der er jetzt vorsteht, heißt Elimu Bora. Der Name stammt aus der Landessprache Swahili und bedeutet „Gute Ausbildung“. Den Vorschlag hatte die Bildungseinrichtung gemacht. Genaugenommen sind es zwei, Vor- und Grundschule befinden sich auf einem Grundstück. Die Räume für die Kinder ab drei Jahren hat der kenianische Staat gebaut. „Ich liebe das Land und die Menschen. Wir haben minimale Verwaltungskosten. Das Geld kommt zu 98 Prozent an, bei großen Organisationen versickert vieles etwa für Werbezwecke“, sagt der Vorsitzende über seinen Verein, der aus zehn Mitgliedern besteht. Das sind Familienangehörige und Freunde. Butz und seine Mitstreiter hatten 2021 Einnahmen in Höhe von rund 21.800 Euro aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden generiert. Das Geld wird auch dafür verwendet, zusätzliche Lehrkräfte zu bezahlen und das Mittagessen sicherzustellen.
Kinder bekommen dreimal pro Woche warmes Essen
Insbesondere die Verpflegung zu gewährleisten, sei eine ständige Herausforderung. „Die Preise sind seit Anfang des Jahres um 30 Prozent gestiegen“, sagt Butz. Pro Portion kalkuliert er jetzt mit 20 Cent bei 310 Schülern. Dreimal pro Woche gibt es warmes Essen, zum Beispiel Bohnen und Reis, dazu einmal Obst. „Wegen der weiterhin schwierigen wirtschaftlichen Lage im Land sind die regelmäßigen Mahlzeiten für die Kinder von großer Bedeutung.“ Darüber hinaus finanziert der Verein 80 Prozent des Gehalts von zwei Pädagogen der Grund- sowie einer Lehrkraft der Vorschule. Vor Kurzem wurde ein Multifunktionsdrucker angeschafft. In dem Dorf leben rund 600 Menschen, die Kinder kommen auch aus umliegenden Siedlungen. „Es hat sich herumgesprochen, dass die Einrichtung gut ausgestattet ist“, so Butz.
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Sein Engagement in Kenia ist dem Zufall geschuldet. 1997 machte der Oststeinbeker mit einem seiner vier Söhne Urlaub in dem ostafrikanischen Land, besuchte mehrere Nationalparks. Ein Ausflug führte ihn ins Dorf Mwamanga. Dort kam er mit dem Schulleiter ins Gespräch, schaute sich in einem Klassenzimmer um. Kinder sangen den beiden Deutschen ein Lied. „Das hat mich sehr bewegt, es hat an allem gefehlt“, sagt Butz. Er entschloss sich, Geld zu spenden, schickte Schulmaterialien. Butz überredete eine Fluggesellschaft zum kostenlosen Transport der Spenden.
Binnen vier Jahren stieg Schülerzahl von 87 auf 310
16 Jahre später dann der zweite Aufenthalt in Kenia. Den Rektor, inzwischen in den Ruhestand versetzt und als Lokalpolitiker aktiv, traf er wieder, nachdem der Kontakt zwischendurch abgebrochen war. Ein Verein aus Uttenweiler hatte dessen Kontaktdaten übermittelt. Die Männer unternahmen eine Tour durch den Wahlbezirk des Bekannten, in dem auch Mwanamkuu liegt. Die Geschehnisse bei der Einfahrt ins Dorf schildert der Oststeinbeker so: „Wir wurden begeistert empfangen, es waren mehr als 300 Menschen zugegen. Sie haben Musik gemacht und getanzt.“ Was Butz erst danach erfuhr: Der Politiker hatte den Dorfbewohnern versprochen, ihn zu überzeugen, beim Bau einer Schule zu unterstützen. Die nächste Lehranstalt war rund neun Kilometer entfernt. Kinder aus dem Dorf legten den Weg zu Fuß zurück – 18 Kilometer am Tag.
Zurück in Deutschland und nach einigen Überlegungen war für den Oststeinbeker klar: Mwanamkuu soll die Schule bekommen. Erste Überweisungen tätigte er nach einer Hüftoperation noch aus dem Krankenhaus. Ende 2014 waren jeweils zwei Klassen- und Lehrerzimmer sowie ein Toilettengebäude fertiggestellt. Im Sommer 2018 besuchten 87 Kinder die Lehranstalt – und es wurden immer mehr. Also musste erweitert werden. Butz spendete dafür. Er ist offiziell Rentner, arbeitet aber immer noch als Steuerberater. Den Zusatzverdienst kann er für die Kenia-Hilfe gut gebrauchen.
Alle Klassen der Grundschule haben jetzt einen eigenen Raum
Da ist zum Beispiel ein Tank mit 10.000 Litern Fassungsvermögen, der das Regenwasser vom Dach der Schule auffängt. Bei hohen Niederschlagsmengen profitieren auch Dorfbewohner von dem Trinkwasser. Zudem mangelte es an Sitzmöglichkeiten, Jungen und Mädchen mussten beim Unterricht auf dem Boden sitzen. Deshalb wurden 72 Bänke von zwei Tischlern angefertigt – bezahlt von Butz. Seit rund zweieinhalb Jahren laufen Überweisungen über das Vereinskonto.
Unter der Regie von Elimu Bora wurde fleißig weitergebaut. Projekte, die sich die Schule gewünscht hatte, sind umgesetzt: eine Umzäunung des Geländes, der modernisierte Eingangsbereich sowie zwei WC-Gebäude. Und es gibt zwei neue Zimmer. Nun haben alle Klassen der Grundschule einen eigenen Raum. Er habe zwei Großspender gewinnen können, berichtet Butz. Es sind keine Unternehmen. Sich selbst zählt er nicht dazu. Viermal ist der Oststeinbeker bislang in Kenia gewesen. Die nächste Reise ist für 2023 geplant. Er wohnt dort in einem Hotel, wird natürlich auch wieder seine Schule besuchen. Auf ein Gebäude ist übrigens sein Name gemalt mit dem Zusatz Sponsor und Germany.
Mehr Informationen über den Oststeinbeker Verein gibt es auf www.elimu-bora.com. Spenden für die Schulen in Kenia können bei der Skatbank auf folgendes Konto überwiesen werden: DE56 8306 5408 0004 2131 06.