Barsbüttel. Projekt könnte in diesem Monat auf den Weg gebracht werden. Großhansdorf macht gute Erfahrung mit Kameras an Containerstandort.

Ein Wintermantel, Bluse, Wolldecke, Pullover und andere Stoffutensilien quillen aus einem Pappkarton, dahinter sind ein ausrangierter Einkaufstrolley, ein Plastikeimer und diverse Kunststoffsäcke zu sehen – illegal entsorgter Müll neben den Containern der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) auf dem Parkplatz an der Schwimmhalle am Soltausredder in Barsbüttel. Ein Zustand, über den sich viele Bürger in der Gemeinde aufregen. Die Politik will das nicht mehr hinnehmen und gegensteuern. Sie plant Videoüberwachung. Es könnte jetzt ziemlich schnell gehen.

Die SPD wollte vor rund einem Jahr die Recycling-Containerplätze pflastern und umzäunen lassen, zog den Antrag nach einer kurzen Diskussion im Planungsausschuss dann aber zurück. Jetzt blickt man gespannt nach Großhansdorf. Die Waldgemeinde hat vor Kurzem ein Modellprojekt in Zusammenarbeit mit der AWSH gestartet. Dort filmen zwei Kameras die Sammelcontainer am Waldreiterweg, wo immer wieder auch Elektrogeräte und Bauabfall abgestellt wurden. „Der Platz ist wesentlich sauberer als vorher“, sagt Bauamtsleiter Stefan Kroll auf Anfrage dieser Redaktion. „Es wurde auch schon einer erwischt, der illegal Pappe hinterlassen hat.“ Das Ordnungsamt hat sich der Sache angenommen. Der Müllsünder muss mit einer Strafe rechnen.

Das Problem mit illegal abgeladenem Müll gibt es fast überall

Laut Kroll hat es Probleme mit den Batterien in den Geräten gegeben, die Stromversorgung sei unterbrochen gewesen. Inzwischen hat Großhansdorf umgestellt und Solarpanels installiert. Wie berichtet, haben mehrere Kommunen im Kreis Interesse an einer Videoüberwachung. Das Problem mit illegal abgeladenem Müll gibt es fast überall. Der Knackpunkt war bislang der Datenschutz. Großhansdorf führte diesbezüglich intensive Gespräche mit den Experten des Kreises und Landes Schleswig-Holstein. Sie waren einverstanden, sahen die Verhältnismäßigkeit gegeben – wegen der immens gestiegenen Kosten für die Entsorgung. Diese beziffert die AWSH pro Jahr auf rund 400.000 Euro. Zahlen müssen das die Bürger über die Abfallgebühr.

„Videoüberwachung ist kein Allheilmittel, hundertprozentigen Schutz gibt es nicht, aber es schreckt zumindest ab“, sagt Rainer Eickenrodt, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB). „Wenn sich jemand vermummt und die Autokennzeichen abschraubt, bringt es natürlich nichts. So viel kriminelle Energie haben die wenigsten.“ Die Gruppe hat für den Planungsausschuss am 15. September und die Gemeindevertretung zwei Wochen später einen Antrag gestellt für die Kamerakontrolle an den Wertstoffsammelbehältern. Die finanziellen Mittel dafür sollen bereitgestellt werden.

„Bürger sind auf uns zugekommen, haben sich beschwert und eine solche Art der Überwachung vorgeschlagen“, sagt Eickenrodt. Die Vermüllung und anschließende Abfuhr belaste zudem den Haushalt, weil auch Mitarbeiter des Bauhofs dafür eingesetzt würden. „Wir erhoffen uns eine Kostenkompensation durch die Minderausgaben für die zusätzliche Müllbeseitigung an den Standorten für die Videoüberwachung.“ Diese sieht Eickenrodt am Soltausredder, am Stellauer Weg und im Ortsteil Willinghusen.

Prinzipiell sind sich die Parteien in der Sache einig. „Es ist ein großes Ärgernis, und wir wollen etwas tun. An bestimmten Stellen macht Videoüberwachung Sinn. Ich will aber wissen, wie teuer das wird“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Henri Schmidt. Sollte die Summe überschaubar sein, möchte der Christdemokrat eine schnelle Umsetzung. Sein Pendant von den Sozialdemokraten, Hermann Hanser, beurteilt den Einsatz von Kameras ebenfalls positiv. „Ich glaube, dass es eine Wirkung hat. Wir sollten daher den Antrag unterstützen.“

Die Fraktionschefin der Grünen, Angela Tsagkalidis, ist ein bisschen zurückhaltender: „Wenn Großhansdorf uns mitteilt, dass die Videoüberwachung erfolgreich ist, können wir uns das auch vorstellen.“ Datenschutz sei ihr wichtig. Sie hat noch Fragen, will zum Beispiel wissen, wie lange Aufnahmen gespeichert werden und welche Personen darauf Zugriff haben. Bürgermeister Thomas Schreitmüller hat sich bereits mit seinem Großhansdorfer Kollegen Janhinnerk Voß ausgetauscht und wird darüber im Planungsausschuss berichten. Der Barsbütteler Verwaltungschef entscheidet zwar nicht, kann aber eine Empfehlung abgeben. Er sagt: „Ich kann mir an bestimmten Standorten wie auf dem Parkplatz am Soltausredder Videoüberwachung vorstellen.“

Kameras auf Schulgelände haben sich bewährt

Diese gibt es bereits seit 2018 auf der anderen Straßenseite an der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule. Zuerst wurden vier Kameras angebracht, inzwischen sind es 14. Grund war Vandalismus. Unter anderem beschädigten Chaoten den Mensa-Bus und zerstörten in einer Nacht rund 40 Scheiben. Mehrmals brannten auf dem Areal Müllbehälter aus Plastik. Rektor Thorsten Schöß-Marquardt fürchtete um den guten Ruf der Bildungseinrichtung. An der Schule mit Oberstufe lernen derzeit 1020 Jungen und Mädchen, der Großteil davon lebt in der Gemeinde. Der Einsatz der Kameras zeigt Wirkung. „In den Bereichen, die erfasst werden, haben wir keine weiteren nennenswerten Vorfälle mehr gehabt“, sagt Jan Greve, Fachdienstleiter Bildung und Kultur im Barsbütteler Rathaus.