Reinbek. Reinbeker Krankenhaus wurde nun als Gynäkologisches Krebszentrum zertifiziert. Die Klinik kooperatiert auch mit dem UKE.
Im gynäkologisch-onkologischen Zentrum des Reinbeker Krankenhauses St.-Adolf-Stift werden seit vielen Jahren Tumorerkrankungen im Genitalbereich der Frau behandelt, dazu gehören Karzinome der Gebärmutter, des Gebärmutterhalses, der Eierstöcke und Eileiter, der Scheide und der Schamlippen sowie die Behandlungen von Krebsvorstufen. Nun hat die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) das Krankenhaus auch ganz offiziell als Gynäkologisches Krebszentrum zertifiziert.
„Neben einer entsprechenden Expertise, strukturellen und technischen Anforderungen mussten wir als Krankenhaus eine Mindestanzahl an Untersuchungen und leitliniengerechten Behandlungen gegenüber der DKG nachweisen“, sagt der langjährige Chefarzt der Frauenklinik, Prof. Jörg Schwarz.
St.-Adolf-Stift: Enge Zusammenarbeit mit der Uniklinik Eppendorf
Vor seiner Tätigkeit im St.-Adolf-Stift hatte er die Operative gynäkologische Onkologie am Universitätskrankenhaus Eppendorf in Hamburg geleitet und war dort unter anderem der Experte für die operative Therapie von Patientinnen mit Eierstockkrebs. So war es für den Chefarzt selbstverständlich, auch in Reinbek eine enge Zusammenarbeit mit dem UKE anzustreben, etwa für die Teilnahme an Studien durch die Kooperation mit dem „Hubertus Wald“-Tumorzentrum, also dem Universitären Cancer Center Hamburg (UCCH).
Prof. Schwarz: „Darüber hinaus werden sämtliche Befunde aller in Reinbek behandelten Patientinnen im UCCH zum Einholen einer Erstmeinung vorgestellt, mit der wir dann in unserer interdisziplinären Tumorkonferenz im St.-Adolf-Stift die individuelle Therapie der Patientin festlegen. Wir können so die hochspezialisierten Leistungen einer Uniklinik in der persönlichen Atmosphäre unseres überschaubaren Krankenhauses anbieten.“
Hochspezialisierte Leistungen einer Uniklinik in der persönlichen Atmosphäre eines überschaubaren Krankenhauses
Eine besondere Expertise mit überregionalen Zuweisungen bestünde laut den DKG-Auditoren auch in der Behandlung des Vulvakarzinoms, also dem Krebs an den Schamlippen. Hierfür wurden Prof. Schwarz und sein Team bereits 2012 von der Vulvakarzinom-Selbsthilfegruppe für die besonders schonende Behandlung als eines von bundesweit nur vier Zentren ausgezeichnet.
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„Seit 20 Jahren beschäftige ich mich wissenschaftlich und klinisch mit dieser seltenen Erkrankung“, sagt Prof. Schwarz. „Hier in Reinbek sind wir auf die operative Tumorentfernung und plastisch-rekonstruktive Chirurgie, also Wiederherstellung oder Neuformung der Schamlippen spezialisiert. Durch die langjährige Erfahrung in der Behandlung operieren wir so radikal wie nötig, erreichen aber auch ein optisch ansprechendes Ergebnis, was für die betroffenen Frauen zur Bewältigung ihrer Erkrankung ganz wichtig ist.“
Viele Patientinnen werden in die Dysplasiesprechstunde überwiesen
Ein weiterer Schwerpunkt besteht auch in der Behandlung von Gebärmutterhalskrebs und seinen Vorstufen. Bereits im vergangenen Jahr wurde darum die sogenannte „Dysplasiesprechstunde“ von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert. Niedergelassene Gynäkologen überweisen ihre Patientinnen mit auffälligen Krebsvorsorge-Ergebnissen zur ambulanten Abklärung und Behandlung ins St.-Adolf-Stift zu Oberarzt Roland Flurschütz.
Der Gynäkologe sagt: „Wir verfügen über hochauflösende Videokolposkope, mit deren Hilfe wir die Haut am Genital und den Muttermund stark vergrößert darstellen und genau untersuchen können. Bei unserer Dysplasiesprechstunde werden spezifische Tests am Gewebe zur besseren Darstellung von Dysplasien bis hin zu gezielten Biopsien, also Probenentnahmen, durchgeführt.“ Je nach Ergebnis der Gewebeprobe muss eventuell eine ambulante Operation am Gebärmutterhals erfolgen – etwa durch eine schonende Laserbehandlung oder eine Schlingenabtragung unter kolposkopischer Sicht.
Der Ärztliche Direktor Prof. Stefan Jäckle freut sich über die neue DKG-Zertifizierung zum Jahresende: „Die Auszeichnung spiegelt unsere klinischen Schwerpunkte in der Krebsbehandlung wider: Wir haben anerkannte interdisziplinäre Tumorexperten für Magen und Darm, für die die Speiseröhre und die Bauchspeicheldrüse sowie für die Brust und die weiblichen Geschlechtsorgane. Ein Dank an die ärztlichen und pflegerischen Teams für ihre fachliche Leistung, aber auch an unser Qualitätsmanagement für die große Fleißarbeit, die eine Zertifizierung ja auch immer bedeutet.“