Trittau. Der Trittauer baut seit zehn Jahren mit großer Leidenschaft Insektenhotels. Dem Naturfreund ist wichtig, aktiv etwas für den Umweltschutz zu tun.

Wenn Passanten am Grundstück von Matthias Macholtz im Norden Trittaus entlangschlendern, verharren nicht wenige spontan. Entlang seines Gartenwegs stehen drei Miniaturhäuschen, die sich bei näherem Hinsehen als Insektenhotels entpuppen, eines schöner als das andere. „Die Wildbienen haben es mir einfach angetan. Den kleinen, fleißigen Rackern Unterkünfte zu schaffen, wo sie für ihren Nachwuchs sorgen können, ist für mich zur großen Leidenschaft geworden“, erzählt der Bäckermeister, der seinem Beruf in der Braaker Mühle nachgeht.

Auch besondere Nistkästen finden sich auf dem Grundstück von Matthias Macholtz..
Auch besondere Nistkästen finden sich auf dem Grundstück von Matthias Macholtz.. © Lutz Kastendieck | Lutz Kastendieck

Gesät hat das Faible für die Bienen Vater Heinrich. „Er war Schlosser und überhaupt ein vielseitig begabter Handwerker, der zahlreiche Nistkästen selbst gebaut hat“, berichtet Macholtz. Mit seinem Interesse für Natur und Umwelt habe ihn der Vater von klein auf geprägt und begeistert. „Ich weiß noch, dass er Setzlinge aus dem eigenen Garten oft ausgegraben und in Knicks wieder eingepflanzt hat“, erinnert sich Macholtz, der in Reinbek geboren wurde und in Kuddewörde aufgewachsen ist.

Auf dem Hahnheide-Turm übernachtet

So sei auch aus ihm ein „regelrechter Waldschrat“ geworden. Der sich in Wald und Flur einfach am wohlsten fühle und dort jedem Geräusch und jedem Schatten nachspüre. Gern auch nachts, wenn der Wald erst richtig zum Leben erwache. „Ich habe mit meiner Freundin schon auf dem Turm in der Hahnheide übernachtet, das war ein großartiges, intensives Erlebnis“, schwärmt der Mann mit den Zopfbändern im gezwirbelten Graubart. Der in seinem Leben ganz bewusst auf Handy, Tablet und Fernseher verzichtet.

Technik interessiert ihn nur im Zusammenhang mit dem Bau seiner Insektenhotels. „Da ich so viel Genuss und Freude aus der Natur ziehe, fühle ich mich veranlasst, ihr etwas zurückzugeben“, beschreibt der 57-Jährige seinen Antrieb. Dieses ewige Höher, Schneller, Weiter gehe ihm vollkommen ab, damit könne er schlicht nichts anfangen.

Grüne Dächer sind Markenzeichen geworden

Deshalb hat Macholtz vor etwa zehn Jahren begonnen, aus Holzresten und extra geschnittenen Holzscheiben ganz individuelle Insektenhotels zu fertigen. Von denen jedes einzelne ein kunstvolles Unikat ist, das er so kein zweites Mal bauen würde. Zu seinem Markenzeichen ist derweil geworden, dass jedes Dach auch noch begrünt wird. Um neben einer hübscheren Optik vor allem für einen besseren Temperaturausgleich im Hotel zu sorgen.

Mit einer Bohnmaschine treibt Macholtz Löcher in verschiedenen Größen in die Baumscheiben.
Mit einer Bohnmaschine treibt Macholtz Löcher in verschiedenen Größen in die Baumscheiben. © Lutz Kastendieck | Lutz Kastendieck

„Im Laufe der Zeit habe ich mir viel Wissenswertes über die Bedürfnisse der verschiedenen Wildbienenarten angeeignet“, sagt Macholtz. So habe sich gezeigt, dass Löcher mit einer Tiefe von acht bis zehn Zentimetern und einem Durchmesser von fünf bis acht Millimetern deutlich häufiger bewohnt werden als kleinere oder größere Löcher. Wichtig sei aber vor allem, dass die Ränder glatt und faserfrei gebohrt werden, um den Bienen einen unfallfreien Ein- und Ausflug zu ermöglichen.

Das längst Hotel misst dreieinhalb Meter

Als besonders gut geeignete Holzsorten hat Macholtz Buche und Eiche, gern auch Lärche und Douglasie ausgemacht. Deren harte Struktur ist witterungsbeständiger und widerstandsfähiger. Deshalb knüpfte er nicht nur enge Kontakte zu einer Zimmerei in der Nähe, aus deren Restecontainer er sich regelmäßig bedienen kann. Ein Cousin, der im Hamburger Hafen arbeitet, versorgt ihn zudem mit Paletten aus Mahagoni und Tropenholz, die nach dem Umschlag für gewöhnlich auf dem Müll landen.

Das mit 3,5 Metern längste Hotel ist eher zufällig in seiner Werkstatt entstanden. Dort hatte er bereits zugeschnittene und gebohrte Holzscheiben aufgehängt, die von den Bienen noch vor der Endmontage vereinnahmt worden sind. „Deshalb habe ich sie an Ort und Stelle belassen und durch Holzreste und Bambusröhren zu einer geschlossenen Front ergänzt“, schildert Macholtz.

Lehmziegel sorgen für gleichmäßiges Klima

Jedes Insektenhotel ist ein Unikat.
Jedes Insektenhotel ist ein Unikat. © Lutz Kastendieck | Lutz Kastendieck

Zu einem wichtigen Baustoff ist für ihn im Laufe der Zeit Lehm geworden. Bei einem Lehmbauseminar hat er gelernt, eigene, zwölf Zentimeter hohe Lehmziegel herzustellen. „Durch ihre feuchtigkeitsregulierende Eigenschaft sorgen sie für gleichmäßiges Klima in den Brutkammern, was von den Bienen sehr geschätzt wird“, weiß Macholtz.

Auf diese Weise sind über die Jahre bislang 13 Insektenhotels entstanden, die außer in Trittau in Kuddewörde, Witzhave und im Biosphärenreservat Schaalsee ihren Platz gefunden haben. Wo vier von ihnen in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer Streuobstwiese mit alten Apfelsorten wie Ingrid Marie, James Grieve und Cox Orange zu einem echten Paradies für Wildbienen geworden sind.