Oststeinbek. Neues Wohngebiet im Norden der Gemeinde. Konzept der Firma Bauland überzeugt Mehrheit der Politiker. Verkehrsgutachten wird erstellt.

Noch gibt es auf der Achse zwischen Baumarkt am Willinghusener Weg und dem Oststeinbeker Sportplatz sowie Walter-Ruckert-Halle Felder. Sie werden auf Sicht wohl allesamt verschwinden. Der Bebauungsplan für 90 Seniorenwohnungen sowie die Gewerbegebietserweiterung wurde bereits abgesegnet. Darüber hinaus soll zwischen Firmenareal und dem Breedenweg ein neues Quartier entstehen. Die Mehrheit der Politik hat sich jetzt für 250 Wohneinheiten ausgesprochen. Die genaue Aufteilung wird noch Gegenstand von Diskussionen sein, aber zumindest gibt es eine städtebauliche Grundausrichtung.

Mit diesem Stichwort ist eine Beschlussvorlage der Verwaltung gekennzeichnet, die im jüngsten Bauausschuss behandelt wurde. SPD und Wählergemeinschaft OWG gaben im Gegensatz zur CDU ihre Zustimmung. Von der Ostbek.net-Fraktion war kein Vertreter zugegen, der votieren durfte. Eine Absichtserklärung hatte das Gremium schon im Februar 2020 gegeben und den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan gefasst. Grundlage war eine Präsentation der Firma Bauland aus Bad Bramstedt.

Doppelhaushälften mit 400-Quadratmeter-Grundstück

Sie will das 4,7 Hektar große Gebiet erschließen, die Grundstücke dann verkaufen. Das Konzept wurde mithilfe von Skizzen veranschaulicht und gestaltet sich so: 168 Mietwohnungen, die Hälfte davon öffentlich gefördert, 40 Eigentumswohnungen, 16 Reihen-, zwölf Einfamilien- und sieben Doppelhäuser. In einem 13 Seiten umfassenden Dokument sind folgende Grundstücksgrößen nachzulesen: 600 Quadratmeter für Einfamilien-, 400 für Doppelhäuser, 210 für Mittel- und 300 für Endreihenhäuser. Die Wohnungen sind in zehn Gebäuden untergebracht und 400 Stellplätze aufgeführt, die Zahl der Bewohner ist mit 780 angegeben. Derzeit leben in Oststeinbek rund 9000 Menschen.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Mielcarek sagt: „Die Größe des Projekts ist nötig, um eine Menge bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.“
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Mielcarek sagt: „Die Größe des Projekts ist nötig, um eine Menge bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.“ © Unbekannt | BGZ

Die Entscheidungsträger sahen es damals allerdings nicht als notwendig an, die Planungen mit diesem Bauvolumen zu forcieren. In den Fraktionen gab es Beratungsbedarf. Jetzt hat das Unternehmen Gewissheit, in welche Richtung es gehen soll. „Die Größe des Projekts ist nötig, um eine Menge bezahlbaren Wohnraum zu schaffen“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Mielcarek mit Blick auf in Aussicht gestellte 84 Sozialwohnungen. Außerdem sei es ein guter Ansatz, sich mit Geschosswohnungsbau dem Gewerbegebiet zu nähern. Größere Probleme durch eine Zunahme der Bevölkerung bei der Infrastruktur fürchtet der Sozialdemokrat nicht. „Die neue Grundschule wird vierzügig sein. Und auf dem jetzigen Schulgelände ist Platz für Kita und Hort, wenn wir denn weitere Betreuungseinrichtungen brauchen.“

CDU scheitert mit Vorschlag einer Bedarfsanalyse

Was die Politik nicht möchte, sind hohe Gebäude direkt am Barsbütteler Weg gegenüber den Häusern der Anwohner. „Drei oder vier Geschosse soll es dort nicht geben“, sagt Andreas Krause von der OWG. Die Wählergemeinschaft spricht sich gegen Einzelhäuser auf dem Areal aus. „Wir wollen Wohnraum mit wenig Flächenverbrauch. Eine Durchmischung des Gebiets macht Sinn“, so Krause über die Vielfalt des Angebots mit Eigenheimen und Mieteinheiten. Seine Gruppe will zudem, dass angrenzende Straßen an ein Nahwärmenetz im Neubaugebiet angeschlossen werden.

Die CDU konnte sich mit ihrem Vorschlag im Bauausschuss, eine Bedarfsanalyse durchzuführen, nicht durchsetzen. „Wir hätten gerne gewusst, wie viel Zuwachs unsere Einrichtungen wie Kindergärten vertragen“, sagt Fraktionschef Patrick Klose. Die Anzahl der auf den Weg gebrachten Wohneinheiten halte seine Partei für zu viel. „Das wird unsere Infrastruktur nicht verkraften.“ Klose betont, Ziel der Christdemokraten sei es, den Wohnbedarf von Oststeinbekern zu decken und nicht von Menschen aus Hamburg.

Bürgermeister Jürgen Hettwer wird eine frühzeitige Bürgerbeteiligung initiieren. Spätestens im Herbst lädt die Verwaltung zu einer Versammlung. Kurzfristig ist laut dem Rathauschef ein Verkehrsgutachten in Auftrag zu geben. Dann wird sich klären, ob 250 Wohneinheiten überhaupt möglich sind. Unter anderem wird die Öffnung des Querwegs geprüft und die Strecke über den Barsbütteler Weg hin zur Möllner Landstraße. Die Anbindung an den Willinghusener Weg könnte über ein weiteres Wohngebiet im Norden der Gemeinde geregelt werden.

Satzungsbeschluss ist laut Bürgermeister Ende 2023 denkbar

Auf einem benachbarten Acker wird das Unternehmen Vakon den sogenannten Willipark bauen mit 90 Seniorenwohnungen – je ein Drittel wird verkauft, zu marktüblichen Preisen vermietet und öffentlich gefördert angeboten. Vakon plant auf dem 1,1-Hektar-Areal unter anderem Carsharing samt Elektrotankstellen, will Fotovoltaikanlagen installieren. Mindestens 50 Prozent der Dächer werden begrünt. Zum Willipark gehört auch ein Bürokomplex, den der Großhansdorfer IT-Unternehmer Christian Stölken entwickelt.

Bis die Firma Bauland ihr Quartier erschließt, wird es einige Zeit dauern. Nach Erstellung des Verkehrsgutachtens ist der Politik der Entwurf eines Bebauungsplans zur Abstimmung vorzulegen. Laut Bürgermeister Hettwer ist ein Satzungsbeschluss Ende 2023 denkbar.