Glinde. SPD und Grüne schlagen vor, Punkte aus Glinder Radverkehrskonzept zeitnah umzusetzen. Das Geld dafür fehlt im Haushalt 2022.
Viel hat Glinde nicht umgesetzt aus dem Radverkehrskonzept, das von Oktober 2019 bis Juni 2020 in Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro „Gertz Gutsche Rümenapp – Stadtentwicklung und Mobilität“ erstellt und dann von der Politik beschlossen wurde. Das soll sich ändern – und zwar zügig. So wollen es SPD und Grüne. Sie schlagen konkrete Vorgehensweisen vor, die darauf zielen, die Sicherheit für Menschen, die in die Pedalen treten, zu erhöhen.
„Es ist toll, dass die Stadt so ein Konzept hat. Aber jetzt müssen wir auch einmal Taten sprechen lassen“, sagt Sozialdemokrat Peter Michael Geierhaas. Erst 2023 Schwung aufzunehmen, sei viel zu spät. Er plädiert für eine Streckung der Aktivitäten mit Startschuss im kommenden Jahr, begründet das auch mit Kapazitäten in der Verwaltung. „Wir müssen sichtbar was tun, ohne gleich Millionen Euro auszugeben.“
Im jüngsten Bauausschuss hatte das Parteien-Duo einen Dringlichkeitsantrag gestellt, wollte das Thema kurzfristig auf die Tagesordnung heben. Verfasser des Dokuments: Geierhaas und der Grünen-Stadtvertreter Jan Schwartz. CDU und FDP lehnten das ab. Sie haben in den Ausschüssen eine Mehrheit, nachdem Ursula Stawinoga im Sommer von der SPD- in die CDU-Fraktion gewechselt war. „Die nächste Bauausschusssitzung ist erst am 3. Februar kommenden Jahres“, sagt Geierhaas. Die Botschaft sei, das der Radverkehr für Schwarz-Gelb keine Priorität habe. Auch der Vorschlag, eine Sondersitzung einzuberufen, sei abgeschmettert worden.
Arbeiten am Waldweg kosten bis zu 50.000 Euro
Der FDP-Fraktionsvorsitzende Thomas Kopsch widerspricht Geierhaas vehement in Sachen Wichtigkeit des Radverkehrskonzepts für seine Partei: „Natürlich hat das Priorität. Der Antrag kam zwei Tage vor der Sitzung. Wir hatten keine Zeit, uns intensiv damit zu beschäftigen. Aber wir werden sogar noch einige Punkte ergänzen.“ Kopsch betont, er sehe ebenfalls Eile bei der Angelegenheit, schlägt vor, dass sich der Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz jetzt damit beschäftigt. „Wir unterstützen kurzfristige Maßnahmen für die Sicherheit.“ Die Liberalen hätten bereits vor geraumer Zeit einen Antrag eingebracht. „SPD und Grüne haben den in eine Arbeitsgruppe verschoben, die nie eingerichtet wurde“, so Kopsch.
Das Radverkehrskonzept ist unter der Mitwirkung vieler Akteure entstanden, unter anderem brachte sich der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) ein. Auch die örtliche Polizei war involviert. Bei der Online-Beteiligung wurden 245 Ideen präsentiert. Es ist ein Thema, was die Bürger bewegt. Am häufigsten nannten sie Mängel bei der Oberflächenqualität der Radwege, wünschen sich Umlaufsperren an bestimmten Stellen und prangern allgemein die Unsicherheit bei Radfahrenden an. Das Konzept umfasst 126 Seiten.
SPD und Grüne nennen acht Verbesserungsvorschläge, die ihrer Meinung nach einer kurz- oder mittelfristigen Umsetzung bedürfen. Dafür wollen sie Geld im Haushalt 2022 verankern. An der Spitze der Liste steht die Route vom Holstenkamp, die sich entlang der Kreisstraße 80 Richtung Reinbek schwenkt. Es handelt sich um einen kombinierten Rad- und Gehweg, der beidseitig befahrbar, allerdings zu schmal für das Überholen ist. Auch die Beschaffenheit lässt zu wünschen übrig.
Stadt streitet mit dem Kreis wegen Papendieker Redder
Eine Verbreiterung kostet rund 800.000 Euro, was aus Sicht des Parteien-Duos nicht sofort angegangen werden muss. Wohl aber eine Verbesserung der Sicherheit an der Einmündung zum Waldweg. Im Konzept sind eine Verringerung der Abbiegeradien für den Kfz-Verkehr aufgeführt, eine Rotmarkierung des Radwegs sowie Rückschnitt des Grünbewuchses. Kosten: 30.000 bis 50.000 Euro.
Am Kreisel Oher Weg/Kaposvar-Spange/Holstenkamp sollen die Furten rot markiert und mit Fahrradpiktogrammen versehen werden. Die Summe dafür beträgt rund 10.000 Euro. Sozialdemokraten und Grüne drängen darauf, eine gesicherte Querung im Bereich Avenue St. Sebastien/Poststraße/Im Gellhornpark zu schaffen. Zudem soll die Verwaltung Lösungsansätze präsentieren für eine Aufwertung der Route 5 auf den Abschnitten am Willinghusener Weg und Papendieker Redder. Letzteren will der Kreis sanieren und danach Teile der Straße an die Stadt abgeben.
Allerdings sollen Radfahrer ab der Einmündung Möllner Landstraße auf der Straße fahren. Es gilt Tempo 50 für Autos. Glindes Politik will als Maximalgeschwindigkeit nur 30 km/h erlauben. Das lehnt der Kreis ab. Deshalb haben die Entscheidungsträger in der 18.900 Einwohner zählenden Stadt einer Eigentumsübertragung noch nicht zugestimmt.
Fahrradabstellanlagen zuerst an den Schulen errichten
Wichtig sind SPD und Grünen Radabstellanlagen. Sie sollen zuerst an Schulen errichtet werden. Am Willinghusener Weg wollen die beiden Parteien eine Umlaufsperre sowie einen Zebrastreifen zwecks Schulwegsicherung, am Oher Weg zwischen Avenue St. Sebastien und Möllner Landstraße die gröbsten Straßenschäden beheben. Auch schnell zu machen: eine rote Einfärbung der Einmündung Möllner Landstraße/Sandweg. „Es soll geprüft werden, ob alternativ eine Aufpflasterung möglich ist“, heißt es in dem Antrag. Mehr Sicherheit an diesem Punkt hatte bereits die Junge Union Glinde gefordert.