Bad Oldesloe. Das Geldhaus will mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell Maßstäbe in der Finanzbranche setzen.

Auf dem Dach der Hauptfiliale der Sparkasse Holstein weht eine steife Brise. Dennoch hat Filialleiter Olaf Nelle den Packen Druckerpapier Steinbeis No 4 fest im Griff. Seit dem Vorjahr hat das Geldhaus konsequent auf die Nutzung dieses mit dem Blauen Engel und dem EU-Ecolabel ausgezeichneten Papiers umgestellt, das zu 100 Prozent aus Altpapier hergestellt ist. „Das ist ebenso ein bedeutender Mosaikstein für die nachhaltige Ausrichtung der Sparkasse Holstein zum klimabewussten Unternehmen wie die Fotovoltaikanlage, mit der wir den Strombedarf der Hauptfiliale vollständig selbst produzieren“, sagt Nelle.

Seit der Gründung 1824 geht es um Zukunft und Teilhabe

Seit geraumer Zeit fühlt sich das Kreditinstitut den 17 Sustainable Development Goals (SDG), der 2015 von den Vereinten Nationen beschlossenen Ziele für eine nachhaltige Entwicklung bis 2030, verpflichtet. „Dabei geht es bei weitem nicht nur um Klima- und Umweltschutz, die weltweit einheitlichen Entwicklungsmaßstäbe schließen ebenso ökonomische, ökologische und soziale Aspekte ein“, weiß der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Holstein, Thomas Piehl.

Thomas Piehl (v.l.), Laura Bielfeldt, Björn Lüth und Steffen Müller präsentieren vor der Hauptfiliale in Bad Oldesloe die Nachhaltigkeitsbilanz der Sparkasse Holstein.
Thomas Piehl (v.l.), Laura Bielfeldt, Björn Lüth und Steffen Müller präsentieren vor der Hauptfiliale in Bad Oldesloe die Nachhaltigkeitsbilanz der Sparkasse Holstein. © HA | Sparkasse Holstein

Das klare Bekenntnis zur Nachhaltigkeit falle dem Geldhaus unterdessen leicht. „Seit unserer Gründung 1824 geht es bei uns um Zukunft und um Teilhabe, allen Bevölkerungskreisen sollte der Zugang zu Bankdienstleistungen ermöglicht werden“, erklärt Piehl. Vor 200 Jahren sei diese „Sparkassen-Idee“ revolutionär gewesen und habe zu ihrer starken Stellung im Finanzmarkt bis in die Gegenwart beigetragen.

Spitzenplätze bei der Nachhaltigkeitsanalyse

Seit zwei Jahren setzt die Sparkasse dabei mehr denn je auf ein nachhaltiges Geschäftsmodell. Dazu gehört, alle Aspekte der Nachhaltigkeit im eigenen Geschäftsbetrieb, sprich, im Kontakt mit Kunden, Geschäftspartnern und Lieferanten, zu berücksichtigen. Dazu sind unter anderem Laura Bielfeldt aus dem Bereich Unternehmenssteuerung und Björn Lüth aus dem Bereich Vorstandsstab und Kommunikation als Nachhaltigkeitsbeauftragte eingesetzt worden.

„Im engen Zusammenwirken mit dem zentralen Dienstleister N-Motion geht es darum, uns in Sachen Nachhaltigkeit beständig im ersten Drittel aller 360 Sparkassen zu positionieren“, so Laura Bielfeldt. In einem aktuellen Ranking des Nachhaltigkeitskompasses rangierte die Sparkasse Holstein jüngst auf Platz sechs unter 208 Teilnehmern. Bei einer Analyse von Focus Money lag sie auf Rang zwei.

Haupttreiber der CO2-Bilanz war die Wärmeerzeugung

„Spätestens 2035 soll unser eigener Geschäftsbetrieb komplett klimaneutral sein. Deshalb lautet unsere Devise, erst Emissionen reduzieren, dann kompensieren“, sagt Björn Lüth. Diese Grundhaltung durchdringe inzwischen alle Geschäftsbereiche und sei wesentlicher Teil der Sparkassen-DNA geworden.

Um einen belastbaren Status Quo zu ermitteln, erstellte das Unternehmen im Vorjahr eine CO2-Bilanz. Ermittelt wurden 1744 Tonnen. Haupttreiber war mit 1254 Tonnen die Wärmeerzeugung. Womit auf jeden Mitarbeiter 2163 Kilogramm entfielen. Zur Kompensation hat die Sparkasse über ihre Stiftungen den Grabauer Forst erworben, der mit seinen 160,3 Hektar jedes Jahr etwa 2084 Tonnen CO2 speichert. Zudem betreiben die Stiftungen für die Nachhaltigkeitsbildung drei außerschulische Lernorte auf dem Bungsberg, im Küchengarten Schloss Eutin und im Naturerlebnis Grabau.

Immer mehr Filialen erhalten eigene Fotovoltaikanlagen

Überaus erfolgreich zeigt sich das Geldhaus beim Stromsparen. Zwischen 2014 und 2021 konnte der Verbrauch um 45 Prozent gesenkt werden. Von den 56.907 Kilowattstunden, die die PV-Anlage auf dem Dach der Hauptfiliale im Vorjahr produzierte, verbrauchte die Sparkasse lediglich 44.513 kWh selbst. Inzwischen wurden auch die Dependancen in Lensahn und Sasel mit PV-Anlagen bestückt, für die Filialen in Reinbek, Wandsbek, Bad Schwartau und Burg auf Fehmarn laufen die Planungen auf Hochtouren.

„Wo wir den Strom noch nicht selbst produzieren, achten wir auf den Bezug von 100 Prozent Ökostrom von regionalen Lieferanten“, so Sparkassen-Sprecher Steffen Müller. Allein diese Maßnahme habe den CO2-Fußabdruck um mehr als 1000 Tonnen verringert. Wie überhaupt alle Lieferketten auf Nachhaltigkeitsaspekte hin überprüft wurden. Im Zuge einer NUN-Zertifizierung haben sich im Vorjahr 23 von 28 Lieferanten zur Einhaltung einer neuen, strengeren Richtlinie verpflichtet.

Kunden haben 79 Millionen Euro in Nachhaltigkeitsfonds angelegt

Auch im Kerngeschäft selbst spielen Nachhaltigkeitsaspekte eine zunehmend wichtigere Rolle. „So unterstützen wir unsere Privat- und Geschäftskunden bei der Finanzierung von Immobilien mit einem hohen ökologischen Standard, bei Sanierungsmaßnahmen um den Energieverbrauch zu senken, bei Investitionen in erneuerbare Energien, sowie beim Umstieg auf klimaschonende Mobilität“, sagt Müller.

Überdies werbe die Sparkasse aktiv für Investitionen in Nachhaltigkeitsfonds. Deren Anteil im Bestand hat sich im vergangenen Jahr von zwölf auf 14,2 Prozent erhöht. „2021 haben unsere Kunden insgesamt 79,2 Millionen Euro in verschiedenen, von uns empfohlenen Nachhaltigkeitsfonds der Deka und anderer Fondsgesellschaften angelegt, ein Plus von 261,6 Prozent“, berichtet der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Holstein, Thomas Piehl. Damit seien mehr als 42,5 Prozent aller getätigten Neuanlagen in nachhaltige Fonds geflossen.