Bad Oldesloe. Zum Start im Herbst sind noch 795 Lehrstellen unbesetzt. Welche Rolle die Corona-Pandemie dabei spielt. Bündnis berät in Bad Oldesloe.
Unternehmen in der Region suchen händeringend nach Azubis. Zweieinhalb Monate vor dem Ausbildungsstart im August sind nach Angaben der Agentur für Arbeit in Bad Oldesloe noch immer zahlreiche Lehrstellen in Stormarn unbesetzt. Agenturchefin Kathleen Wieczorek zeigt sich alarmiert und warnt: „Jeder fehlende Azubi heute ist eine fehlende Fachkraft von morgen.“
Die Mitglieder des regionalen Ausbildungsbündnisses der Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg, zu dem neben der Arbeitsagentur auch die Kreishandwerkerschaften, die Handwerkskammer, die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Lübeck und die Beruflichen Schulen gehören, haben sich deshalb jetzt in Bad Oldesloe zu einem Gipfel getroffen. Sie hoffen, bis zum Herbst noch Schulabsolventen von einer Berufsausbildung in der Region überzeugen zu können.
Bündnis berät in Bad Oldesloe über Mangel an Auszubildenden
Nach Angaben der Arbeitsagentur fällt die Zahl der registrierten Ausbildungsbewerber bis April gegenüber den Vorjahren deutlich zurück. 1126 Jugendliche haben sich in beiden Kreisen bislang als ausbildungssuchend gemeldet, 548 davon in Stormarn. Das sei der niedrigste Wert der vergangenen 20 Jahre. Gleichzeitig bleibe die Zahl der Lehrstellen auf konstant hohem Niveau.
Zwar hätten die Unternehmen mit 2172 Ausbildungsplätzen, davon 1344 in Stormarn, 97 weniger gemeldet, als im Vorjahr. Dennoch sei dies der vierthöchste Wert der vergangenen zehn Jahre. 1342 Ausbildungsstellen seien aktuell noch unbesetzt, darunter 795 in Stormarn. Gleichzeitig seien aber nur 566 Bewerber, in Stormarn 269, derzeit noch auf der Suche nach einer Lehrstelle.
Chefin der Arbeitsagentur sieht Ursache in Folgen der Corona-Pandemie
Eine Ursache für die geringe Zahl Ausbildungssuchender sieht Wieczorek in den Nachwirkungen der Corona-Pandemie. Zwei Jahre Pandemie mit eingeschränkten oder sogar gänzlich fehlenden Präsenz-Angeboten zur beruflichen Orientierung und Berufsberatung machen sich bemerkbar und lassen sich nicht kurzfristig wieder aufholen“, sagt sie.
Auch hätten vielen Jugendlichen die Angebote von Messen oder betrieblichen Praktika gefehlt. „Zudem mag auch eine Unsicherheit, wie sich die einzelnen Branchen zukünftig wirtschaftlich entwickeln, eine Rolle gespielt haben“, vermutet die Agenturchefin. Diese Sorge sei jedoch unbegründet. „Der Ausbildungsmarkt ist in unserer Region immer stabil geblieben“, sagt Wieczorek.
Besonders den Handwerksbetrieben fehlet es an Nachwuchs
Auch Marcus Krause, Geschäftsführer der Stormarner Kreishandwerkerschaft, sieht in den fehlenden Präsenz-Angeboten einen Grund für ausbleibende Bewerber. Er sagt: „Vielen jungen Menschen fehlt die Information zu den Karrierechancen im Handwerk.“ Schon im vergangenen Jahr hätten nicht alle Ausbildungsplätze in den Handwerksbetrieben besetzt werden können, in diesem Jahr seien es noch mehr.
Um junge Schulabsolventen für eine Ausbildung zu gewinnen, haben Arbeitsagentur, Berufsschulen und Betriebe ihre Angebote für Beratung und Praktika wieder ausgeweitet. „Wer auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz ist, hat immer noch eine große und breite Auswahl“, sagt Ulrich Hoffmeister von der IHK. Schüler können unter Telefon 04531/16 71 54 oder E-Mail an badoldesloe.berufsberatung@arbeitsagentur kostenfrei einen Termin zur Berufsberatung bei der Arbeitsagentur vereinbaren.