Glinde. Umfrage von Glinder Verband: Lieferengpässe treffen Unternehmen mehr als Corona-Krise. Drei Viertel vollen jetzt investieren
Die Mehrzahl der Unternehmen in Stormarn zeigt sich weitgehend unbehelligt von der Corona-Krise und blickt optimistisch ins nächste Jahr. Das geht aus der aktuellen Wirtschaftsumfrage des in Glinde ansässigen Verbands und Serviceorganisation der Wirtschaftsregionen Holstein und Hamburg (VSW) hervor. Der Verein hat 427 Mitglieder aus den unterschiedlichsten Branchen und Größen.
40 Prozent der Unternehmen verzeichnen im laufenden Jahr sogar einen höheren Umsatz als 2019 vor dem Ausbruch der Pandemie. Bei Aufträgen und Umsatz erwarten 54 Prozent für 2022 weitere Steigerungen. Dagegen befürchten nur neun Prozent einen Rückgang.
76 Prozent melden gleichen oder mehr Umsatz als im Vorjahr
„Die Pandemie hat die Geschäftstätigkeit zwar erschwert, sie führte aber im ganz überwiegenden Anteil der Branchen nicht zu einer verringerten Auftrags- und Umsatzsituation“, sagt der VSW-Vorsitzende Oliver Franke, Immobilienunternehmer aus Aumühle. 53 Prozent der Firmen konnten ihren Umsatz 2021 gegenüber dem Vorjahr steigern, weitere 23 Prozent meldeten unveränderte Zahlen.
Etliche Betriebe haben weitaus größere Probleme als Corona. „Die Geschäftstätigkeit wurde dadurch erschwert, dass benötigte Materialien, Komponenten und Rohstoffe nicht oder nur mit erheblicher Verzögerung geliefert wurden“, sagt Wolfgang Färber, stellvertretender VSW-Vorsitzender und Geschäftsführer bei Rampa-Verbindungstechnik in Schwarzenbek. 78 Prozent der Unternehmen berichten von Zuliefererschwierigkeiten. Dabei geht es insbesondere um Holz, Pappe, Papier, Stahl, Kunststoff, Elektronikbauteile, Baustoffe und Metalle. Zudem seien sie Rohstoffpreise erheblich gestiegen, was 71 Prozent der Unternehmen spüren.
Kurzarbeit spielt eine deutlich geringere Rolle
„Die benannten Erschwernisse sind unerfreulich. Vorerst haben die Rohstoffknappheit und die Preissteigerung aber nicht zu einer Eintrübung der wirtschaftlichen Entwicklung geführt“, sagt Oliver Franke. Es sei allerdings wichtig, dass sich die Zuliefererschwierigkeiten und die Preisentwicklung als vorübergehende Phänomene darstellten, damit die positive wirtschaftliche Entwicklung nicht ausgebremst werde.
Der Optimismus spiegelt sich bei den Ausgaben wider. Drei von vier Befragten planen für nächstes Jahr Investitionen, 32 Prozent sogar im mittleren bis großen Bereich. Dagegen spielt Kurzarbeit im Vergleich zum Vorjahr eine deutlich geringere Rolle. Ende 2020 hatten noch 73 Prozent der Unternehmen angegeben, dass sie für einen Teil der Mitarbeiter keine Beschäftigungsmöglichkeit mehr hatten. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres mussten nur noch 34 Prozent Kurzarbeit anmelden.
Mittelstand bei bezahlbarem Klimaschutz nicht vergessen
Die Unternehmer nannten auch wichtige wirtschaftspolitische Ziele für die nächste Legislaturperiode der neuen Bundesregierung. Ganz oben auf der Liste stehen Entbürokratisierung, eine Umkehr beziehungsweise Kontrolle der Energiepreissteigerung, die Verhinderung einer weiteren Lohn- und Arbeitskostensteigerung, die Reduktion des Fachkräftemangels und ein bezahlbarer Klimaschutz auch für den Mittelstand und nicht nur für Konzerne.
Der 1969 gegründete VSW berät seine Mitglieder in arbeits-, tarif- und sozialrechtlichen Fragen. Zunächst war er auf die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg begrenzt. Inzwischen sind auch Firmen aus Hamburg und anderen Bundesländern dabei.