Ahrensburg. ADFC lobt neue Beschilderung, entdeckt bei Testfahrten aber etliche Mängel. Das sagt die Stadtverwaltung dazu.

Rot auf weißem Grund, versehen mit Fahrradsymbol und Nummer: Wer im Stadtgebiet von Ahrensburg unterwegs ist, kann an vielen Stellen neue Wegweiser für Fahrradfahrer entdecken. Seit Ende Mai kennzeichnen sie acht Velorouten, die vorwiegend über verkehrsberuhigte Wege sowie Radwege führen. Im Gegensatz zu den ebenfalls für den Fahrradverkehr verwendeten Schildern mit grüner Schrift, die die Strecken zu den nächstgelegenen Orten ausweisen, geht es bei den Velorouten um die Hauptverkehrsachsen für den innerörtlichen Radverkehr.

ADFC: „Vom Grundsatz her eine Supersache“

Der Ahrensburger Jürgen Griebel ist aktives Mitglied im Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Generell bewertet er die neue Beschilderung für die Radhauptverkehrsrouten positiv. Er sagt: „Vom Grundsatz her ist das eine Supersache.“ Dass es an etlichen Stellen auch einiges nachzubessern gebe, habe er entdeckt, als er die Strecken abgefahren sei. Die Mängel hat Griebel fotografisch und schriftlich dokumentiert, sich mit seinen Fragen und Hinweisen an die Ahrensburger Verwaltung gewandt und auch prompt Rückmeldung erhalten.

Diese habe ihn allerdings nicht zufriedengestellt, so Griebel, „weil die Antworten im Ungefähren geblieben sind“. Der leidenschaftliche Fahrradfahrer zeigt sich zudem irritiert darüber, dass die neue Beschilderung seitens der Stadt bisher nicht kommuniziert worden ist. Er sagt: „Wir sind vor vollendete Tatsachen gestellt worden.“

Velorouten sind Bestandteil eines Konzepts von 2012

Die Vorgeschichte des Projekts ist lang: Im Herbst 2012 beschloss die Stadt ein Radverkehrskonzept mit neun Velorouten (wovon eine später entfiel, weil sie in den anderen aufging). Sie sollten zu prägnanten Zielen und in die Ortsteile führen.

Sechs Jahre später stellte die Wählergemeinschaft Ahrensburg den Antrag auf die Beschilderung der Routen, woraufhin der Bau- und Planungsausschuss die Verwaltung mit der Erstellung eines Beschilderungskonzeptes beauftragte. Bis der Ausschuss grünes Licht für das Konzept gab, dauerte es bis März 2021 und ein weiteres Jahr, bis die ersten Pfosten zum Anbringen der Schilder gesetzt wurden.

Mehr als 160 Wegweiser wurden montiert

Laut Beate Skambath, als Sachbearbeiterin bei der Stadt zuständig für den Radverkehr, wurden bislang mehr als 100 Pfosten gesetzt und mehr als 160 Wegweiser und 80 Zwischenwegweiser montiert. Die Kosten für das Projekt „liegen grob geschätzt bei 80.000 Euro“, so Skambath, „Wir haben noch nicht endgültig abgerechnet.“ Es werde finanziell mit maximal 57.000 Euro von der bundeseigenen Zukunft-Umwelt-Gesellschaft gefördert.

Jürgen Griebel hat auf seinen Touren entdeckt, dass einige Schilder bereits von Pflanzen überwuchert sind. Besonders leicht geschieht das bei den kleineren Hinweispfeilen, die als Zwischenwegweiser entlang der Strecken angebracht sind. Wer beispielsweise auf der Veloroute 2 nach Querung der Lübecker Straße Richtung Gartenholz radelt und den zugewachsenen Hinweis auf einen Richtungswechsel übersieht, landet in einer Sackgasse, in der ein Zaun den Weg versperrt.

Hinweisschilder durch Grün überwuchert

Am Bornkampsweg ist das Hinweisschild zum Abbieger auf den Wulfsdorfer Weg teils schon von Zweigen verdeckt, dasselbe gilt für einen Hinweispfeil am Ahrensburger Redder. Beate Skambath erläutert, dass zunächst geklärt werden müsse, ob es sich bei den betreffenden Pflanzen um solche auf städtischem oder privaten Grund handelt.

„Bei städtischem Grün ist der Bauhof zuständig“, so Skambath. Private Eigentümer seien verpflichtet, die Schilder freizuschneiden. Geschehe dies nicht, müsse die Stadt sie anschreiben. Doch zugewucherte Schilder sind nicht der einzige Grund, dass Radler vom richtigen Weg abkommen oder ihn gar nicht erst finden.

Fehlende Alternativen im Bahnhofsumfeld

Griebel moniert, dass ortsfremde Radfahrer, die mit der Regionalbahn ankommen, vor dem Bahnhof einen Stadtplan vorfinden, aber keine Übersicht über die Velorouten. „Außerdem fehlt ein Hinweisschild auf das Stadtzentrum.“ Wer sich aufgrund fehlender Alternativen auf die – als einzige vorm Bahnhofsgebäude ausgewiesene – Veloroute 4 in Richtung Heimgarten einlässt, weiß wegen der fehlenden Beschilderung spätestens an der Ecke Stormarnstraße/An der Reitbahn nicht mehr weiter.

Gleiches gilt für den Wulfsdorfer Weg/Am Haidschlag (Route 5) und aus Richtung Großer Straße kommend am Rondeel, wo nicht klar ist, über welche der drei von dort abzweigenden Straßen Route 7 führt. „Es fehlt die konsequente Durchschilderung“, findet Griebel – oder eine eindeutige wie am Beimoorweg Richtung Zentrum. Dort befindet sich der Radweg auf der linken Seite. Ein Pfeil der Route 5 weist nach rechts, also abbiegen in die Kurt-Fischer-Straße? Falsch gedacht, in diesem Fall ist ein Seitenwechsel gemeint.

Beschilderung ist noch nicht abgeschlossen

Oder die Route führt über eine für die Durchfahrt gesperrte Straße wie den Langeneßweg. Was tun? Absteigen, Verbot ignorieren oder umdrehen und überprüfen, ob ein Hinweisschild übersehen wurde? Griebel führt in seinem Schreiben weitere Mängel auf. Beate Skambath ist die Liste durchgegangen. Dass die Beschilderung Lücken aufweise, liege daran, dass sie noch gar nicht abgeschlossen sei.

Gleiches gelte für den Hinweis, dass die Waldstraße als Fahrradstraße ungeeignet sei. „Die Straße soll neu asphaltiert werden.“ Das Durchfahrtverbot im Langeneßweg stamme aus den 70er-Jahren. „Das werden wir ändern“, verspricht Skambath. Der irreführende Abbiegepfeil am Beimoorweg werde an der Kreuzung zur Kurt-Fischer-Straße durch einen zusätzlichen Hinweis in Richtung Innenstadt ergänzt.

Fertigstellung aller Routen braucht noch Zeit

Skambath und Griebel sind sich jedoch nicht in allen Punkten einig. Wie bei der Verkehrsführung am Ende der Friedrich-Hebbel-Straße, die Griebel als zu unübersichtlich kritisiert. „Der Radfahrer soll erst links, dann rechts fahren, um die Kreuzung Schimmelmannstraße/Rosenweg/Stormarnstraße in die Friedensallee zu queren, obwohl doch ein ,grüner Weg‘ geradeaus weiterführt“, argumentiert er. „Das werden wir nicht ändern, wir können die Radfahrer nicht in den Wanderweg reinfahren lassen“, entgegnet Skambath. Die Querung an dieser Stelle solle ohnehin noch optimiert werden.

Radfahrer werden sich also noch etwas bis zur Fertigstellung der Velorouten gedulden müssen. Einen Wunsch des ADFC hat die Verwaltung bereits erfüllt: Der Routenplan wurde inzwischen auf den neuesten Stand gebracht und soll bald unter www.ahrensburg.de abrufbar sein.