Oststeinbek. Nachdem die Edeka-Filiale in Oststeinbek den Betrieb einstellte, soll nun ein Discounter einziehen. Was bisher bekannt ist.
Es sieht gut aus für Senioren, die im Oststeinbeker Zentrum leben und keine weiten Wege zum Einkaufen zurücklegen können, weil sie zum Beispiel auf einen Rollator angewiesen sind. Vor zwei Wochen hatte der Edeka-Laden in der Passage den Betrieb eingestellt, vor allem bei älteren Menschen war das Entsetzen groß.
Inzwischen sind Handwerker dabei, die 735 Quadratmeter große Fläche auf Vordermann zu bringen. Teile des Bodens wurden herausgerissen, im Eingangsbereich stehen Leitern, Schaufeln sind an Pfeiler gelehnt und alle Regale entfernt. Mit dem Leerstand wird es sich demnächst wohl erledigt haben. Dem Vernehmen zieht ein Netto-Discounter in das Gebäude an der Möllner Landstraße.
Vermieter Peter Schneeberg hält sich noch bedeckt ob des Namens. Er sagt lediglich: „Da kommt wieder ein Laden rein. Alles geht seinen Weg, ich habe aber noch keinen Vertrag unterschrieben.“ Andere Geschäftsbetreiber im Ort, die namentlich nicht genannt werden wollen, behaupten zu wissen, dass es keine Zweifel mehr an der Ansiedlung des Unternehmens mit dem gelb-roten Logo gibt. Es heißt, der Discounter suche im Internet schon nach Personal für die Filiale in der rund 9000 Einwohner zählenden Gemeinde.
Zieht Netto in die Oststeinbeker Kaufpassage?
Auf der Netto-Homepage gibt es noch keine Hinweise. Dort sind in Schleswig-Holstein 32 Jobs und Ausbildungsplätze ausgeschrieben, unter anderem der des Wareneingangsmitarbeiters in Henstedt-Ulzburg. An dem Standort wird auch ein Gabelstaplerfahrer benötigt. Oststeinbek ist hier nicht genannt. Allerdings hat das Unternehmen auch keinen Zeitdruck, in dem Ort die Aktivitäten aufzunehmen. Dazu ist es viel zu groß. Die Netto Marken-Discount Stiftung & Co. KG mit Hauptsitz im bayerischen Maxhütte-Haidhof ist eine Edeka-Tochter, hat hierzulande rund 84.000 Mitarbeitende und mehr als 4260 Filialen. Sie verkauft über ihren Online-Shop auch Reisen, Küchen, Whirlpools und Gartenzubehör.
Auf einen Fragenkatalog dieser Redaktion zu einer Filiale in Oststeinbek ging Netto nicht tiefer ein. „Wir bitten um Ihr Verständnis, dass wir aufgrund des frühen Planungsstatus keine weiteren Informationen zu möglichen Aktivitäten an diesem Standort kommunizieren können“, heißt es in einer Antwort aus der Unternehmenskommunikation. Das klingt zumindest nicht nach einem Dementi.
In der Oststeinbeker Kaufpassage war über Jahrzehnte ein Edeka-Laden. Es gab mehrere Betreiberwechsel. Zuletzt führte Christian Höfling das Geschäft. Er war aber kaum noch vor Ort, hielt sich vor allem in Ahrensburg auf, wo er im Januar 2020 eine Filiale an der Bahnhofstraße übernahm. Die Verkaufsfläche entspricht nicht mehr dem aktuellen Standard. Sie beträgt in der Region durchschnittlich rund 1200 Quadratmeter. Trotz beschränkter Platzverhältnisse war das Sortiment groß und die Frischetheke ein großes Plus: Kunden schätzten die Qualität etwa der Schnitzel, von Aufschnitt und Käse. Sie hielten Klönschnack mit den Angestellten. Man kannte sich.
Oststeinbek: Kaufland löst Real im Gewerbegebiet ab
Dementsprechend herrschte Verärgerung, als Höfling diesen Bereich einstampfte und nur noch abgepackte Ware offerierte. Manch einer sagte, das sei der Anfang vom Ende. Die tatsächlichen Gründe für das Edeka-Aus sind nicht bekannt. Gerüchten, zwischen Höfling und dem Vermieter habe es Unstimmigkeiten gegeben, tritt Schneeberg entschieden entgegen. Das sei Quatsch. „Edeka Nord hat als Mieter des Objektes in Abstimmung mit unserem selbstständigen Kaufmann Christian Höfling den Mietvertrag gekündigt. Dieser läuft zum 31. März aus“, sagte jüngst ein Sprecher der Handelsgesellschaft. Höfling wollte sich nicht äußern.
Oststeinbeks Bürgermeister Jürgen Hettwer kennt die Sorgen von Senioren. Er sagt: „Ich wünsche mir eine Belebung in der Kaufpassage. Ein Lebensmittelgeschäft im Zentrum ist absolut notwendig.“ In der Immobilie gibt es einen Bäcker, Friseur, Blumen-, Lotto-Totto- sowie Kleidungsladen, ein Eiscafé, eine Fuß- und Nagelpflege, einen Hörakustiker, eine Bank, Apotheke sowie eine Firma, die Medizinprodukte vertreibt.
Nur wenige Hundert Meter entfernt an der Brückenstraße neben der Feuerwehrwache werden gerade 80 Seniorenwohnungen gebaut. Die ersten Mieter ziehen in Kürze ein. Dort gibt es auch ambulante Pflege. Gerade für diese Menschen wäre es bequem, ein Lebensmittelgeschäft gleich um die Ecke zu haben. An Alternativen mangelt es in Oststeinbek nicht, nur befinden sich diese im Gewerbegebiet an der Landesgrenze. Dort sind Aldi und Lidl vertreten. Der Real-Markt im Ostkreuz-Center hat zwar am kommenden Sonnabend letzten Verkaufstag und schließt, doch die Nachfolge ist geregelt: Kaufland übernimmt. Die Eröffnung ist für 30. März geplant.