Glinde. Die Anlage in Glinde will Ende April eröffnen. Die Suche nach Arbeitskräften läuft zurzeit auf Hochtouren.
Heute ist Tanja Jaaps Glückstag. Nur weiß sie es jetzt noch nicht – um 10 Uhr an diesem Morgen. Die 46-Jährige aus Nusse ist gerade in Glinde aufgeschlagen zum Job-Casting in der Wellness-Oase, ein 60 Millionen-Euro-Projekt samt Hotel. Ende April soll das sogenannte Vabali Spa eröffnen. Die imposante Anlage erstreckt sich über 36.000 Quadratmeter und sieht aus wie ein balinesisches Dorf. Zum Start möchte die Geschäftsführung 170 Mitarbeiter eingestellt haben, mehr als 50 Verträge sind inzwischen signiert. Es gibt also noch einiges zu tun auf der Personalebene.
Patrick Feldmann ist seit 1. Dezember im Dienst als Küchenchef. Er hat elf Jahre im Waldhaus Reinbek gekocht, sich dann umorientiert. Mit seinen 30 Lenzen und der Berufserfahrung war er bereit für eine Führungsposition, den Meister machte er in Heidelberg. Mit dem Kredenzen der Speisen wird der Bergedorfer in Kürze beginnen für die Handwerker, die auf dem Gelände arbeiten – es ist zugleich ein Testlauf. Noch verbringt Feldmann aber einen Großteil seiner Zeit damit, die Bewerber auf Eignung zu prüfen. Er entscheidet, wer zu seinem Team stößt.
Führung durch das Vabali Spa: Bewerberin macht große Augen
Zu Beginn des Castings ist auch Sonja Braun, die mit Cornelius Riehm die Geschäftsführung bildet, dabei. Sie führt Tanja Jaap über die Baustelle, zeigt ihr die verschiedenen Saunen, einen großen Innenpool, der schon gekachelt ist, Deko-Elemente aus Asien, die die Wände schmücken. Die Bewerberin macht große Augen, sagt, so was habe sie noch nie gesehen. Nach 15 Minuten verabschiedet sich Braun. Jetzt ist Feldmann an der Reihe, mehr als eineinhalb Stunden wird er sich mit der Kandidatin beschäftigen. Ort der Unterredung ist natürlich die Küche. Man duzt einander sofort, das baut Hemmschwellen ab.
Jaap ist gelernte Köchin und Konditorin. Sie macht das mit Leidenschaft, ihre Eltern haben Jahrzehnte eine Patisserie geführt. Ihr Mann ist ebenfalls Koch, das Paar hat keine Kinder. Sie erzählt ihre Geschichte und erklärt, weshalb sie unbedingt in Glinde ihr Geld verdienen will: „Ich habe früher in der Gastronomie in Kuddewörde gearbeitet, bin in der Pandemie ins Altersheim als Köchin gewechselt. Das ist zwar ein sicherer Job, aber nun möchte ich zurück.“
Vabali Spa: Fünf Köche sollen pro Schicht eingesetzt werden
Im Vabali Spa strebt sie den Job der Frühstücksköchin an. Der Unterschied im Vergleich zu anderen Betrieben sind regelmäßige Arbeitszeiten. Die Frühschicht beginnt zwischen 5.30 und 6 Uhr, nach acht Stunden ist Feierabend. Feldmann sagt, er verheize keine Mitarbeiter, 13-Stunden-Schichten werde es bei ihm nicht geben. Dann erklärt er der Kandidatin, was er darunter versteht, respektvoll mit dem Arbeitsplatz umzugehen. Natürlich spielt das Thema Sauberkeit eine Rolle. Hand in Hand zu arbeiten, das sei das Nonplusultra, so Feldmann. Und er will wissen, wie Jaap mit Konfliktsituationen umgeht. Die Antwort überzeugt ihn. Die Frau macht einen ausgeglichenen Eindruck. Wenn sie redet, merkt man ihr die Vorfreude an auf das, was auf sie hier zukommen kann. Aber noch hat sie keine Zusage. Es sieht jedoch gut aus. Beide funken auf einer Wellenlänge.
Der Küchenchef zeigt Jaap das Inventar, 500.000 Euro hat die Küche inklusive Geräte gekostet. Und es fehlen noch einige. Rund 250 Quadratmeter umfasst der Bereich inklusive Kühlkammern. Fünf Köche werden pro Schicht eingesetzt, dazu zwei Spüler und Küchenhilfen. Die Verantwortlichen planen mit 800 bis 1000 Mahlzeiten pro Tag.
Castings mit bis zu 15 Personen in einer offenen Gruppe
„Essen transportiert Emotionen“, sagt Feldmann. Er zeigt auf exotische Früchte wie Papayas und Mangos, die sich in einer grünen Plastikkiste befinden. „Wir kochen euroasiatisch mit einschlägigen Aromen aus Fernost und mit vielen Vitaminen.“ Natürlich gebe es auch Burger. Dann schneidet der Küchenchef die Pflanzen und bereitet einen Smoothie zu, Jaap unterstützt aus freien Stücken. Ihr Geschick am Herd muss sie heute eigentlich nicht beweisen. Andere, die sich zu einem späteren Zeitpunkt vorstellen, werden einen Probetag in der Küche machen müssen – wenn die Testphase mit den Gerichten für Handwerker angelaufen ist.
In den Bereichen Sauna und Service sind Castings mit bis zu 15 Personen in einer offenen Gruppe angesetzt. „Wir sind auch für Quereinsteiger offen. Jeder, der etwas wagen möchte, kann zu uns kommen“, sagt Geschäftsführer Riehm, der zudem für das Vabali Spa in Berlin verantwortlich ist. Eine dritte Freizeitstätte mit diesem Namen gibt es in Düsseldorf. Der Unterschied zur Stormarner Anlage: Die beiden Wellness-Oasen haben kein Hotel. Riehm ist kein klassischer Schreibtischtäter, bei Bedarf kellnert er im Restaurant mit oder hilft im Saunabereich aus.
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Vabali Spa will 250 Arbeitsplätze in Glinde schaffen
Die Hierarchien sind flach gehalten, jeder darf hinterfragen und Ideen einbringen, betont der Geschäftsführer. Das gilt natürlich auch für die Küche. Gerichte in Glinde müssten nicht identisch mit jenen in den anderen beiden Häusern sein. Riehm spricht diesbezüglich von einem „brüderlichen Konkurrenzkampf“. Mit dieser Philosophie will er Personal gewinnen. Doch das allein reicht natürlich nicht aus. „Was die Gehälter in der Gastronomie betrifft, so heben wir uns von anderen Betrieben ab.“ Jaap ist begeistert, als ihr mitgeteilt wird, dass Mitarbeiter das Spa nach Dienstschluss und an freien Tagen kostenfrei nutzen können. Sie merkt, dass Feldmann von ihr überzeugt ist, sagt: „Ich habe gelernt, hart zu arbeiten. Das haben mir meine Eltern schon früh mit auf den Weg gegeben.“ Inzwischen ist es 11.45 Uhr. Jetzt kommt Sonja Braun dazu. Kurz darauf hat Jaap Gewissheit. Sie bekommt den Job. Ihr Resümee der Unterhaltung: „Ich habe mich sehr willkommen gefühlt.“
Die Stellen der Bereichsleitung sind inzwischen besetzt. Langfristig wollen die Betreiber, Markus und Stephan Theune, 250 Arbeitsplätze in Glinde schaffen. Mehr als eine Million Menschen pro Jahr besuchen ihre Spa-Anlagen. Laut Riehm wurden für das Vabali Spa in Stormarns Süden bereits mehrere Tausend Tagesgutscheine verkauft. Tanja Jaap hat das Glück, eine solche Investition nicht tätigen zu müssen.