Ahrensburg. Der Oldesloer Olaf Klaus wurde mit über 86 Prozent der Stimmen zum Kreiswehrführer gewählt. Was den neuen starken Mann antreibt.

Von einer Zitterpartie wollte Olaf Klaus zwar nicht sprechen. Die Erleichterung nach seiner Wahl zum neuen Stormarner Kreiswehrführer war ihm indes deutlich anzumerken. „86,36 Prozent aller abgegebenen Stimmen waren ein deutliches Votum, das mich sehr gefreut und auch etwas überrascht hat“, sagte der 46-Jährige unserer Redaktion. Er spüre ein großes Vertrauen in seine Person, das er nun rechtfertigen wolle. „Es wird Zeit, dass der Kreisfeuerwehrverband in ruhigere Bahnen kommt und sich wieder auf das Wesentliche konzentriert“, so Klaus.

Vorgänger Riemann führte Verband 16 Jahre lang

Anfang September vergangenen Jahres hatte Vorgänger Gerd Riemann seinen Rückzug zum 31. Dezember verkündet. Regulär wäre die dritte Amtszeit des Reinfelders erst im Oktober 2022 zu Ende gegangen. Er habe lange mit sich gerungen, tat der 66-Jährige seinerzeit kund, dann aber doch entschieden, dass dieser Schritt für ihn der richtige sei.

Ausschlaggebend war wohl letztlich die wachsende Kritik an seiner Amtsführung. Riemann berichtete von anonymen Briefen und darin geäußerten Vorwürfen, die jeder sachlichen Grundlage entbehrt hätten. Er monierte „ehrabschneidende Verleumdungen“, die nicht ohne Konsequenzen hinnehmbar gewesen seien. Riemann war 2004 als Nachfolger des Grabauers Harry Ramm gewählt worden und stand 16 Jahre an der Spitze des Verbands.

Als Zwölfjähriger in die Jugendfeuerwehr eingetreten

Olaf Klaus, der am vergangenen Freitag in der Ahrensburger Feuerwache mit 133 von 154 Stimmen zum neuen Kreisführerführer gewählt wurde, ist im Alter von zwölf Jahren in die Jugendfeuerwehr seiner Geburtsstadt Bad Oldesloe eingetreten. „Mein bester Freund hat mich damals mitgenommen. Außerdem wohnte ich zu diesem Zeitpunkt ohnehin ganz in der Nähe der Feuerwache“, erzählte der gelernte Maler, Lackierer und Fußbodenleger.

Seitdem sind die inzwischen zahllosen Einsätze zu einem prägenden Teil seines Lebens geworden. Zu einem der bewegendsten zählt für ihn eine Massenkarambolage vor fünf Jahren auf der A 1 zwischen Reinfeld und dem Kreuz Bargteheide, bei der er selbst Einsatzleiter gewesen ist. „Nach einem heftigen Hagelschauer waren mehr als 20 Fahrzeuge verwickelt“, erinnert er sich. Die Autobahn sei ein einziges Trümmerfeld gewesen mit etlichen Schwerverletzten und einem Todesopfer.

Beruflich als Raumausstatter unterwegs

Mitte September 2021 ist der selbstständige Raumausstatter in der heimischen Stormarnhalle als Gemeindewehrführer der Kreisstadt für weitere sechs Jahre bestätigt worden. Konflikte mit seiner jüngsten Wahl zum Kreiswehrführer sieht er nicht. „Ich denke, das lässt sich ganz gut vereinbaren, weil es in beiden Funktionen viele Überschneidungen gibt“, so Klaus.

Unter anderem deshalb hatte er sich im vergangenen Jahr bereits als Beisitzer in den Vorstand des Kreisfeuerwehrverbands wählen lassen. Verbunden mit der Ansage, gegebenenfalls auch für den Posten des Kreiswehrführers zur Verfügung zu stehen. Als Vorgänger Riemann dann seinen Rückzug erklärt hatte, warf Klaus seinen Helm in den Ring.

Anfeindungen und Drohanrufe vor der Wahl

„Das hat aber offenbar nicht allen gefallen“, berichtet er. Plötzlich habe es Anfeindungen und sogar anonyme Drohanrufe gegeben. „Ihren Namen wollten die Anrufer allerdings nicht nennen und zu einem direkten Gespräch Auge in Auge waren sie auch nicht bereit“, so der 1,97 Meter große und kräftige Feuerwehrmann. Das habe ihm im Vorfeld der Wahl zum Kreiswehrführer schon zugesetzt. Und ihm fast die Lust auf den Job genommen, wie er freimütig zugibt.

Doch all die aufkeimenden Zweifel seien mit dem überzeugenden Wahlergebnis am vergangenen Freitag zerstreut worden. Von seiner persönlichen Schmerzgrenze 70 Prozent sei das Votum mit über 86 Prozent schließlich weit entfernt gewesen. „Da ist mir wirklich eine Last von den Schultern gefallen“, sagt Klaus. Zumal er im Nachgang noch weit mehr als 200 Mails, andere Textnachrichten und Anrufe mit Glückwünschen erhalten habe.

Radtouren und Abstecher an die See als Ausgleich

Nun freue er sich auf einen gemeinsamen Neuanfang mit all seinen Unterstützern. „Im Verband soll es wieder mehr Miteinander geben und wir müssen neue Schwerpunkte in der Ausbildung setzen. Und getreu der Farben des Landes Schleswig-Holstein als rote Sektion unsere engen Kontakte mit dem blauen Technischen Hilfswerk und den weißen Rettungsdiensten ausbauen“, sagt der neue Kreiswehrführer.

Für die geliebten Radtouren mit seiner Lebensgefährtin ins grüne Stormarn und Abstecher an die Ostsee will er sich aber trotzdem weiter Zeit nehmen. „Das brauche ich als Ausgleich, zum Abschalten und Auftanken“, so Klaus. Für eine Führungsrolle, die für ihn Berufung und besondere Herausforderung zugleich ist.

Info: 5500 Mitglieder in 85 Ortswehren

Der Kreisfeuerwehrverband Stormarn ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und hat seinen Sitz in der Lindenstraße 82 in der Gemeinde Travenbrück. Aktuell zählt der Verband etwa 5500 Mitglieder. 3284 aktive Angehörige bilden die Einsatzabteilungen in den 85 Freiwilligen Feuerwehren und einer Werksfeuerwehr. Hinzu kommen 917 Mädchen und Jungen in 39 Jugendfeuerwehren und 272 Musiker in zwölf Spielmannszügen.

Während der Corona-Pandemie erlebten die Wehren einen großen Zulauf. Allein die vier Oldesloer Ortswehren verzeichneten 22 neue Mitglieder.