Glinde. Neun von zehn Firmen haben Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt. Die Pandemie habe digitale Lösungen in hohem Tempo vorangetrieben.

Die Hälfte der Unternehmen hat in den ersten drei Quartalen dieses Jahres wegen der Corona-Pandemie Umsatzrückgänge verkraften müssen. Das ist ein Ergebnis einer Umfrage des in Glinde ansässigen Verbands und Serviceorganisation der Wirtschaftsregionen Holstein und Hamburg (VSW). Der Verein, dem 417 Firmen aus den unterschiedlichsten Branchen und Größen angehören, prognostiziert zugleich eine positive wirtschaftliche Entwicklung fürs nächste Jahr.

Wenig Begeisterung bei den Beschäftigten

Neun von zehn Unternehmen haben Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren. Corona habe die Nutzung digitaler Lösungen – sowohl beim Arbeiten als auch in der geschäftlichen Kommunikation – in einer vorher nicht denkbaren Geschwindigkeit vorangetrieben, so der VSW. 69 Prozent der Firmen wollen auch künftig mobiles Arbeiten zulassen, wo es möglich ist. Weitere 15 Prozent halten dies vielleicht für machbar.

„Gerade dieses Ergebnis zeigt, dass die Unternehmen im Einvernehmen mit ihren Mitarbeitern die Dinge umsetzen, die zum Wohle aller sind, ohne dass es dazu einer gesetzlichen Regelung bedarf“, sagt der VSW-Vorsitzende Michael Voigt. Der Geschäftsführer des Ahrensburger Gewürzwerks Hela sagt in Richtung Bundesregierung: „Wo Homeoffice sinnvoll umsetzbar ist, wird diese Arbeitsform ermöglicht werden, wo das nicht der Fall ist, wird ein diesbezügliches Gesetz die Wirtschaft erneut mit sinnloser Bürokratie belasten.“

Bei den Beschäftigten selbst löst das Heimbüro erstaunlicherweise weniger Begeisterung aus: 45 Prozent der Firmen antworteten, dass weniger Mitarbeiter weiterhin zu Hause arbeiten wollten. 21 Prozent berichteten von vielen Mitarbeitern, bei den restlichen 34 Prozent ist es ungefähr die Hälfte.

73 Prozent der Unternehmen haben Kurzarbeit angemeldet

In zwei von drei betroffenen Betrieben hielt sich der Umsatzrückgang im vergangenen Dreivierteljahr mit bis zu 20 Prozent in Grenzen. 63 Prozent meldeten fürs dritte Quartal im Vergleich zum zweiten bereits Verbesserungen. Kurzarbeit meldeten 73 Prozent der Befragten an. In knapp der Hälfte der Fälle waren davon wenig Mitarbeiter (bis zu 20 Prozent) betroffen, bei rund einem Drittel der Firmen aber auch mehr als 50 Prozent. Nach ein bis drei Monaten war die Kurzarbeit bei 47 Prozent der Unternehmen vorüber, nach maximal sechs Monaten bei weiteren 35 Prozent.

„Die Corona-Pandemie hat unser Leben und das Agieren der freien Wirtschaft – wenn auch mit unterschiedlichsten Auswirkungen – so stark geprägt wie kein anderes Ereignis der Nachkriegsgeschichte“, sagt Michael Voigt. Die nach Kriegsende stärkste Rezession treffe alle Volkswirtschaften. Am stärksten litten die Schwellenländer. Asiatische Länder hätten die wirtschaftlichen Folgen durch frühzeitige, drastische Maßnahmen begrenzen können. „Deutschland hat sich insgesamt achtbar geschlagen“, sagt der VSW-Vorsitzende.

Grundsätzlich ist der VSW zuversichtlich

Auftrags- und Umsatzeinbrüche treffen die Branchen in der Region unterschiedlich stark. „Viele Unternehmen waren gezwungen, mit Kurzarbeit auf einen Mangel an Beschäftigungsmöglichkeit zu reagieren“, sagt der stellvertretende VSW-Chef Oliver Franke. ,,Umgekehrt sind es nicht wenige Unternehmen, die rein wirtschaftlich bisher keine oder nur geringe Nachteile hatten.“ Am schwierigsten sei die Lage in den Bereichen Tourismus und Gastronomie.

„Die nahe Zukunft wird zeigen, ob die Unterstützungsmaßnahmen des Bundes und der Länder ausreichend, zielgerichtet und unbürokratisch schnelle Hilfen bringen“, so Oliver Franke. Grundsätzlich ist der VSW zuversichtlich: Die überwiegende Zahl der Unternehmen im Verbandsgebiet ist in Märkten tätig, die gegenüber der weltweiten Rezession robust sind.