Lütjensee. Anwohnerinitiative kämpft für Wiedereröffnung der Stellplätze an der Großenseer Straße. CDU-Politiker hat sich mit Gruppe getroffen.

Die Situation am Nordstrand des Großensees beschäftigt Anwohner und Kommunalpolitik in Lütjensee seit vielen Jahren. Immer wieder gibt es dort Ärger mit achtlos liegengelassenem Abfall, feiernden Jugendlichen und Badegästen, die die umliegenden Wohnstraßen zuparken. Inzwischen hat das Problem auch die Spitzenpolitik erreicht. Der Ahrensburger Landtagsabgeordnete Tobias Koch (CDU) hat sich eingeschaltet und möchte nun dabei helfen, eine Lösung zu vermitteln.

„Ich habe gern meine Unterstützung angeboten, weil ich mit der Situation vor Ort bestens vertraut bin“, sagt der CDU-Politiker. Koch ist in Lütjensee in unmittelbarer Nachbarschaft des Nordstrandes aufgewachsen. Dort gibt es am Ufer des Großensees eine unbewachte öffentliche Badestelle. Nicht nur für Menschen aus der Umgebung ist der Strand in den Sommermonaten ein beliebtes Ausflugsziel, auch zahlreiche Hamburger kommen gern zum Baden nach Lütjensee.

Das Gebiet ist geschützt – deswegen sind viele Badegäste nicht erwünscht

Das Problem: Bei dem Nordstrand und den umliegenden Waldflächen handelt es sich um ein Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) zum Schutz der dortigen Tier- und Pflanzenwelt. Viele Badegäste sind deshalb nicht erwünscht. Um diese abzuschrecken, hat die Bezirksförsterei Bergedorf 2015 gemeinsam mit der Gemeinde beschlossen, den Besucherparkplatz an der Großenseer Straße zu sperren. Denn auch wenn das Gebiet politisch zu Lütjensee zählt, ist die Stadt Hamburg, vertreten durch den Bezirk Bergedorf, Eigentümerin der Flächen.

Doch die abschreckende Wirkung blieb aus. Anwohner klagen darüber, dass die Gäste von auswärts in die Wohnstraßen ausweichen. Teilweise sei es nicht möglich, mit dem Auto zum eigenen Grundstück zu kommen, berichten etwa Anwohner des besonders betroffenen Strandwegs.

Trotz Halteverbot wird ungeniert geparkt

Die Gemeinde hat inzwischen ein absolutes Halteverbot eingerichtet. Laut Anwohnern wird dort aber dennoch ungeniert weiter geparkt. Im Sommer hat sich deshalb die Initiative „Pro Nordstrand“ gegründet, die eine dauerhafte Lösung für die Parkplatzproblematik erreichen möchte. Das Bündnis fordert unter anderem die Wiedereröffnung des Stellplatzes an der Großenseer Straße.

Tobias Koch, ist Landtagsabgeordneter aus Ahrensburg und Vorsitzender der CDU-Fraktion.
Tobias Koch, ist Landtagsabgeordneter aus Ahrensburg und Vorsitzender der CDU-Fraktion. © CDU | CDU

Koch hat sich nun mit Vertretern der Gruppe getroffen. „Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass die Situation für die Betroffenen unbefriedigend ist“, sagt der Politiker, der auch Fraktionsvorsitzender der CDU im Kieler Landtag ist.

Koch schlägt Finanzierung über Fördermittel vor

Koch äußert die Hoffnung, dass sich die Parkplatzproblematik im Strandweg durch die Novellierung des Bußgeldkatalogs kurzfristig zumindest leicht entspannt. Statt 15 werden jetzt 55 Euro für Falschparken fällig. Gleichzeitig sicherte der CDU-Politiker der Initiative Unterstützung bei ihrem Einsatz für die Freigabe des ehemaligen Parkplatzes zu. Dieser müsste jedoch zuvor aufwendig instandgesetzt werden. „Ich kann nachvollziehen, dass die Stadt Hamburg wenig Interesse hat, dafür Geld in die Hand zu nehmen“, sagt Koch.

Er habe deshalb eine anteilige Finanzierung über Fördermittel vorgeschlagen. „Es gibt einen Fonds der Metropolregion, mit dem explizit Projekte unterstützt werden, die im Interesse der gesamten Region sind.“ Da der Nordstrand auch Hamburgern als beliebtes Naherholungsgebiet diene, sehe er hier gute Chancen, Unterstützung zu bekommen.

Bürgermeisterin warnt vor zu großen Hoffnungen

„Bis zu 50 Prozent der Kosten werden gefördert, den Rest müsste die Gemeinde Lütjensee tragen“, sagt Koch. Mit Bürgermeisterin Ulrike Stentzler hat er bereits gesprochen. Die CDU-Politikerin äußert sich allerdings zurückhaltender. „Leider ist die Situation nicht so einfach, wie Herr Koch hofft“, sagt sie. Sie bezweifle, dass die Lütjenseer Kommunalpolitik bereit sei, die Kosten für die Instandsetzung eines Parkplatzes zu übernehmen, der ihr nicht gehöre.

Auch warnt Stentzler davor, zu große Hoffnungen in eine Freigabe der Stellplätze zu setzen. „Ich fürchte, dass die Problematik am Strandweg dadurch nicht gelöst wird“, sagt die Bürgermeisterin. Koch hat sich deshalb bereits an Cornelia Schmidt-Hoffmann (SPD), die neue Leiterin des Bergedorfer Bezirksamtes, gewandt. „Wenn es von dieser Seite Unterstützung gibt, wäre das ein gangbarer Weg“, sagt der CDU-Politiker. Annegret Jaath, Sprecherin von „Pro Nordstrand“, freut sich über Kochs Einsatz. „Er hat uns keine Versprechungen gemacht, aber Möglichkeiten aufgezeigt“, sagt sie.

Initiative will auch gegen Vermüllung vorgehen

Bei weiteren Forderungen habe die Initiative bereits Fortschritte erreicht. „Auf dem oberen Abschnitt des Strandweges wurden Piktogramme mit dem Tempo-30-Zeichen aufgebracht und im kommenden Jahr, so hat es und die Gemeinde zugesagt, werden dort auch Blumenkübel aufgestellt“, sagt Jaath. Für beides hatten sich die Anwohner stark gemacht, um Raser auszubremsen.

Darüber hinaus plant die Gruppe, die nach eigenen Angaben über mehr als 20 aktive Mitglieder verfügt, die Gründung eines Vereins. „Es geht uns ja nicht nur um die Parkplätze, wir wollen die Situation am Nordstrand insgesamt verbessern“, sagt die Lütjenseerin. Die Gruppe wolle auch gegen die Vermüllung der Badestelle vorgehen. „Wir erhoffen uns von der Vereinsgründung, dass wir öffentlich mehr Gehör finden“, sagt Jaath.