Glinde. Kreis saniert Papendieker Redder und will Teile der Stadt Glinde übertragen. Parteien beklagen mangelnden Schutz für Radfahrer.
Kommunalpolitiker in Glinde sind sauer auf die Kreisverwaltung. Sie sehen Radfahrer nach dem geplanten Umbau des Papendieker Redders nicht ausreichend geschützt, wollen zumindest die Umwandlung in eine Tempo-30-Zone. Derzeit beträgt die Höchstgeschwindigkeit für Autos 50 km/h. Darauf lässt sich die Behörde in Bad Oldesloe jedoch nicht ein. Wie berichtet, möchte diese Teile der Straße an die Stadt abgeben inklusive Bonuszahlung. Konkret geht es um die sogenannte Übertragung der Straßenbaulast mit dem Fußweg. Parkflächen, Grünstreifen und Bäume hat Bürgermeister Rainhard Zug schon ausgeklammert. Die Fahrbahn ist ohnehin nicht Bestandteil eines solchen Deals. Weil Glinde mit seinem Ansinnen auf Granit beißt, könnte es sein, dass der Eigentümerwechsel scheitert.
Die Situation ist verzwickt. Im Radverkehrskonzept, das von der Stadtvertretung beschlossen wurde, ist der Papendieker Redder mit der Route Nummer fünf aufgeführt. Tatsächlich gibt es keinen eigenen Weg für Radfahrer – und ist von der Kreisverwaltung auch nicht vorgesehen. Für einen Radstreifen fehlt Platz auf der Fahrbahn. Sie müsste mindestens 7,50 Meter breit sein, ist aber 100 Zentimeter kürzer. „Mein Lösungsvorschlag wäre es, Baumreihen wegzunehmen, um den Streifen zu ermöglichen. Das funktioniert laut den Naturschützern nicht“, sagt Rathauschef Zug.
Das Projekt kostet rund 2,2 Millionen Euro
Auch jetzt müssten Menschen, die in die Pedale treten, eigentlich auf der Straße fahren. Der 2,50 Meter breite Seitenstreifen war früher ein kombinierter Rad- und Fußweg, ist inzwischen umgewandelt und nur noch für Spaziergänger. Eine Ausnahme gilt für Erwachsene, wenn sie Kinder bis zum zehnten Lebensjahr begleiten. Viele halten sich nicht an die Regel, weil es ihnen direkt neben den Autos zu gefährlich ist. Die Kreisbehörde will die Gehwegbreite sogar auf zwei Meter reduzieren.
Das Projekt soll 2022 umgesetzt werden. Vorgesehen ist eine Erneuerung der Kreisstraße 109 ab Ecke Möllner Landstraße auf einem rund einen Kilometer langen Abschnitt. „Der Beschluss der Kreispolitik bezieht sich vorerst nur auf die Fahrbahn“, sagt Kreisbauamtsleiter Thilo Scheuber. Über die Nebenanlagen müssen die Entscheidungsträger noch abstimmen. Wird der Vorentwurf umgesetzt, belaufen sich die Kosten auf rund 2,2 Millionen Euro. Für die Planung ist der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV.SH) eingespannt.
Der Kreis will alles in gutem Zustand an Glinde übergeben. Eine Beschlussvorlage für den Bauausschuss am 21. Oktober hat Zug bereits geändert, darin ist nur die Übertragung des Fußwegs genannt. Glinde schlägt als Ablösesumme, die der Kreis zu zahlen hat, 90.000 Euro vor. In dem ursprünglichen Dokument standen 373.000 Euro, weil auch Grünflächen und Platanenbäume den Eigner wechseln sollten.
„Ich sehe noch nicht, dass wir zustimmen, kommen mit dem Kreis auf keinen gemeinsamen Nenner“, sagt der Bauausschussvorsitzende Stefan Nowatzki (CDU) über die Stimmung in seiner Partei. „Man muss uns entgegenkommen, wir benötigen mindestens eine Tempo-30-Zone.“ Das fordert auch Peter Michael Geierhaas (SPD): „Der Kreis beugt sich nicht, das ist nicht hinnehmbar.“ Seine Partei werde sich drei Tage vor der Bauausschusssitzung beraten.
Grünen-Politiker Jan Schwartz plädiert für ein Überholverbot
Jan Schwartz von den Grünen berichtet, auch in seiner Fraktion herrsche noch keine Klarheit, ob man den Fußweg übernehmen wolle. „Wir brauchen eine Sicherung für Radfahrer. So wie es jetzt geplant ist, kommen wir den Bedürfnissen der Menschen nicht nach.“ Schwartz schlägt vor, Piktogramme auf die Fahrbahn zu malen und bringt auch ein Überholverbot ins Spiel.
Rainhard Zug wurde im September von der Politik beauftragt, Verhandlungen mit dem Kreis wegen der Straßensanierung aufzunehmen. Bei einem Treffen mit Oldesloer Verwaltungskräften und Mitarbeitern des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr waren bessere Bedingungen für Radfahrer das zentrale Thema. „Das Hauptproblem ist nicht gelöst“, sagt der Bürgermeister. „Es ist keine Einigung über Tempo 30 möglich.“ Er selbst möchte ebenfalls ein Tempolimit auf dem Papendieker Redder.
Allerdings ist die Straße kein Unfallschwerpunkt. Dieses Argument führt auch die Kreisbehörde ins Feld. Wäre dort eine Kindertagesstätte oder ein Seniorenheim, ist es unproblematisch, die Höchstgeschwindigkeit für Fahrzeuge zu reduzieren. Verbieten kann Glinde eine Sanierung der Nebenanlagen nicht. Wenn es die Kreispolitiker so machen wollen, wie die Verwaltungsexperten es vorschlagen, ist es auch in Stein gemeißelt. Als Faustpfand hat die Stadt die Entscheidungsbefugnis über den Eignerwechsel. Die Frage ist nur, ob sich der Kreis auf ein Pokerspiel einlässt. Rainhard Zug hat die Hoffnung auf Einigung noch nicht aufgegeben, sagt: „Spielraum ist immer da.“
Bauausschuss Glinde, Donnerstag, 21. Oktober, 18 Uhr, Elisabeth-Selbert-Zimmer im Marcellin-Verbe-Haus, Markt 2