Glinde. Vabali Spa in Glinde eröffnet am 26. Juni. Projekt kostet rund 60 Millionen Euro. Sauna-Chef Stephan Pepper schult gerade sein Team.
Stephan Pepper steht auf dem Holzponton vor dem Naturschwimmteich und wedelt in unterschiedlichen Varianten mit einem weißen Handtuch. Es fallen Begriffe wie Pizza und Propeller – Namen für die jeweiligen Schwünge. Daniela Meyer macht die Bewegungen nach. Was wie ein Spiel aussieht, ist Teil einer Schulung. Der 38-Jährige ist einer von zwei Sauna-Chefs in der neuen Glinder Wellness-Oase, die am 26. Juni eröffnet. Sein Team erhält dieser Tage den Feinschliff.
„Durch das Wedeln wird Gluthauch in der Sauna verteilt und zum Gast gebracht“, erklärt Pepper, der in Magdeburg aufgewachsen ist und dort eine Ausbildung gemacht hat als Fachangestellter für den Bäderbetrieb. Danach ging es für ihn ins A-Rosa nach Travemünde, wo er in einem zweiwöchigen Kursus den Titel des Saunameisters erlangte. Die letzte berufliche Station war das Meridian Spa in Hamburg-Poppenbüttel. Seine Funktion: Teamleiter.
Vabali Spa: Wellness-Oase erstreckt sich über 36.000 Quadratmeter
Zur Doppelspitze gehört auch Marc Suxdorf. Der 27-Jährige kam aus Kitzbühel nach Glinde. In Österreich war der gelernte Sport- und Fitnesskaufmann stellvertretender Spa-Manager im A-Rosa. Mit ihrer Mannschaft sitzen sie zeitweise auch am Tisch, sprechen über den Umgang mit den Kunden sowie verschiedene Öle und Aufgüsse. Also darüber, wie es in der Sauna anzurichten ist. So wird zum Beispiel Lavendelöl für einen Gute-Nacht-Aufguss verwendet. Dabei zieht die Fachkraft mit einer Pipette wenige Tropfen aus einem 100-Milliliter-Fläschchen, beträufelt damit drei Eisbälle, die wiederum auf Steine gelegt werden. Probeläufe in den Saunen sind derzeit ausgeschlossen. Sie sind noch nicht betriebsbereit.
Laut Geschäftsführer Cornelius Riehm ist die Anlage zu 85 Prozent fertiggestellt. „Jetzt wird viel Dekoration gemacht. Wir haben noch zwei volle Lagerhallen mit zum Beispiel Statuen und Ornamenten. Eine Innenarchitektin ist dafür einmal pro Woche vor Ort“, sagt er, zeigt dabei auf einen gefliesten Innenpool, in dem nur noch das Wasser fehlt. Die Erholungsstätte ist voluminös und beeindruckend zugleich. Sie trägt den Namen Vabali Spa, erstreckt sich über 36.000 Quadratmeter, ist im Stil eines balinesischen Dorfes gehalten und grenzt an den Golfclub. Die Anlage umfasst unter anderem 13 Saunen, Dampfbäder, mit Wasserbetten ausgestattete Ruheräume, Kaminzimmer, Entspannungsbecken sowie einen 1000-Quadratmeter großen Naturschwimmteich. Bestandteil des Projekts ist zudem ein dreigeschossiges Hotel mit 80 Zimmern.
Vabali Spa in Glinde: Wellness-Oase kostet rund 60 Millionen
Rund 60 Millionen Euro investieren die Brüder Stephan und Markus Theune. Sie führen bereits zwei namensgleiche Häuser in Berlin und Düsseldorf. Dort können Gäste nicht übernachten. In Glinde wollen die Unternehmer 250 Arbeitsplätze schaffen, planen bei der Eröffnung mit 170 Kräften. Bislang haben 110 Personen Verträge unterschrieben. Um Personal zu gewinnen, setzt die Geschäftsführung auf flexible Arbeitszeitmodelle. Köche, die in Vollzeit beschäftigt sind, haben die Möglichkeit, an vier Tagen jeweils zehn Stunden Dienst zu leisten. Danach gibt es drei freie Tage am Stück.
Das Sauna-Team arbeitet demnächst in drei Schichten, die jeweils acht Stunden dauern. Beginn ist um 7, 12 und 16 Uhr. Bis zu 40 Mitarbeiter sollen in dem Bereich tätig sein. Aktuell sind es mit den beiden Chefs elf. Zum Auftakt reiche das, sagt Riehm. Er wird sich für die Anlaufphase Verstärkung aus Berlin und Düsseldorf holen. Dortiges Personal habe Interesse signalisiert.
Sauna-Team reist zwecks Einarbeitung nach Düsseldorf
Pepper, der seit Dezember unter Vertrag steht, war bereits an den anderen Vabali-Standorten zwecks Austausch mit den Bereichsleitern. Er hat das Konzept verinnerlicht, wobei nicht alle Abläufe identisch sind. So werden Aufgüsse in Glinde erstmal im Stunden-Intervall gemacht, Düsseldorf und Berlin bevorzugen mitunter den 30-Minuten-Takt. Der leitende Angestellte ist derzeit mit vielen Aufgaben betraut, macht Dinge, für die er nach Inbetriebnahme keine Zeit mehr haben wird. „Ich helfe beim Einräumen der Hotelzimmer, gieße Blumen, putze an vielen Orten“, sagt Pepper. Er sei einfach dort, wo er gebraucht werde. „Es ist eine spannende Anfangszeit. Das schweißt zusammen.“ Bei Vorstellungsgesprächen ist er natürlich auch dabei.
Daniela Meyer hat unter anderem Filzgleiter an Dutzenden Tischbeinen angebracht. Die 41-Jährige aus Schwarzenbek wagte während Corona den Schritt in die Selbstständigkeit mit einem Kosmetik-Studio in Geesthacht. Die Einschränkungen machten ihr zu schaffen, deshalb gab sie auf und ist nun wieder im Angestelltenverhältnis. Der Arbeitgeber stellt ihr fünf Sets Dienstkleidung. In der Sauna trägt sie Sport-BH und ein Tuch um die Hüfte, außerhalb eine balinesische Fischerhose samt schwarzem Poloshirt. Ismail Arisli hat einen kürzeren Weg zur Arbeit als Meyer. Er lebt in Glinde, studiert technische Informatik und verdient in der Wellness-Oase Geld als Werkstudent mit 20-Stunden-Woche. „Der Job im Sauna-Bereich ist kein Hexenwerk. Man lernt durch Übungen“, sagt der 23-Jährige.
Vabali Spa in Glinde: Sauna-Chef wird kurz vor Eröffnung Vater
Momentan packt der junge Mann auch Kartons aus und unterstützt beim Pflanzen im Außenbereich. So richtig praxisbezogen wird es für das Team am 16. Mai. Dann geht es für fünf Tage nach Düsseldorf. Im dortigen Vabali Spa werden sich Meyer, Arisli und Kollegen um Gäste kümmern, Aufgüsse machen und mit dem Handtuch wedeln.
Ob Stephan Pepper bei der Eröffnung in Glinde dabei sein wird, ist allerdings fraglich. Der Sauna-Chef wird zum ersten Mal Vater. Stichtag ist der 24. Juni. Er weist jedoch darauf hin, dass das Überschreiten eines errechneten Geburtstermins nicht ungewöhnlich sei.