Bargteheide. Bausachverständiger von der Hafencity Universität Hamburg hält Defizite des maroden Gebäudes in Bargteheide für „händelbar“.
Die Villa Wacker nahe der Bahntrasse durch Bargteheide ist ein „Schmuckkästchen“, das keinesfalls abbruchreif ist. Das sagt Prof. Jens Uwe Zipelius, ein anerkannter Bausachverständiger von der Hafencity Universität Hamburg. Auf Einladung der Grünen weilte er jetzt in Bargteheide, um das Haus und seine Nebengelasse an der Straße An den Stücken in Augenschein zu nehmen. „Es spricht viel dafür, das Gebäude zu erhalten“, so Zipelius.
Wie bereits berichtet, sorgen sich verschiedene gemeinnützige Organisationen um den Fortbestand der Immobilie, die sich seit 2013 im Besitz der Stadt befindet. In Form einer Duldung hat es die Verwaltung dem Verein „Bunte Vielfalt“ und den Streetworkern der Hilfsorganisation tohus überlassen. Sie betreiben dort eine Fahrradwerkstatt und nutzen die Räume seit 2017 für Workshops, inklusive Projekte und die Einzelfallbetreuung.
Sanierungsbedarf ist der Stadt seit Langem bekannt
Doch seit im Februar ein verstopftes Siel für eine Überschwemmung im Keller gesorgt hat und die Stadt mehrere Räume gesperrt hat, steht die Frage im Raum, ob und wie die Villa als soziales Zentrum und Ort der Begegnung gesichert werden kann. Zumal nun auch noch die Initiative „Jugend für Jugend“ Bedarf für einen städtischen Treffpunkt angemeldet hat.
Laut Stadtverwaltung ist der erhebliche Sanierungsbedarf des seit Jahren zusehends verfallenden Gebäudekomplexes der Familie Wacker hinlänglich bekannt. Eine belastbare Kostenschätzung gebe es aber nicht.
Einbauten aus Holz wie Türen und Dielen sind sehr solide
Problematisch sei die Situation vor allem deshalb, weil es bislang keine kommunalpolitische Entscheidung darüber gebe, was mit der Immobilie geschehen soll. Das gesamte Terrain ist eigentlich für den Wohnungsbau vorgesehen. Dagegen bestehen jedoch erhebliche Bedenken hinsichtlich des Natur- und Artenschutzes.
Angesichts des desolaten Zustands der Villa ist eine Debatte entbrannt, ob Investitionen in die Villa überhaupt noch lohnen. Diese Frage hat Prof. Zipelius dem ersten Anschein nach eindeutig bejaht. Das Backstein-Mauerwerk zeige keine Fugenverluste oder gravierende Rissbildungen. Die Fenster bedürften zwar eines neuen Anstrichs, die Einbauten aus Holz seien insgesamt aber sehr solide. Das treffe auf Türen und Geländer ebenso zu wie auf Treppen, Dielen und Vertäfelungen. „Die waren nicht arm, die Leute, die dieses Haus gebaut haben“, so Zipelius. Die Villa sei als bauzeittypischer Vertreter der 1920er- und 1930er-Jahre ein „Stück Bargteheider Baukultur“.
Nun soll Prüfung auf Schwamm und Hausbockbefall folgen
Bevor sich die Stadt jedoch für eine Weiternutzung des Ensembles entscheide, seien weitere Voruntersuchungen vonnöten. Dazu zählt Prof. Jens Uwe Zipelius unter anderem eine Prüfung auf Schwamm und Hausbockbefall. In diesem Zusammenhang müsse eine Abdichtung des Kellers vorrangig betrachtet werden, um zu einer umfassenden Trockenlegung zu kommen.
Bis zum Winter müsse zudem die regelmäßige Beheizung gesichert werden. „Die bei meinem Ortstermin erkennbaren Defizite wären auf jeden Fall händelbar“, so Zipelius. Aus seiner Sicht müsse die Instandsetzung mit viel Umsicht erfolgen. Ein notwendiger Kostenaufwand im sechsstelligen Bereich sei realistisch.