Oststeinbek. Joachim Düster spendet Papier und Stifte an Schulen im Senegal. Er war bereits zwölf Mal in dem afrikanischen Land.
400.000 Blatt Papier, 35.000 Kugelschreiber, 15.000 Filz- und 5000 Bleistifte mit einem Gesamtgewicht von rund vier Tonnen: Das ist die Menge, die Joachim Düster dieses mal hat verschiffen lassen von Hamburg nach Dakar in den Senegal. Der 65-Jährige aus dem Oststeinbeker Ortsteil Havighorst engagiert sich seit vielen Jahren im westafrikanischen Land mit einem Hilfs-Projekt. Er beliefert Schulen mit Utensilien, die er bei Unternehmen als Spenden einsammelt. Die Verteilung vor Ort übernimmt der Rentner selbst, war vor Kurzem für vier Wochen zugegen. Bislang hatten vier staatliche Bildungseinrichtungen von seinem Engagement profitiert. Inzwischen sind es zehn und ein Waisenhaus.
„Man muss mit dem Elend umgehen können, wird täglich angebettelt“, sagt der Senior. Er habe sich aber in Land und Menschen verliebt. Und die Dankbarkeit sei überwältigend. Düster klappt seinen Laptop auf und zeigt ein Video von seinem Besuch im Waisenhaus. Zu sehen sind rund 70 Kinder, allesamt mit blauer und identischer Kleidung, im Alter von drei bis sieben Jahren, die Lieder für den Ehrenamtler singen. An einem Pfahl ist die Flagge des Senegal gehisst. „Die Zeremonie hat 45 Minuten gedauert, es war wie bei einem Staatsbesuch“, berichtet der Oststeinbeker. Das habe ihn zutiefst beeindruckt.
40 Prozent der Bevölkerung leben in extremer Armut
In dem Land mit seinen rund 17 Millionen Einwohnern leben rund 40 Prozent der Bevölkerung in extremer Armut. Laut Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung liegt die Analphabetenrate knapp unter 50 Prozent. Vor allem in den ländlichen Gebieten sei die medizinische Versorgung völlig unzureichend. In den Städten sorge die Zuwanderung für Probleme, besonders bei der Trinkwasserversorgung und der Abwasser- und Abfallentsorgung.
Düster kennt das Dilemma allzu gut. Er war jetzt bereits zum zwölften Mal seit 2007 im Senegal. Drei Wochen hielt er sich in der Stadt M`Bour, 120 Kilometer südlich von Dakar gelegen, auf und brachte Papier und Stifte zu den Lehranstalten – mit dem Taxi oder einem Van. In der Vergangenheit geschah das auch per Pferdekarre. Eine Woche tingelte der Projekt-Initiator in diesem Jahr durch die Republik. Stets im Blick, wo er künftig noch unterstützen könnte.
Das Flugticket zahlt der Oststeinbeker aus eigener Tasche
Es braucht Personen vor Ort, die Kontakte knüpfen. Auch diese Erfahrung hat Düster gemacht. Über einen senegalesischen Freund, der beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Dortmund arbeitet, hat er Bekanntschaft gemacht mit zwei Männern, die ihm zur Seite standen – zum Beispiel beim Beladen des Autos. Auch wirkten sie bei der Auswahl der Schulen mit und stellten dem Oststeinbeker die Unterkunft, ein Haus, das er allein bewohnte. Einer der Männer ist Deutschlehrer. „Das macht natürlich vieles einfacher, war für mich quasi ein Heimspiel.“ Ansonsten unterhält sich Düster bei seinen Reisen auf Englisch, kann sich ebenfalls in französischer Sprache verständlich machen.
Das Flugticket zahlt der Oststeinbeker immer aus eigener Tasche, butterte zudem bei der Verschiffung zu. „Die Transportkosten für den Container haben sich verdreifacht“, so Düster. Und zollfrei sind die Waren auch nicht. Deswegen hat er nun bei der senegalesischen Botschaft in Berlin vorgesprochen, das Projekt detailliert vorgestellt. Ziel ist es, Vergünstigungen zu bekommen. Am Montag erhielt Düster eine Antwort per E-Mail. „Man ist gewillt, mein Anliegen zu unterstützen. Entscheiden muss das jetzt die Regierung im Senegal.“
Dass er ausgerechnet Papier und Stifte in den Senegal bringt, kommt nicht von ungefähr. Düster ist gelernter Schriftsetzer, war zuletzt als Gestalter beim beim Rowohlt-Verlag tätig. Er hat gute Kontakte zu Papierlieferanten, auch zwei Firmen aus Reinbek steuern jedes Jahr mehrere Paletten bei. Insgesamt halten ihm acht Firmen die Treue. Im März referierte der gebürtige Stuttgarter bei den Kamingesprächen im Reinbeker Schloss. 39 Besucher hörten zu und spendeten 515 Euro.
Junge Fußballer bekommen Trikots und Bälle
Düster hat sich inzwischen mit den Unternehmen in Verbindung gesetzt zwecks Aktivitäten in 2023. „Ich hoffe, dass ich die gleichen Mengen wie in diesem Jahr bekomme. Es wäre schade, wenn einige Schulen, die jetzt in das Programm aufgenommen worden sind, nicht mehr berücksichtigt werden könnten.“ Vor Kurzem hat der Oststeinbeker einen Sportartikelhersteller aus Süddeutschland überzeugen können, Trikots und Bälle in das westafrikanische Land zu schicken, 150 Euro dazugegeben. Er hat Bilder von den Empfängern erhalten. Ein kleiner Junge ist zu sehen, der im neuen Jersey einen Pokal in die Höhe stemmt. Seine Mannschaft hatte ein Turnier auf tiefem Sandboden gewonnen.
Die Lebensfreude der Menschen im Senegal begeistert ihn. Und die Herzlichkeit, wie diese mit Gästen umgehen. „Sie geben ab und teilen, selbst wenn nur wenig Lebensmittel zur Verfügung stehen.“