Barsbüttel. Agentur zieht sich als Veranstalter des Stadtfests in Barsbüttel zurück. Geschäftsführer kritisiert die Verwaltung – die Gründe.

In diesem Jahr wollte Tom Witt endlich wieder zur Tat schreiten und mit seinem Geschäftspartner Max Laurent Schönemann das Barsbütteler Stadtfest organisieren. Wegen der Corona-Pandemie war die Veranstaltung zweimal hintereinander ausgefallen. Jetzt steht fest: Eine Fortsetzung unter der Regie der beiden Unternehmer wird es im Sommer nicht geben. Sie sind verärgert, weil die Verwaltung es ablehnt, Bands länger als 22 Uhr spielen zu lassen und haben ihre Planungen eingestellt.

„Unserem Empfinden von Gerechtigkeit und Gleichberechtigung entspricht dies ausdrücklich nicht“, sagt Witt. Er verweist unter anderem auf das von der Feuerwehr durchgeführte Pfingstfest im Ortsteil Stemwarde, wo bis 2 Uhr nachts Party gemacht und Musik gespielt werden darf. Der 47-Jährige hatte die Feier auf dem Parkplatz neben Schwimmhalle und Sportanlage am Soltausredder mit seiner Agentur IWM events erstmals 2018 ausgerichtet und ein Jahr später wiederholt, kooperierte dabei mit dem Barsbütteler SV. Die Gemeinde stellte das Areal, gab allerdings keine Zuschüsse.

Alkoholausschank auf Festgelände ist bis 24 Uhr möglich

Tom Witt, Geschäftsführer der Agentur IWM events, ist enttäuscht und verärgert.
Tom Witt, Geschäftsführer der Agentur IWM events, ist enttäuscht und verärgert. © Ha

Besucher kamen auch aus dem Umland und waren begeistert. Bei der Premiere feierten 5000 Menschen an einem Sonnabend und Sonntag, 2019 waren es 8000 über das komplette Wochenende. Einher mit der Verlängerung um einen Tag ging die Erweiterung des Programms speziell für Kinder plus Aufbau einer zweiten Bühne. Gewinnbringend waren die Feste für das Unternehmen nicht. Laut Witt betrugen die Defizite 8800 und 4900 Euro.

Er wollte mindestens einen Tag bis 2 Uhr nachts öffnen, argumentierte, nur so auch Geld zu verdienen mit dem Getränkeverkauf. „Ein Kompromiss wäre gewesen, Live-Musik bis Mitternacht zuzulassen. Ohne Bands bleiben die Leute nicht bis zum Schluss.“ Dass der Ausschank von Alkohol bis 24 Uhr auf dem 4000 Quadratmeter großen Gelände möglich ist, reicht dem Firmenchef nicht.

Ein Stadtfest mit Endzeit wie in Stemwarde wünschen sich viele Barsbüteler. Eine entsprechende Petition, die ein Bürger auf der Gemeindehomepage initiierte, fand 309 Unterstützer, 221 davon leben in der Kommune. Bei 250 Unterschriften von Einheimischen müssen sich politische Gremien mit dem Thema beschäftigen. Das Quorum wurde somit verfehlt, trotzdem antwortete die Verwaltung über die Internetseite und führte an, dass Live-Musik nur bis 22 Uhr gestattet ist. Sie begründet das mit der Lage des Parkplatzes in einem reinen Wohngebiet. Allerdings heißt es auch: „Nach der Freizeitlärm-Richtlinie kann in besonders gelagerten Fällen eine Verschiebung der Nachtzeit von bis zu zwei Stunden zumutbar sein.“ Jedoch seien Veranstaltungen wie das Stadtfest zum Teil kritisch von Anliegern begleitet worden. Heißt konkret: Es gab Beschwerden über zu viel Lärm.

Bürgermeister Thomas Schreitmüller sieht demnach keinen Spielraum und sagt: „Es gibt Vorschriften, an die sich alle halten müssen. Die Sache steht nicht in meiner Willkür.“ Die Agentur habe zudem noch keinen Antrag auf Ausrichtung des Stadtfestes gestellt. Laut dem Verwaltungschef ist man offen für andere Veranstalter. Dass sich einer findet, daran mag Schreitmüller nicht so recht glauben ob der Planungsunsicherheit wegen Corona. „Ich bin schon froh, wenn in diesem Jahr das traditionelle Fest der Vereine und Verbände auf dem Gelände der Gemeinschaftsschule stattfindet.“

Nach der Mitteilung über die Gemeindehomepage hat es kein Gespräch zwischen Witt und dem Bürgermeister gegeben. Für den Unternehmer macht ein Austausch wenig Sinn. Er berichtet von mehreren Unterredungen vor zwei Jahren, die aus seiner Sicht unbefriedigend gewesen sind: „Als alternativen Standort haben wir über zwei Wiesen nahe dem Tennisverein geredet, wo bereits in früheren Jahren Feste waren. Das wurde aus Gründen des Naturschutzes abgelehnt.“

Politiker unterzeichneten Petition für längere Öffnung

Barsbüttels Politiker bewerten ein Stadtfest am Soltausredder in diesem Jahr grundsätzlich positiv. Die Grünen-Fraktionschefin Angela Tsagkalidis und ihr Pendant von der CDU, Henri Schmidt, hatten sogar die Petition signiert. „Ich bin sehr traurig über die Entwicklung und hoffe, dass sich alle noch einmal an einen Tisch setzen“, sagt Tsagkalidis. Für Rainer Eickenrodt von der örtlichen Wählergemeinschaft ist die Enttäuschung Witts „nachvollziehbar“. Dessen Vergleich mit anderen Veranstaltungen schlage aber fehl. „Das Pfingstfest in Stemwarde findet im Außenbereich auf einer Wiese am Ortsende statt, da gilt ein deutlich niedrigerer Lärmschutz“, so der Kommunalpolitiker. Es tue ihm wahnsinnig leid für die Bürger, sollte das Fest tatsächlich ausfallen. Das trägt seinen Namen genau genommen zu Unrecht, weil Barsbüttel keine Stadt ist.

Bei der letzten Auflage mussten Erwachsene übrigens ab 18 Uhr zwei Euro Eintritt zahlen. Das Geld ging an den Sportverein für das Jugend-Kunstrasenplatzprojekt.