Hamburg. Das Forschungsinstitut im UKE arbeitet seit 15 Jahren erfolgreich an neuen Therapien. Auch Peter Tschentscher kam zum Gratulieren.
Hannes wird das Blitzlichtgewitter schnell langweilig. Er windet sich aus den Armen seiner Mutter, versteckt sich kurz hinter einer Stellwand und flüchtet dann in die Arme seiner Großmutter. Dass der Neunjährige wieder so lebhaft ist, verdankt er einer ganz speziellen Krebstherapie – der CAR-T-Zell-Therapie – am Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE).
„Jetzt kann er wieder zur Schule gehen, Trampolin springen und Quatsch machen“, sagt seine Mutter Anne Schröder. Es habe aber in den drei Jahren seiner Erkrankung Phasen gegeben, in denen ihr leukämiekranker Junge, der das Down-Syndrom hat, nicht einmal mehr allein habe stehen können, sagt sie. Sie sei sehr dankbar und wünsche sich, „dass durch die gezielte Kinderkrebsforschung bald mehr innovative Therapien zur Verfügung stehen und zukünftig mehr Familien Hoffnung auf ein Überleben schöpfen können.“
Hamburg: 15 Jahre erfolgreiche Kinderkrebs-Forschung
„80 Prozent aller an Krebs erkrankten Kinder können mittlerweile geheilt werden“, sagte Prof. Dr. Martin Horstmann, Wissenschaftlicher Leiter des Forschungsinstituts, beim Besuch des Hamburger Bürgermeisters Peter Tschentscher (SPD) auf dem UKE-Gelände. Die Wissenschaftler und Ärzte hatten ihn eingeladen, um 15 Jahre erfolgreiche Kinderkrebs-Forschung zu feiern. „Die hohe Zahl der geheilten Kinder darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir neue, wirksamere Therapien brauche, die die effektiven, aber aggressiven Chemotherapien ersetzen“, sagte Horstmann.
2006 hatte die Fördergemeinschaft Kinderkrebs-Zentrum Hamburg e.V. das Forschungsinstitut mit Spendengeldern gegründet. Es seien Forschungsschwerpunkte definiert worden, etwa die häufigsten Tumorerkrankungen im Kindesalter wie Leukämie und Hirntumore, sowie die Bereiche Stammzellen- und Immuntherapie“, sagte Horstmann.
„Wir wollen alle Kinder heilen"
„Wir haben die Mission, dass die Hypothesen, die wir durch unsere Forschungsarbeit generieren, am Krankenbett, in der Klinik und in der Diagnostik gebildet werden und dass wir diese Forschungsergebnisse aus unserem Institut wieder zurück ans Krankenbett bringen. Wir wollen alle Kinder heilen, gegenwärtig schafft es jeder fünfte nicht.“
Diese Heilung wolle man zudem mit möglichst wenig Nebenwirkungen und Spätfolgen erreichen. Der einzige Weg dorthin könne nur über exzellente Krebsforschung funktionieren. Inzwischen forschen etwa 50 Mitarbeiter am Forschungsinstitut zum Thema Krebs im Kindesalter. Das Zentrum finanziert sich aus Spendengeldern und eingeworbenen Drittmitteln.
Hoffnungen liegen auf CAR-T-Zell-Therapie
Prof. Dr. Stefan Rutkowski, Direktor der Klinik und Poliklinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie am UKE, betonte, das Spektrum der Krebserkrankungen von Kindern und Jugendlichen sei ein ganz anderes als bei Erwachsenen. Deshalb wirkten auch Therapien anders: „Wir können nicht einfach die Erkenntnisse von der Erwachsenen kopieren, sondern müssen selber forschen.“ Krebs sei noch immer die häufigste natürliche Todesart bei Kindern.
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Laut Prof. Dr. Ingo Müller, Leiter der Sektion Pädiatrische Stammzelltransplantation und Immunologie am UKE, reicht bei vielen Kindern eine Chemotherapie nicht aus, um den Krebs dauerhaft zu besiegen. Große Hoffnungen liegen seinen Angaben zufolge auf der sogenannten CAR-T-Zell-Therapie, die seit drei Jahren am UKE zum Einsatz kommt. Er erklärte das Prinzip folgendermaßen: „T-Zellen werden dem Blut des Patienten entnommen und im Labor so umprogrammiert, dass sie Krebszellen erkennen und ausschalten können.“ Eine einzige Dosis dieser Therapie, die auch Hannes erhielt, kostet laut Müller 275.000 Euro.
Auch Tschentscher würdigte das Forschungsinstitut
Bürgermeister Peter Tschentscher würdigte die Arbeit des Forschungsinstituts. Er sagte, 15 Jahre seien wirklich ein Grund zum Feiern: „Ich bedanke mich bei allen, die das in 15 Jahren aufgebaut haben. Heute ist trotz der ernsten Themas der Tag, um das zu feiern und den Gedanken dieses Instituts an die Öffentlichkeit zu tragen.“