Trittau. Kommunen suchen Wohnraum für Geflüchtete. Auf eigens eingerichteten Websites finden Unterstützer Anlaufstellen und Hinweise.
Seit Beginn des russischen Einmarsches in die Ukraine steht die blau-gelbe Flagge des Landes für die Solidarität mit seinen von Krieg betroffenen Bürgern. Seit Kurzem ziert die ukrainische Flagge auch den Internetauftritt von Trittau. Mit einer eigens erstellten Website und einem neu gebildeten Ukraine-Team wollen Gemeinde und Amt die Hilfsbereitschaft der Bürger kanalisieren, Informationen bereitstellen und um Unterstützung werben. Das Team ist mit Bettina Flöter, Leiterin des Fachdienstes Soziale Hilfen, und der Integrationsbeauftragten Andrea Schröter optimal aufgestellt.
Beim Thema Unterstützung werden einige Bürger kreativ
Bürgermeister Oliver Mesch sagt: „Hilfe will koordiniert sein.“ Bereits am Montag hatten Gemeinde und Amt mit einem Aufruf in den sozialen Medien an die Bürger appelliert, freie Wohnungen, Häuser, Pensions- oder private Zimmer für die Unterbringung der Geflüchteten zur Verfügung zu stellen. Mit Erfolg, so Mesch. Es gebe auch andere Hilfsangebote. „Es gibt sogar Leute, die sich zur Grenze aufmachen, Hilfslieferungen hinbringen oder Geflüchtete abholen wollen.“ Flöter bestätigt das, sagt: „Ein Mann hat handwerkliche Hilfe und Transportleistungen angeboten, ein Seniorenpaar sein Gästezimmer und ein privater Pferdehof lädt Kinder zum Besuch ein.“ Die Resonanz aus der Bevölkerung sei riesig, so Mesch.
Seit Mittwoch ist das Team unter der E-Mail-Adresse ukraine@trittau.de, telefonisch unter 04154/80 79 79 und mobil unter 0162/104 29 30 zu erreichen. Über diese Kontakte würden Unterstützungsangebote entgegengenommen und könnten zudem Hilfen für traumatisierte Geflüchtete organisiert werden. Die Ankunft der ersten Ukrainer erwarte sie in wenigen Stunden, so Flöter. In den Flüchtlingsunterkünften des Amtes ständen rein rechnerisch zwar aktuell 42 Plätze zur Verfügung, „doch die können wir nicht belegen, weil die Menschen aus der Ukrainer nach heutigem Stand nicht als Asylbewerber gelten“. Die Platzzahl sei auch deswegen hypothetisch, weil man beispielsweise ukrainische Frauen und Kinder nicht mit männlichen Geflüchteten anderer Nationalität zusammen unterbringen könne.
Zahl offener Plätze in Sammelunterkünften nicht bekannt
Stormarns Landrat Henning Görtz weist darauf hin, dass für alle Ukrainer, die privat nach Stormarn kommen, die Städte und Gemeinden für Unterkünfte sorgen müssen. „Wir sind gerade dabei, die Zahlen der Plätze in den Sammelunterkünften im Kreis zu ermitteln“, so Görtz. „Wir sind in engem Kontakt mit den Bürgermeistern und auf allen Ebenen dabei, uns vorzubereiten.“
Auch Glinde trifft entsprechende Vorbereitungen und sucht zunächst vor allem Unterkünfte. Sach- und Geldspenden werden nach Angaben der Stadt derzeit nicht benötigt. Weitere Informationen sind unter www.glinde.de/rathaus-politik/service-wissenswertes/glinder-ukraine-hilfe zu finden. Wer kurzfristig Wohnraum zur Verfügung stellen kann oder bereit ist, ehrenamtlich zu dolmetschen und Deutsch sowie Ukrainisch und/oder Russisch spricht, kann sich unter der Angabe der Kontaktdaten, bei Wohnraum mit Größe und Anzahl der Zimmer/Unterkunft und der Unterzubringenden per E-Mail an krainehilfe@glinde.de oder ukr-hilfe@glinde.de wenden.
In Reinbek steht ebenfalls die Organisation der Unterkünfte im Vordergrund. Die Stadtverwaltung hat unter ukraine@reinbek.de eine eigene E-Mail-Adresse eingerichtet, um zunächst eine Anlaufstelle für Hilfen bieten zu können. Es gibt Bedarf an Wohnraum, ehrenamtlichen Dolmetschern für Ukrainisch oder Russisch. Zudem weist die Stadt auf Portale zur Wohnraumvermittlung an ukrainische Flüchtlinge wie www.elinor.
network/gastfreundschaft-ukraine/ hin.
In der Stadt Bargteheide und dem Amt Bargteheide-Land gibt es kaum noch weitere Plätze für die Aufnahme von Geflüchteten. Für zusätzliche Anmietungen sollen nach Angaben der Stadt langfristige Verträge genauso möglich sein wie kurzzeitige Anmietungen. Stadt und Amt treten dabei als Vertragspartner mit allen Rechten und Pflichten auf. In einer gemeinsamen Mitteilung heißt es: „Die Mietzahlungen erfolgen durch die öffentliche Hand und auch alle anderen Verpflichtungen aus dem Mietvertrag bei Beendigung des Mietverhältnisses werden erfüllt.“
Bürger, die über freien Wohnraum verfügen und helfen wollen, können sich an folgende Stellen wenden: städtisches Ordnungsamt, E-Mail ordnungsamt@bargteheide.de, Telefon 04532/40 47-407, sowie Fachbereich Ordnung und Soziales des Amtes Bargteheide-Land, Telefon 04532/40 45-74 und E-Mail
soziales@bargteheide-land.de.
Die Stadt Ahrensburg hat ebenfalls Bedarf an Unterkünften, die Privatleute zur Verfügung stellen. Anbieter können sich bei der Stadtverwaltung an Darina Fricke (Telefon 04102/77-155) oder Michael Cyrkel (-257) wenden. Die Flüchtlingsbetreuerinnen der Stadt, Aruna Pego-Stannieder (-418) und Birgit Krömer-Meyn (-146), sind zudem auf der Suche nach Ehrenamtlichen, die als Sprachmittler oder Dolmetscher für Russisch oder Ukrainisch bei Bedarf bei den Beratungsleistungen und Hilfsangeboten unterstützen wollen.
Bad Oldesloe hat ebenfalls angekündigt, die Plätze in Unterkünften zu erhöhen und gegebenenfalls weitere Wohnungen anzumieten. Stadtvertreter haben mit einer entsprechenden Resolution uneingeschränkte Hilfe zugesagt. Das Votum war einstimmig.
Bürgermeister Jörg Lembke sagt: „Wir beschäftigen uns sehr intensiv mit der Frage, wie wir mit größeren Zahlen von Flüchtlingsströmen umgehen.“ Aktuell liegt die freie Kapazität bei 50 bis 60 Plätzen in angemieteten Wohnungen und Flüchtlingsunterkunft Kastanienallee. „Wir werden die Zahl jetzt erhöhen“, so Lembke. Denn weiterhin gebe es auch Menschen aus anderen Krisengebieten wie Afghanistan, die Hilfe benötigen.
Neben Sachspenden stellen viele Menschen zudem Unterkünfte zur Verfügung. „Wir haben ein freies Gästezimmer und werden Menschen aus der Ukraine aufnehmen, wenn der Bedarf besteht“, sagt Susanne Kulms-Fischer aus Bad Oldesloe. In ihrer Kindheit sei der Heimatverlust immer präsent gewesen. „Mein Vater, der nach dem durch Nazi-Deutschland verursachten Krieg nicht in seine Heimat im heutigen Polen zurückkehren konnte, hat erst im hohen Alter seinen Frieden mit diesem Verlust machen können“, sagt die gebürtige Oldesloerin. „Diese Angst, vielleicht nie zurückkehren zu können, wird sicher auch die Menschen beschäftigen, die vor dem Krieg in der Ukraine flüchten müssen.“
Wer Geflüchteten kostenfrei ein Zimmer oder eine freie Wohnung anbieten will, kann sich unter www.unterkunft-ukraine.de registrieren. Auch der interkulturelle Treffpunkt „Kaktus“ (www.kaktus-od.de) bietet Hilfe.
Auch das Innenministerium hilft bei Fragen
Bei Fragen zur Aufnahme geflüchteter Ukrainer können sich Stormarner Bürger auch an das schleswig-holsteinische Innenministerium wenden: per E-Mail an flucht-ukraine@im.landsh.de oder unter Telefon 0431/988-33 69. Unter dieser Nummer ist auch ein Anrufbeantworter geschaltet.
Da Anrufe und E-Mails nach Eingang bearbeitet werden, können Antworten einige Zeit in Anspruch nehmen. Über beide Kanäle erfolgt zudem die Vermittlung von Ansprechstellen oder der Hinweis auf weitere Informationsquellen.
Außerdem stehen unter www.schleswig- holstein.de/ukraine tagesaktuelle Informationen zu Einreiseregelungen und Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung. Ersten Anlaufstellen für alle, die privat Wohnraum für die Unterbringung anbieten oder sich ehrenamtlich engagieren wollen, bleiben die Gemeinde- oder Amtsverwaltung und örtliche Hilfsorganisationen. Nick