Ahrensburg/Reinbek. Hohe Nachfrage in Reinbek nach Obst, Gemüse und Blumen. Kunden genießen den Aufenthalt trotz Corona.
Andreas Vespermann steht am Tresen von Fümel’s Wurstboutique, einem Stand auf dem Ahrensburger Wochenmarkt. Er sagt: „Ich bin hier Stammgast, und das schon seit zehn Jahren.“ Regelmäßig legt er dort mittwochs eine kleine Imbisspause ein, bevor es mit der Arbeit weitergeht. Wenn es nach Vespermann geht, soll das auch so bleiben – Coronavirus hin oder her. „Ich will nicht darauf verzichten, es sei denn, ich darf nicht mehr kommen“, sagt der Malermeister.
Imbissbetreiber desinfiziert Verkaufsstand mehr als zuvor
Hinter dem Tresen nehmen das Inhaberehepaar Claudia und Sven Fümel und dessen Mitarbeiter die Wünsche der Kunden entgegen, die sich zur Mittagszeit unter dem Vorzelt eingefunden haben. Doch der Eindruck von Normalität täuscht: Sven Fümel klagt über Umsatzeinbußen. Immerhin: „Der harte Kern kommt trotz Coronakrise“, sagt er. Seine Frau Claudia berichtet, dass sie noch mehr als bisher desinfiziere. Hinter ihr hängt ein Spender für die Handdesinfektion, in einer Sprayflasche steht ein Mittel für Flächendesinfektion bereit. Trotz geringerer Einnahmen sind auch die Mitarbeiter im Einsatz. Claudia Fümel sagt: „An dem Markt hängen doch viele Familien und Geschäfte dran.“ Und ihr Mann ergänzt: „Unsere Mitarbeiterzahl ist dieselbe – gemeinsam sind wir stark.“
Einbußen haben aber nicht alle Marktbeschicker. Auf dem Wochenmarkt in Reinbek packen Händler um acht Uhr die letzten Waren auf die Tische. Wie jeden Mittwoch sind alle am Start. Obst, Gemüse, Eier, Kartoffeln, Fisch und zum Beispiel Fleisch – das Angebot ist reichhaltig. Noch ist es ruhig, doch schon nach wenigen Minuten bilden sich die ersten Schlangen. Vorbildlich mit empfohlenem Abstand zueinander warten die Kunden, bis sie an der Reihe sind.
Händler verzeichnen rund 30 Prozent Umsatzsteigerungen
„Gerade jetzt sollten wir uns gesund ernähren mit frischen Waren. Zudem können wir hier unter freiem Himmel einkaufen, was uns momentan ein besseres Gefühl gibt“, sagt Waltraud Ruch. „Wir halten den empfohlenen Abstand zu den anderen Menschen, aber wir machen uns nicht verrückt.“ Mit ihrem Mann Wolf-Dieter (71) kauft die 70-Jährige regelmäßig auf dem Wochenmarkt ein. „Regionale Produkte sind ausreichend da“, sagt Michael Bornhöft. Der 50-Jährige ist Marktbeschicker. „Wir starten mit den Stiefmütterchen gerade in die Saison, die Hallen sind voll“, sagt der Blumenhändler.
Er beobachtet, dass viele Menschen die Zeit jetzt nutzen, Heim und Garten mit Blumen zu verschönern. Die Verkäufe liefen gut. Rund 30 Prozent Umsatzsteigerungen haben die Markthändler laut Bornhöft im Durchschnitt zu verzeichnen. Diese Zahl bestätigten mehrere Händler. „Gerade die Familien mit Kindern sind aufgrund der Schließung von Kindergärten und Schulen zu Hause und kommen nun zum Einkaufen, um frisch zu kochen“, sagt er. Dennoch haben die Anbieter Grund zur Sorge. Inzwischen wurde ihnen der Hausverkauf verboten, der für viele eine wichtige Einnahmequelle ist. Fischhändler Thomas Schweikerath (53) ist trotz Umsatzsteigerung verhalten. „Wir freuen uns über mehr Einnahmen, aber keiner weiß, wie es weitergeht“, sagt er.
Marktbeschicker verbreiten bei der Kundschaft gute Laune
Dann geht Schweikerath einen kurzen Moment in sich, fügt hinzu: „Es wird schon weitergehen. Wir haben an unserem Stand den Vorteil, dass die Konstruktion des Wagens den empfohlenen Abstand sicher stellt.“ Zudem gebe es einen Spuckschutz vor der Ware. „Und wir überlegen, künftig mit Mundschutz zu arbeiten“, sagt er. Trotz der ungewissen Zukunft hat der Fischhändler seinen Humor nicht verloren und immer einen Witz auf den Lippen. „Dabei lachen wir nicht über die aktuelle Situation, wir müssen damit umgehen.“ Er habe beobachtet, dass in den Supermärkten die Stimmung nicht immer so gut sei. Auf dem Wochenmarkt würden die Kunden die gewohnt die gute Laune der Händler genießen.
Die Käufer vertrauen darauf, dass ihnen der Wochenmarkt erhalten bleibt. „Ich komme jede Woche und kaufe Äpfel“, sagt Sabine Kehn, „allerdings nicht mehr als vor der Corona-Krise.“ Am Obst- und Gemüsestand von Sabine Behn bildet sich schnell eine Schlange. „Bisher läuft alles wie gewohnt. Aktuell haben wir keine Auflagen wie zum Beispiel das Abdecken der Ware. Unsere Sachen müssen sowieso vor dem Verzehr gewaschen werden. Oder sie landen im Kochtopf“, sagt die 49-jährige. Und auch das Bargeld fließe wie gewohnt, kein Kunde habe bislang nach kontaktloser Kartenzahlung gefragt.
Auch hinter dem Verkaufstresen würde man nicht gegen die Empfehlungen verstoßen, sagt Bornhöft. „Wir arbeiten nicht nah zusammen.“ Bei Fischspezialist Schweikerath gibt es klare Vorgaben. „Wir haben drei Teams, die auf drei verschiedenen Märkten stehen. Wir sorgen dafür, dass sie keinen Kontakt zueinander haben. So stellen wir sicher, dass sie sich im schlechtesten Fall nicht gegenseitig anstecken.“