Bad Oldesloe. Bei einer Umfrage zur Fortschreibung des Radverkehrskonzepts gab es 1991 negative Kommentare zur Infrastruktur.

Pünktlich zum Start des Wettbewerbs Stadtradeln am kommenden Sonnabend, 21. Mai, hat das Verkehrsplanungsbüro PGV Dargel Hildebrandt aus Hannover jetzt im Verkehrsausschuss des Kreises erste Ergebnisse für die Fortschreibung des Stormarner Radverkehrskonzepts präsentiert. „Wir sind bei unserer Arbeit zwar noch nicht einmal bei der Halbzeit angekommen, haben aber bereits erste grundlegende Erkenntnisse gewonnen“, sagt Projektleiterin Annika Wittkowski. Daraus seien so genannte „Quick Wins“ erwachsen, mit denen noch vor Abschluss des Konzepts „schnelle Erfolge“ für ein fahrradfreundlicheres Stormarn erzielt werden könnten.

Vorausgegangen war eine intensive Analyse der Ausgangssituation. Dazu haben sich fünf Mitarbeiter der beteiligten Planungsbüros selbst in den Sattel geschwungen, um das Radnetz des Kreises persönlich in Augenschein zu nehmen. Laut Wittkowski sind dabei von Anfang des Jahres bis Ende April 460 der insgesamt 785 Streckenkilometer besichtigt worden. Inzwischen wurde rund 80 Prozent der gesamten Infrastruktur abgefahren.

1800 Kreisbewohner beteiligten sich an Umfrage

„Ein zentraler Baustein zur Ermittlung des Status Quo war zudem die Öffentlichkeitsbeteiligung“, so Wittkowski. Dazu sei ein Fragebogen erstellt worden, in dem die persönliche Fahrradnutzung ebenso eine Rolle spielte wie die Qualität der Radinfrastruktur und spezielle Aspekte der Organisation des Radverkehrs.

An der Umfrage, die zwischen dem 21. März und dem 24. April erfolgte, beteiligten sich rund 1800 Kreisbewohner. Die meisten Rückmeldungen kamen aus den Städten Ahrensburg (254), Bargteheide (128), Bad Oldesloe (108) und Reinbek (101). Am geringsten war das Interesse in Barsbüttel und Reinfeld (je 32) sowie in Glinde und Hoisdorf (je 31).

Nur 22 Prozent nutzen Rad auf Weg zur Arbeit

„Auffällig war, dass sich nur 78 Personen unter 20 Jahren beteiligt haben, wir die Jugend also kaum erreicht haben“, sagt Wittkowski. Am stärksten vertreten war hingegen die Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen mit 484 Teilnehmenden, gefolgt von den 50- bis 59-Jährigen (421) und den 30- bis 39-Jährigen (303).

22,2 Prozent der Befragten gaben an, das Fahrrad fast täglich auf dem Weg zur Arbeit zu nutzen, 14,6 Prozent in der Freizeit. Mehrfach pro Woche kommt es bei 23,3 Prozent der Berufspendler und bei 40,4 Prozent der Freizeitradler zum Einsatz. 26,8 Prozent gaben an, generell ohne Fahrrad zum Job zu kommen, in der Freizeit nutzen es lediglich 1,2 Prozent der Befragten überhaupt nicht.

Belagsqualität der Wege am häufigsten moniert

Dass hinsichtlich des Stormarner Radwegenetzes noch einiges im Argen liegt, dafür sprich die hohe Quote an kritischen Rückmeldungen zu konkreten Strecken. Hier standen 1991 negative Kommentare 153 positiven gegenüber. „Die Aussagekraft war zwar sehr unterschiedlich, ließ aber doch eine klare Tendenz erkennen“, so Wittkowski.

Die Bandbreite an wahrgenommenen und empfundenen Mängeln sei außerordentlich groß gewesen, so die Projektleiterin. Am häufigsten moniert wurde die schlechte Belagsqualität von Radwegen, gefolgt von einer unzureichenden Breite der Anlagen. Zudem häuften sich die Hinweise zu Konflikten mit dem Fußverkehr, dem Kfz-Verkehr sowie parkenden Fahrzeugen. Fehlende Radwege wurden aber ebenso kritisiert wie fehlende Anschlüsse, mangelnde Ausschilderung, schlechte Sichtbeziehung und eine unklare Trassenführung.

Kommunen bislang noch sehr zurückhaltend

Nicht alles werde sich zeitnah reparieren und optimieren lassen, räumte Annika Wittkowski ein. Dennoch hätten sich bereits einige kleinteilige und schnell realisierbare Maßnahmen herauskristallisiert, die besagten Quick Wins. Dazu zählen neben der Förderung des richtungstreuen Radfahrens (Geisterfahrer gibt es nicht nur unter motorisierten Verkehrsteilnehmern), die Prüfung von Knotenpunkten mit Lichtsignalanlagen auf Fahrradfreundlichkeit, sowie die Verbesserung vieler Überquerungsstellen der bereits gut ausgebauten Bahnradwege an über- und untergeordneten Straßen.

Ausbaufähig ist aus Sicht der Projektleiterin der Kontakt zu den einzelnen Kommunen des Kreises. So blieb die zwischen 14. März und 12. April durchgeführte Online-Umfrage in vielen Rathäusern und Amtsverwaltungen bislang ohne Reaktion. Während sich im Amt Nordstormarn sieben von zwölf Gemeinden und im Amt Siek vier von fünf beteiligt haben, gibt es aus dem Amt Trittau noch gar keine Rückmeldung.

Jugend soll in Workshops für Thematik sensibilisiert werden

Um die Jugend für das Thema stärker zu sensibilisieren, sind in der zweiten Hälfte dieses Jahres Workshops geplant. Wiebke Garling-Witt von den Grünen regte zudem an, die örtlichen Kinder- und Jugendbeiräte stärker einzubinden. Reinhard Niegengerd (SPD) forderte alle Kreistagsfraktionen auf, „sich aktiv einzubringen“. Nur so könne die Fortschreibung des Radverkehrskonzepts am Ende effizient und erfolgreich sein.