Glinde. Container-Flüchtlingsunterkünfte am Glinder Schlehenweg könnten auf Sicht massiven Gebäuden weichen. Flächennutzungsplan wird geändert.
Das rote Haus in Modulbauweise am Schlehenweg in Glinde sieht von außen bezugsfertig aus. Dem ist aber nicht so. Die Bäder müssen noch saniert werden. „Wir haben die Container gebraucht gekauft“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug. Rund 800.000 Euro hat das Gebäude gekostet – inklusive Zuwegung und dem Verlegen von Leitungen. Maximal 26 Flüchtlinge werden darin leben. Es ist die vierte Immobilie dieser Art auf dem städtischen Areal nahe der Kreisstraße 80. Die Nutzung des Geländes für solche Zwecke ist auf zehn Jahre begrenzt, eigentlich müssen die Heime für Menschen aus Kriegs- und Krisenregionen 2026 demontiert werden. Das wird die Politik verhindern und zugleich dafür sorgen, dass dort Bauflächen für massive Häuser aus Stein entstehen. Es gibt bereits Überlegungen, was auf dem Grundstück im Grünen auf Sicht passieren könnte.
Am kommenden Donnerstag wird der Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz den Aufstellungsbeschluss für die Änderung des Flächennutzungsplans fassen. Einen solchen für den Bebauungsplan im Normalverfahren hatte die Stadtvertretung bereits beschlossen. In der aktuellen Verwaltungsvorlage heißt es zu den Zielen: „Planungsrechtliche Sicherung der derzeitigen Nutzung durch Flüchtlingsunterkünfte“ sowie „Schaffung einer dauerhaften zukünftigen wohnbaulichen Nutzung als Arrondierung an die bestehende Siedlungskultur.“ Konkret bedeutet das: Werden die roten Häuser nicht mehr benötigt, kann die Stadt das Grundstück problemlos an einen Investor abgeben, der zum Beispiel Sozialwohnungen baut.
Politiker haben schon einen Bauträger im Blick
Das ist zwar noch Zukunftsmusik, aber allein die Tatsache, dass die Kommune Bauland zur Verfügung stellen könnte, macht die Sache einfacher. So wären bei Grundstücksverhandlungen lediglich zwei Seiten involviert. Oft sind Flächen in Privateigentum. Die Chancen eines Scheiterns von Vorhaben bei einer Dreier-Konstellation sind größer, weil mitunter horrende Preise für Grundstücke aufgerufen werden. Manch ein Unternehmen hat deswegen seine Planungen vorzeitig begraben. Ein Beispiel ist die Firma Semmelhaack, die vor Jahren Seniorenwohnungen am Postweg in Oststeinbek bauen wollte. Von der Politik gab es Rückendeckung, der Eigner der Fläche verlangte jedoch zu viel Geld. Inzwischen ist die Firma an anderer Stelle fündig geworden, baut in der Glinder Nachbarkommune derzeit 80 Einheiten für ältere Menschen an der Brückenstraße nahe der Feuerwehrwache.
Am Schlehenweg darf Glinde maximal neun Modulhäuser für Flüchtlinge bauen, weitere als die vier vorhandenen sind an dem Standort aber nicht vorgesehen. „Für uns sind die roten Häuser nicht auf Dauer angelegt, sondern nur eine Übergangslösung. Wir wollen dort langfristig massive Gebäude mit öffentlich geförderten Wohnungen“, sagt die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Marlies Kröpke. Einen Bauträger hat die Politikerin bereits im Blick: das Unternehmen Züblin. Wie berichtet, hatte ein Prokurist bei den Fraktionen von SPD, Grünen sowie FDP vorgesprochen und ein verlockendes Angebot gemacht: die Schaffung von 36 Sozialwohnungen mit einer Kaltmiete von 6,10 Euro pro Quadratmeter.
Züblin plant drei jeweils dreigeschossige Gebäude in serieller Bauweise. Somit lässt sich trotz günstiger Mieten Geld verdienen. Die Wohnungen sollen von einem Partnerunternehmen betrieben werden. Die Projektsumme beziffert Züblin auf sieben bis neun Millionen Euro inklusive des Grundstücks, das noch gefunden werden muss. 3000 Quadratmeter soll es umfassen. Sozialdemokraten und Grüne wollen die Firma unterstützen und hatten diesbezüglich einen gemeinsamen Antrag gestellt für die Gremiumssitzung in dieser Woche. Demnach wird die Verwaltung beauftragt, eine Firma zu finden, die ein Projekt mit bis zu 100 Prozent Sozialwohnungen anbietet.
Grundstück am Holstenkamp wurde per Erbpacht vergeben
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Rainer Neumann sagt über ein mögliches Wohnbauprojekt am Schlehenweg: „Man kann darüber diskutieren. Allem, was die Wohnungsnot in unserer Stadt lindert, steht meine Partei offen gegenüber.“ Einen Verkauf der Fläche schließt der Christdemokrat für sich allerdings aus. Er würde das Grundstück nur per Erbpacht vergeben. So hat es die Stadt zum Beispiel 2017 am Holstenkamp gemacht. Der Investor, die D.R.S. Bauregie Dresden, baute dort eine Kita für 80 Jungen und Mädchen. Demnächst kommen auf dem Areal 37 Sozialwohnungen, aufgeteilt in zwei viergeschossige Gebäude, hinzu.
Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz Glinde, Donnerstag, 10. Februar, 19 Uhr. Die Sitzung wird per Videokonferenz abgehalten. Für Interessierte ist auf der Homepage der Stadt ein Link eingerichtet.