Trittau. Gruppe junger Menschen ruft in einem Video andere zum Mitmachen auf. Die Wahl soll noch in diesem Jahr über die Bühne gehen.
„Kennt ihr das Gefühl – das Gefühl, keine Stimme zu haben? Das Gefühl, dass keiner auf euch hört?“: Es sind eindringliche Worte, mit denen sich zwei Jugendliche zu Beginn eines Videoclips an andere junge Menschen aus Trittau und Umgebung wenden. Die beiden und ihre Mitstreiter, die ebenfalls in dem Kurzfilm zu Wort kommen, haben auch gleich ein Rezept gegen Ohnmachtsgefühle parat: „Der Jugendbeirat gibt euch eine Stimme. Was ist ein Jugendbeirat? Ein Jugendbeirat ist das Zusammentreffen und Sprechen. Wir sprechen über Veränderung. Wir sprechen über die Dinge, die ihr euch wünscht.“
Mit dem Werbeclip will die Gruppe andere motivieren, sich durch politisches Engagement in dem Gremium für ihre Interessen und die ihrer Altersgruppe einzusetzen. Sie hat das Video auf ihrem Instagram-Account jugendbeirat_trittau gepostet. Es ist zudem geplant, dass es zeitnah über die Homepage der Gemeinde abrufbar sein soll.
Video wurde bereits mehr als tausendmal aufgerufen
Auch im jüngsten Sozial-, Sport- und Kulturausschuss (SSK) war die Wahl eines Jugendbeirats zum wiederholten Mal Thema. Der Leiter des Jugendzentrums, Nils-Olaf Peters, und Streetworker Jörn Hagedorn berichteten über die Jugendarbeit. Bei der Gelegenheit präsentierten sie gemeinsam mit Kjell Kröger und Amir Hassanzadeh, zwei Jugendlichen, die sich für den Jugendbeirat einsetzen, das Video. Hagedorn berichtete davon, dass es bereits mehr als tausendmal aufgerufen worden sei. Tobias Schoeneberg (CDU) wollte wissen, ob man es auf Instagram teilen könne, was Hagedorn bejahte.
Im Februar 2020 hatte erstmals eine Gruppe Jugendlicher, zum damaligen Zeitpunkt noch in etwas anderer Zusammensetzung, vor demselben Ausschuss den von ihr mit Unterstützung des Jugendzentrumsleiters ausgearbeiteten Satzungsentwurf für einen Jugendbeirat vorgestellt und für ihr Vorhaben viel Zuspruch erfahren.
Wer im Umland wohnt, darf sich nicht zur Wahl stellen
Die Politiker hatten sich anschließend einstimmig dafür ausgesprochen, dass alle Jugendlichen zwischen dem zwölften und 21. Lebensjahr, die zum Zeitpunkt der Wahl ihren Wohnsitz oder ihren Lebensmittelpunkt in Trittau haben, wahlberechtigt und wählbar sein sollten. Sie empfahlen den Gemeindevertretern zudem, zur Wahlvorbereitung einen kommissarischen Jugendbeirat zu bestellen.
Doch dann die Enttäuschung: Die Gemeindevertretung lehnte die Satzung in Teilen ab. In einer emotional geführten Diskussion stießen sich Vertreter von CDU, Grünen und der damalige Vorsitzende des Seniorenbeirats, Christian Gajda, vor allem an dem Punkt, dass sich auch nicht in Trittau lebende Jugendliche zur Wahl hätten aufstellen lassen können. Kritisiert wurden zudem die vorgegebene Altersbeschränkung der Kandidaten sowie die mögliche Zahl der Beiratsmitglieder als zu großzügig angesetzt.
Gemeindevertretung beschließt Änderung der Satzung
Die Satzung wurde dahingehend geändert, dass die Mitgliederzahl auf sieben begrenzt wurde und sich nur noch Trittauer zur Wahl aufstellen lassen konnten. Diese Beschränkungen stießen bei den Jugendlichen auf Unverständnis und nahmen ihnen den Wind aus den Segeln. Zuvor hatten sie noch in Aussicht gestellt, dass sie die Wahl innerhalb von zwei Monaten vorbereiten könnten. Nach der Sitzung waren sie sich nicht mehr sicher, ob sie das überhaupt noch wollten. Und dann kam die Corona-Pandemie hinzu.
Jetzt also ein neuer Anlauf – zu den von der Politik gesetzten Bedingungen. Nach dem Werbefilm bedankte sich Irene Schumann von der Bürgergemeinschaft Trittau (BGT) bei den Jugendlichen für das Engagement. Und gab unumwunden zu: „Wir haben uns mit dem Jugendbeirat wirklich schwergetan.“ Sie wollte wissen: „Habt ihr euch ein Ziel gesetzt, wann die Wahl stattfinden soll?“ Hagedorn antwortete: „Wir wollen, dass in diesem Jahr gewählt wird. Wir brauchen aber noch ein paar Leute.“ Peters konkretisierte: „Wir brauchen einen Wahlvorstand und fünf Trittauer, die sich wählen lassen wollen.“
Engpass bei Kandidaten ist hausgemachtes Problem
In der Begrenzung auf Trittauer Bürger liegt aber auch die Crux beim Kandidatenengpass, denn längst nicht jeder, der Interesse hat, darf mitmachen. Der Trittauer Elias Geercken ist einer der Initiatoren. Er sagt: „Heute in der Schule wurde wieder angesprochen, dass viele sich gern engagieren würden. Aber ihnen wird die Mitwirkung von der Politik verwehrt.“ Das betreffe auch einige Jugendliche aus dem Film.
„Mit unseren Ideen, Vorschlägen und Veränderungen gehen wir zur Politik und fordern unser Recht auf Mitbestimmung. Gemeinsam können wir viel erreichen“, so der Tenor des Videos. Das hat sich die Gruppe auch vorgenommen und laut Geercken die Unterstützung einer Fraktion gesichert. Welche das ist, will er zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.
Irene Schumann sagt: „Ich bin sehr froh, das Herr Peters nicht den Mut verloren hat, sich intensiv mit den Jugendlichen bezüglich der Wahl auszutauschen. Ich finde es ausgesprochen wichtig, das sie in kommunalpolitische Entscheidungen mit einbezogen werden.“ Der Film habe gezeigt, das es junge Menschen gebe, die sich für die Kommunalpolitik einsetzen wollen. „Ich hoffe, das die Wahl zum Kinder- und Jugendbeirat bald stattfinden wird.“ Vorausgesetzt, der Appell des Videos stößt auf offene Ohren: „Wir zählen auf euch!“