Lübeck (dpa/lno).
Zwei Betriebswirtschaftsstudenten aus Berlin müssen sich seit Montag wegen gewerbsmäßigen Betruges mit Corona-Tests in Lübeck vor dem Amtsgericht verantworten. Sie sollen in einem eigens dafür gegründeten Testzentrum in der Lübecker Innenstadt Proben für Corona-Tests entnommen und von den Kunden dafür Beträge zwischen 39,90 und 119,09 Euro kassiert haben. Diese Proben seien aber mehrheitlich nie untersucht worden, weil die Angeklagten gar nicht die technischen Mittel dafür hatten, heißt es in der Anklage.
Dennoch erhielten alle Kunden Bescheinigungen über negative Corona-Tests. Einer Kundin fiel ein falsches Datum auf ihrem Zertifikat auf. Das brachte die Ermittlungen ins Rollen. Am 19. März durchsuchte die Staatsanwaltschaft das Testzentrum und ließ es schließen. Den entstandenen Schaden beziffert die Staatsanwaltschaft auf rund 14.500 Euro.
Im Prozess räumten die beiden Angeklagten - ein Mann und eine Frau - die Vorwürfe ein. Eine Betrugsabsicht bestritten sie jedoch. Die Sache sei ihnen über den Kopf gewachsen. «Ein Berliner Labor, mit dem wir eigentlich zusammenarbeiten wollten, ist kurz nach unserem Start abgesprungen», heißt es in einer von der Verteidigung des Angeklagten verlesenen Erklärung.
Den Angaben zufolge wurden nur wenige Tests tatsächlich untersucht. So habe man, statt die schon über ein Buchungsportal eingegangenen Anmeldungen zu stornieren, bei maximal 20 Kunden statt der gewünschten PCR-Tests die einfacheren Antigenschnelltests durchgeführt, hieß es weiter. «Das war ein Fehler», räumte der Angeklagte ein.
Der Leiter des Lübecker Gesundheitsamtes sagte als sachverständiger Zeuge: «PCR-Tests sind viel empfindlicher und damit auch aussagekräftiger, als Antigenschnelltests. Theoretisch hätte also jemand trotz eines angeblich negativen Schnelltests mit Corona infiziert sein können», sagte er.
Der Prozess wird am 10. Oktober fortgesetzt. Dann sollen sechs weitere Zeugen befragt werden.
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