Trittau. Zwischen Trittau und Grönwohld hat sich der Doldenblütler bereits auf einer Fläche von rund 100 Quadratmetern ausgebreitet.

Der Radwanderweg auf der alten Bahntrasse Trittau–Bad Oldesloe gehört zu den schönsten Routen im Kreis Stormarn. Die 22 Kilometer lange Trasse führt durch Wiesen, Felder und Wälder und bietet dem Nutzer viel Gelegenheit, Gedanken und Blicke schweifen zu lassen. Der Trittauer Matthias Macholtz sieht die Idylle nun aber gefährdet. Denn entlang des Streckenabschnitts zwischen Stenzerteich im Norden Trittaus und Grönwohld wuchert seit geraumer Zeit Bärenklau.

Quelle des Befalls liegt auf benachbartem Privatgelände

„Ich nutze den Weg seit langer Zeit regelmäßig und kann die Veränderungen dort deshalb ganz gut beurteilen“, so der 57-Jährige. Zuerst habe er den Bewuchs nur auf einem angrenzenden Grundstück wahrgenommen. „Mittlerweile hat sich der Bärenklau aber bis an die Ränder des Radwegs vorgearbeitet und vermehrt sich dort offenkundig invasiv“, berichtet Macholtz. Inzwischen dürften fast 100 Quadratmeter betroffen sein.

Das Problem besteht weniger in der Ausbreitung an sich als viel mehr in der gesundheitlichen Gefährdung, die von der Pflanze ausgeht. Zumindest dann, wenn es sich um den Großen Bärenklau handelt. Denn er bildet den Giftstoff Furocumarin, der in allen Teilen der Pflanze sitzt, sprich in Blättern, Stängeln und den Blütendolden. Bereits kleinste Mengen können zu Verätzungen der Haut und der Schleimhäute führen.

Stängel sind bis zu drei Meter hoch

Dass es sich an dem viel genutzten Radweg tatsächlich um die giftige Variante aus der Familie der Doldenblütler handelt, darüber besteht für Macholtz kein Zweifel. Auf besagtem Grundstück kurz hinter der Überführung des Mühlenbachs stehen etwa 50 der typischen, fast drei Meter hohen Stängel mit den schirmförmigen Dolden. Sie haben dem Großen Bärenklau, der ursprünglich aus dem Kaukasus stammt, zu seinem Beinamen „Herkulesstaude“ verholfen.

Matthias Macholtz hat seine Bedenken Mitte Oktober den Bürgermeistern Oliver Mesch in Trittau und Ralf Breisacher Grönwohld vorgetragen. Die erklärten sich indes nicht zuständig, da der Radwanderweg in den Verantwortungsbereich der Kreisverwaltung falle. Die hat er inzwischen ebenfalls informiert, bezeichnet die Reaktion aus Bad Oldesloe aber als „unzureichend“ und „unbefriedigend“.

Nach Ostseite nun auch Westseite befallen

In einer ersten schriftlichen Reaktion, die dieser Reaktion vorliegt, teilte der Fachdienst Planung und Verkehr Macholtz mit, dass der sich stark ausbreitende Bärenklau-Bewuchs „bereits seit einigen Jahren bekannt“, sei. Nach der Ostseite habe er inzwischen auch die Westseite des Bahnradwegs erreicht.

Um der weiteren Ausbreitung Einhalt zu gebieten und den Bärenklau klein zu halten, würden die betroffenen Flächen regelmäßig gemäht. Das Schreiben vom 21. Oktober schließt mit der Erkenntnis, dass die Befreiung der Seitenstreifen vom Bärenklau nur „wenig Erfolg“ habe, da die Ausbreitung und Versamung „vor allem auf der privaten Fläche stattfindet und dort leider nicht bekämpft wird“.

Latente Gefahrenquelle, vor allem für Kinder

„Ist der Fall für die Kreisverwaltung damit erledigt, nur weil das Problem von einem Privatgrundstück ausgeht?“, fragt sich Macholtz seitdem. Dass hier nicht robuster vorgegangen werde, könne er nicht nachvollziehen. Der Bärenklau habe sich nun mal in den öffentlichen Raum ausgebreitet und stelle dort eine latente Gefahrenquelle dar, insbesondere für Kinder.

Ein Riesen-Bärenklau in voller Blüte. Die Stängel sind bis zu drei Meter hoch.
Ein Riesen-Bärenklau in voller Blüte. Die Stängel sind bis zu drei Meter hoch. © Walther Bollmann | Walther Bollmann

Weil ihm das keine Ruhe gelassen habe, hat sich der Bäckermeister nun sogar in der Einwohnerfragestunde des Kreis-Umweltausschusses am vergangenen Montag zu Wort gemeldet. Dort versprach ihm Bauamtsleiter Thilo Scheuber, sich der Sache noch einmal anzunehmen.

Samen verbreitet sich durch Wind und Wasser

„Wir haben das Thema nach dem Umweltausschuss sofort an die betreffenden Fachbereiche zur weiteren Prüfung weitergeleitet“, sagte Scheuber unserer Redaktion. So werde sich unter anderem die Untere Naturschutzbehörde mit dem Fall eingehend befassen. „Um eine fundierte Gefahrenabschätzung vornehmen zu können, bedarf es jetzt weiterer Untersuchungen und Recherchen“, so Scheuber. Mit ersten Ergebnissen rechne er Anfang kommender Woche.

Laut Macholtz dulde die Angelegenheit unterdessen keinen Aufschub. Die Dolden der übermannshohen Stängel auf dem Privatgelände rund um eine Pferdekoppel hätten längst volle Samenstände entwickelt, die sich noch vor dem Winter aussäen würden. „Durch den Wind und das Wasser des Mühlenteichs wird sich der Samen schnell verbreiten“, so der Trittauer.

Kapseln haben Potenzial für 1,5 Millionen neue Pflanzen

Seinen Recherchen zufolge hätten die Samenkapseln der 50 Stängel das Potenzial, innerhalb eines Jahres rund 1,5 Millionen neue Pflanzen zu bilden. Und zwar nicht nur entlang des Radwanderwegs. Über den Mühlenbach und die Bille würden die Samen bis ins Billetal und ans Elbufer getragen. „Wollen wir die Chance, das zu verhindern, wirklich ungenutzt verstreichen lassen? Und das nur, weil wieder einmal um Zuständigkeiten und Verantwortungsbereiche gestritten wird“, sagt Matthias Macholtz.

Info: So wirkt das Pflanzengift

Je nach Intensität des Kontakts und persönlicher Konstitution verursacht das Gift Furocumarin, das der Große Bärenklau permanent bildet, bei vielen Menschen Hautrötungen, Juckreiz, Schwellungen, Fieber und weitere Symptome.

Furocumarin wirkt phototoxisch. Dadurch reduziert der Pflanzensaft die natürliche Abwehrfunktion der Haut gegen UV-Strahlen. Insbesondere bei Sonnenschein kommt es deshalb zu Rötungen, Quaddeln, Blasen und bei besonderer Sensibilität zu ausgeprägten Verbrennungen.

Ärzte warnen außerdem davor, die Dämpfe des Pflanzengifts einzuatmen, etwa beim Entfernen eines Bärenklaus. Hierbei können Übelkeit, Atemnot und sogar Kreislaufprobleme auftreten.

Wer den Großen Bärenklau bekämpfen will, sollte auf dichte Kleidung mit langen Ärmeln und Hosenbeinen achten und bei den Arbeiten außerdem eine Kopfbedeckung, Handschuhe, Maske und eine Schutzbrille tragen.