Bad Oldesloe. Kreisjugendring verzeichnet starken Rückgang an Aktivitäten, Teilnehmerzahlen und freiwilligen Helfern.

Die Corona-Krise hat im vergangenen Jahr auch die Arbeit des Kreisjugendrings (KJR) Stormarn erheblich beeinflusst. „Wir konnten im zweiten Pandemiejahr zwar durch große Unterstützung, eine hohe Flexibilität und die gesammelten Erfahrungen aus 2020 unsere Angebote weitgehend aufrechterhalten. Doch nicht alles ließ sich über unsere Online-Kanäle kompensieren“, sagt Stefan Kühl, Erster Vorsitzender des KJR. Zumal nach fast zwei Jahren vor den Bildschirmen eine gewisse Müdigkeit hinsichtlich digitaler Formate zu verzeichnen sei.

So verwundert es nicht, dass der Zweite Vorsitzende, Christian Wenzel, bei der Präsentation der KJR-Bilanz 2021 in der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses von dramatischen Zahlen sprach. Der erstmals in Form einer gebundenen Broschüre vorgelegte und in einer Auflage von 200 Exemplaren gedruckte Jahresbericht offenbare, dass Corona die Träger der Jugendarbeit „in große Bedrängnis“ gebracht habe.

Nur noch 138 Jugendfreizeiten statt 314

Sichtbarste Zeichen sind die deutlichen Rückgänge von Aktivitäten wie etwa den Jugendfreizeiten, die rückläufigen Anmeldungen für die Kinderstadt Stormini und der Schwund an freiwilligen Helfern. „Während es 2019 noch 314 geförderte Jugendfreizeiten, davon sechs mit internationaler Beteiligung gab, waren es 2020 noch 174 und im Vorjahr sogar nur noch 138“, rechnet Wenzel vor.

Fast halbiert hat sich auch die Zahl der Belegungen im Jugendgästehaus Lütjensee. Registrierte der KJR 2019 noch 15.142 Gäste, so waren es 2021 noch 7597. „Das waren zwar 2600 mehr als 2020, doch noch immer weit entfernt von den Zahlen in der Zeit vor Ausbruch der Pandemie“, so Wenzel. Mit finanziellen Folgen: Trotz einer Spende der Sparkassen-Stiftung in Höhe von 70.000 Euro blieb ein erhebliches Defizit. Weshalb in diesem Jahr eine Preiserhöhung um zehn Prozent unumgänglich geworden ist.

Weniger Anmeldungen fürs Planspiel Stormini

Coronabedingt war im Vorjahr auch eine Modifikation des beliebten Planspiels Stormini für Mädchen und Jungen im Alter von neun bis 13 Jahren notwendig geworden. Statt einer zentralen Kinderstadt gab es Mitte Juni eine abgespeckte Version an fünf verschiedenen Orten von Reinfeld im Norden bis Reinbek im Süden. Beteiligt waren zwischen 30 und 40 Kinder sowie je zehn Betreuer. „Die Skepsis vieler Eltern an diesem Format ist offenbar noch nicht gewichen“, weiß Christian Wenzel. Für Stormini 2022 in der ersten Ferienwoche vom 3. bis 9. Juli in Ammersbek verzeichnet der KJR bislang gerade 284 Anmeldungen. Früher waren es weit mehr als 500.

Dramatisch sind zudem die Einbrüche bei der Ausbildung ehrenamtlicher Jugendgruppenleiter. Haben 2019 noch 211 Helfer die Voraussetzungen für die Juleica-Card erfüllt, so waren es 2020 fast 100 weniger, im Vorjahr sind es nur noch 78 gewesen. „Fast 90 Prozent aller Jugendfreizeiten im Kreis Stormarn werden von ehrenamtlichen Gruppenleitern organisiert und verantwortet. Da wird rasch klar, was auf uns zukommt, wenn wir hier nicht schnell zu einer Trendwende kommen“, warnt KJR-Geschäftsführer Uwe Sommer.

Großteil der Fördermittel wurde nicht abgerufen

Weil Jugendarbeit nun mal in erster Linie von ehrenamtlichem Engagement lebe, hat der Kreisjugendring die Initiative „Jugendarbeit in Stormarn stärken“ ausgerufen. Hier setzt sie auf ein Bündel von Maßnahmen, an denen sich der Kreis und die Kommunen beteiligen sollen. „Denkbar wäre etwa, die Vereine und Verbände von den Kosten für die Jugendleiterausbildung frei zu halten“, sagt Sommer. Bisher übernimmt der Kreis zwei Drittel der 270 Euro teuren Qualifizierung, 90 Euro verbleiben bei den Trägern.

Zwar hatte die Kreispolitik im Vorjahr 144.500 Euro zur Förderung von Jugendaktivitäten bewilligt. Diese Mittel dürften wegen der zahlreichen Hygieneauflagen aber nicht annähernd ausgeschöpft worden sein. „Deshalb sollte das Geld angesichts des enormen Bedarfs jetzt umgeschichtet werden. Zum Beispiel für eine Erhöhung der Aufwandsentschädigung für ehrenamtliche Helfer, aber auch für punktuelle Investitionen, etwa in neue Zelte für die Pfadfinder und SUP-Boards für die Rettungsschwimmer der DLRG“, fordert Uwe Sommer.