Grabau. Firma aus Stormarn soll Rechnungen für nie georderte Bestellungen verschickt haben. Bundesweit mehrere Tausend Betroffene.

Der Fall hatte im Juli bundesweit für Schlagzeilen gesorgt: Ein Unternehmen mit Sitz in Grabau bei Bad Oldesloe (Kreis Stormarn) soll im großen Stil mit Corona-Selbsttests betrogen haben. Dutzende Firmen, vor allem Mittelständler und Selbstständige, bekamen Rechnungen für angeblich bestellte Antigentests und Schutzmasken, ohne dass diese je geliefert oder überhaupt geordert worden waren. Handelskammern in ganz Deutschland warnten ihre Mitglieder vor der betrügerischen Masche der Alpha Ribs GmbH.

Nun meldet die Staatsanwaltschaft Kiel eine Festnahme in dem Fall. Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Axel Bieler handelt es sich um einen Mann aus dem Kreis Segeberg. Das Amtsgericht Kiel hat auf Antrag der Staatsanwaltschaft Untersuchungshaftbefehl gegen den 43-Jährigen erlassen. Der Mann wurde in die Justizvollzugsanstalt Neumünster gebracht.

43-Jähriger nach Betrug mit Corona-Tests in mehreren Tausend Fällen festgenommen

„Nach unseren Ermittlungen soll der Beschuldigte als Geschäftsführer der Alpha Ribs GmbH seit Ende Juni 2022 in betrügerischer Absicht Mahnschreiben an zahlreiche verschiedene Firmen und Privatpersonen im gesamten Bundesgebiet mit tatsächlich nicht existenten Forderungen geltend gemacht haben“, sagt Bieler. Die Staatsanwaltschaft geht inzwischen von mehreren Tausend Betroffenen aus, die die Rechnungen über meist dreistellige Beträge erhalten haben. Teilweise wurde auch mit einem Inkasso-Unternehmen gedroht.

Noch immer würden der Ermittlungsbehörde weitere Einzeltaten gemeldet, so Bieler. Die Staatsanwaltschaft bereite derzeit eine Anklage wegen Betrugs vor. „Wir sind bestrebt, die Ermittlungen schnellstmöglich abzuschließen“, sagt der Oberstaatsanwalt.

Von der Firmenadresse in Grabau aus wurden wohl nie Geschäfte betrieben

Die Alpha Ribs GmbH hatte einen Online-Shop unter dem Namen Humedical betrieben. Dort wurden Gesundheitsartikel vermeintlich zu Schnäppchenpreisen angeboten. FFP2-Masken gab es für 19 Cent das Stück und eine Fünferpackung Corona-Antigen-Schnelltests für 95 Cent – weit weniger als marktüblich. Doch der Shop war mutmaßlich nur Fassade, um die Rechnungen, die Unternehmen erhielten, glaubwürdig erscheinen zu lassen. Tatsächlich wurden offenbar nie Produkte ausgeliefert.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass an der angegeben Firmenadresse an der Ringstraße in Grabau niemals Geschäfte betrieben worden sind. Danach sieht der angebliche Unternehmenssitz auch nicht aus: An der Adresse findet sich lediglich eine Baracke aus rotem Ziegelstein, mit einem Briefkasten am Tor, auf dem der Name der Firma steht.

Handelskammern und Verbraucherschützern raten Betroffenen zur Anzeige

Laut dem Branchenportal North Data handelt die Alpha Ribs GmbH zudem gar nicht mit Corona-Schutzartikeln, sondern „mit Waren aller Art, insbesondere mit Booten und mit Ersatzteilen“. Aus der Eintragung geht auch hervor, dass das beim Amtsgericht Lübeck eingetragene Unternehmen erst seit Januar 2021 als Alpha Ribs GmbH firmiert. Zuvor hat die Firma ihren Namen mehrfach gewechselt. Bis 2018 heißt sie Autohaus Wilhelm Kuhfuß GmbH, danach Bootsbutler GmbH.

Handelskammern und Verbraucherschützer hatten Empfängern der Rechnungsschreiben dringend geraten, den geforderten Betrag nicht zu überweisen, sondern Anzeige zu erstatten. Michael Herte von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein äußerte im Juli gegenüber unserer Redaktion den Verdacht, „dass gezielt ausgenutzt werden sollte, dass viele mittlere und kleinere Unternehmen bei der Menge an Rechnungen, die dort täglich in der Buchhaltung eingehen, möglicherweise nicht so genau hinschauen und den Betrag einfach überweisen.“