Barsbüttel. Mehr als 180 Menschen haben Petition unterschrieben, wollen 2022 ein Stadtfest. Veranstaltungsagentur stellt Bedingungen.
Das Verlangen, mal wieder mit vielen Menschen so richtig zu feiern, ist offenbar groß in Barsbüttel. Bürger haben eine Online-Petition auf der Homepage der Gemeinde gestartet für ein Stadtfest 2022. Ihr Wunsch: Besucher sollen nicht wie früher bereits um 22 Uhr nach Hause geschickt werden. Bis Mittwochnachmittag unterschrieben 182 Menschen, 123 davon leben in der 13.700-Einwohner-Kommune. Unterschreiben innerhalb von acht Wochen 250 Barsbütteler, müssen sich die politischen Gremien mit dem Thema beschäftigen. Die Frist endet am 9. November.
Zuletzt gab es das Fest, das seinen Namen genau genommen zu Unrecht trägt, weil Barsbüttel keine Stadt ist, 2019 auf dem Parkplatz neben Schwimmhalle und Sportanlage am Soltausredder. Premiere war im Jahr zuvor. Die Corona-Pandemie verhinderte weitere Feiern. Veranstalter war die Agentur IWM events. Sie kooperierte mit dem Barsbütteler SV. Die Gemeinde stellte das Areal zur Verfügung, steuerte jedoch kein Geld bei. Nachbar Glinde handhabt das anders. Dort organisiert die Verwaltung, mehrere Tausend Euro aus der Stadtkasse fließen in das Projekt.
Veranstalter machte 2018 und 2019 Verlust
Auf dem 4000 Quadratmeter großen Partygelände in Barsbüttel tummelten sich vor drei Jahren rund 5000 Menschen an einem Freitag und Sonnabend, bei der zweiten Auflage über das komplette Wochenende waren es dann 8000. Trotzdem machte der Veranstalter nicht das erhoffte Geschäft. „Im ersten Jahr betrug das Defizit 8800 Euro, dann 4900“, sagt IWM-events-Chef Tom Witt. „Wir müssen zumindest einen Tag bis 2 Uhr nachts öffnen, um Geld zu verdienen. Sonst lohnt sich der ganze Aufwand nicht.“
Sein Geschäftspartner Max Laurent Schönemann und er stellen die Bühnen, Bauzäune, bezahlen den Sicherheitsdienst und die Bands. „Allein für Werbung investieren wir 5000 Euro“, so Witt. Rund 50.000 DIN-A5-Programmhefte wurden an Haushalte in der Region verteilt. Von zwei Euro Eintritt, die beim letzten Mal ab 18 Uhr von Erwachsenen zu entrichten waren, hatte das Unternehmen nichts. Das Geld floss in das Jugend-Kunstrasenplatzprojekt des BSV.
2019 wurde das Stadtfest nicht nur um einen Tag verlängert, sondern auch das Programm erweitert speziell für Kinder. Außerdem war eine zweite Bühne aufgebaut. Tom Witt, der in Barsbüttel wohnt, spielte mit seiner Band Coverpiraten. Dass das Interesse der Barsbütteler an der Freiluftparty groß ist, kann er nur bestätigen: „Mich rufen dauernd Leute an und fragen, ob das Fest 2022 steigt und wir wieder mitmachen. Einige wollen sogar ihren Urlaub danach ausrichten.“ Lob habe er auch von der Politik bekommen, weil zum Beispiel der Parkplatz nach der Veranstaltung sehr sauber gewesen sei.
Der 47-Jährige würde das Fest auch an einem anderen Ort in der Gemeinde ausrichten, damit Musikgruppen länger spielen, er mehr Getränke verkauft und die Sache rentabel wird. Am Soltausredder genehmigt das Rathaus nur bis 22 Uhr wegen des angrenzenden Wohngebiets. Witt nennt als Alternative die Wiese beim Tennisverein auf der Südseite Barsbüttels. „Das hat Bürgermeister Thomas Schreitmüller aber abgelehnt, weil die Fläche ein Landschaftsschutzgebiet ist.“
Angela Tsagkalidis, Fraktionsvorsitzende der Grünen, unterstützt den Geschäftsmann und hat die Petition unterschrieben. Sie sagt: „Wir brauchen so ein Fest gerade nach Corona. Der Parkplatz ist der perfekte Ort dafür.“ Man wolle auch junge Menschen dabei haben, deswegen müsse es auch möglich sein, bis in die Nacht zu feiern. „Ich bin jedenfalls dafür, dass es länger geht. Das ist für die Anwohner auch zumutbar.“ Sie habe beim vorerst letzten Mal selbst bis 22 Uhr getanzt, sei so richtig in Stimmung gewesen und wäre gern noch geblieben. Genauso sieht es ihr Pendant von der CDU, Henri Schmidt. Er wohnt gegenüber der Sportanlage und hat die Petition ebenfalls signiert. Der Christdemokrat sagt über die Meinung seiner Partei: „Wir sind Befürworter einer Verlängerung. Lieber einmal richtig feiern als zwanzigmal ein bisschen.“
SPD-Fraktionschef sieht keinen Alternativstandort
Für Hermann Hanser, Fraktionsvorsitzender der SPD, gibt es keine Alternative zum Soltausredder: „Die Lage ist optimal, den Wunsch vieler Barsbütteler kann ich nachvollziehen.“ Der Sozialdemokrat betont, das Fest müsse auch weiterhin privatwirtschaftlich organisiert werden. „Aber natürlich muss es sich für den Betreiber auch rechnen. Im Prinzip sollte man es also tolerieren, wenn die Veranstaltung zeitlich ausgedehnt wird.“ Rainer Eickenrodt von der Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB) sagt ebenfalls Ja zum Stadtfest. „Allerdings ist Musik mit Lärm verbunden. Anwohner hatten sich ohnehin schon gestört gefühlt.“ Was nicht heiße, dass er sich auf ein Ende um 22 Uhr festlegen wolle. Der Chef der stärksten Kraft in der Gemeinde will das Thema auf der nächsten Fraktionssitzung besprechen.