Bargteheide. Das 1934 erbaute Gebäude soll mit Geld aus der Städtebauförderung saniert und ertüchtigt werden. SPD fordert Architektenwettbewerb.

Wie geht es weiter mit der Villa Wacker unweit des Bahnhofs Bargteheide? Die Grünen haben sich jetzt festgelegt und fordern in einem Antrag für den Bauausschuss am Donnerstag, 30. Juni, den Erhalt. „Das Gebäude ist ein Stück Baukultur der Stadt, die Substanz ist gut, und die Villa lässt sich mit einem vergleichsweise geringen Betrag instandsetzen“, sagt Fraktionschefin Ruth Kastner. Das sehen längst nicht alle so. Die FDP etwa will kein Geld mehr in die feuchten und schimmligen Gemäuer investieren.

Wie bereits berichtet, hatten die Grünen Anfang des Monats Prof. Jens Uwe Zipelius, einen anerkannten Bausachverständigen von der Hafencity Universität Hamburg, eingeladen und ihn um eine erste fachliche Einschätzung gebeten. Seiner Ansicht nach spricht vieles dafür, das markante Gebäude zu erhalten.

Immobilie ist seit 2015 im Besitz der Stadt

„Das Backstein-Mauerwerk zeigt keine Fugenverluste oder gravierende Rissbildungen“, konstatierte Zipelius. Die Fenster bedürften zwar eines neuen Anstrichs, ansonsten seien die Einbauten aus Holz aber insgesamt „sehr solide“. Das treffe auf Türen und Geländer ebenso zu wie auf Treppen, Dielen und Vertäfelungen. „Die Villa ist alles in allem ein Schmuckkästchen“, so Zipelius.

Die 1934 erbaute Backsteinvilla auf dem Grundstück der Familie Wacker, in der lange Zeit ein Mediziner wohnte und praktizierte, ist seit 2015 im Besitz der Stadt. Die Verwaltung überließ dem Verein Bunte Vielfalt als auch den Sozialarbeitern der Hilfsorganisation tohus den Gebäudekomplex in Form einer Duldung. Jedoch ohne dauerhafte Zusagen und das Aufzeigen von Perspektiven.

Rathaus weiß um den erheblichen Sanierungsbedarf

„Der Stadtverwaltung ist bewusst, dass hier erheblicher Sanierungsbedarf besteht, eine belastbare Kostenschätzung liegt bislang aber nicht vor“, sagt Stadtsprecher Alexander Wagner. Zumal es bislang keine kommunalpolitische Entscheidung darüber gebe, ob und wie das Gebäude samt seiner Nebengelasse künftig genutzt werden soll.

Angesichts der Tatsache, dass engagierte Institutionen wie der Verein Bunte Vielfalt und tohus das Gebäude bereits seit Jahren für ihre gemeinnützige Arbeit nutzen und nun auch die Initiative Jugend für Jugend Interesse an den Räumen der Villa bekundete, plädieren die Grünen umso vehementer für den Fortbestand.

Kosten für Instandsetzung liegen im sechsstelligen Bereich

„Die Villa Wacker könnte mit Geld aus der Städtebauförderung zu einem Ort der Begegnung ausgebaut werden“, sagt Ruth Kastner. Experte Jens Uwe Zipelius sehe die Kosten für eine umfassende Instandsetzung im sechsstelligen Bereich. Zur gleichen Einschätzung sei auch eine verwaltungsinterne Begutachtung im Jahr 2019 gekommen.

Für einen vergleichbaren Neubau an gleicher Stelle müssten dagegen mehrere Millionen Euro aufgebracht werden. Allein ein Abbruch der Villa würde mit rund 100.000 Euro zu Buche schlagen, argumentieren die Grünen. Mit Blick auf Nachhaltigkeit und die beschlossene Klimaneutralität Bargteheides bis 2035 könne das nicht die erste Option sein.

SPD regt Bau von Kleinappartements für Azubis an

Das sieht offenbar auch die SPD-Fraktion so. Da der ursprünglich geplante, öffentlich geförderte Wohnungsbau an dieser Stelle nicht mehr umgesetzt werden könne, weil benötigte Nachbargrundstücke nicht mehr zur Verfügung stünden, schlagen die Sozialdemokraten jetzt einen Architektenwettbewerb für das verbliebene Terrain vor.

„Alle ansässigen Initiativen und Vereine sollten dabei die Möglichkeit bekommen, ihre Bedarfe für Räumlichkeiten zu benennen und einzubringen, um ihre Projekte und Angebote fortsetzen und erweitern zu können“, sagt Fraktionschef Mehmet Dalkilinc. Und da in der Stadt weiter ein enormer Bedarf an Wohnungen für junge Menschen wie Auszubildende und Berufseinsteiger bestehe, sollten für jenen Personenkreis zudem Kleinappartements mit einer Wohnfläche von bis zu 30 Quadratmetern entstehen.