Ahrensburg. Was ein 80-Liter-Behälter maximal wiegen darf. Fallobst, aber auch nasse Gartenabfälle sprengen diese Grenze oft.
Im Herbst bekommen Tausende Biotonnen in Stormarn Gewichtsprobleme. Die Behälter sind manchmal so schwer, dass selbst die kräftigsten Müllwerker sie kaum noch bewegen können. „In extremen Fällen brechen die Biotonnen beim Heben ab und fallen ins Müllfahrzeug“, sagt Torben Müller von der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH).
Die Gesellschaft, die mehrheitlich den beiden Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg Lauenburg gehört und dort die Müllentsorgung organisiert, erinnert die Kunden aus aktuellem Anlass an die Gewichtsbegrenzungen. Die braune 80-Liter-Tonne darf maximal 40 Kilogramm wiegen, die 120-Liter-Tonne maximal 50 Kilogramm und der große 240-Liter-Behälter 80 Kilogramm. „Wenn die Behälter zu schwer sind, müssen sie stehen bleiben und können folglich nicht geleert werden“, sagt AWSH-Sprecher Olaf Stötefalke.
Behälter können abbrechen und ins Fahrzeug fallen
Vor allem das von den Bäumen fallende Obst – von Äpfeln über Birnen bis zu Pflaumen – bringt reichlich Gewicht mit. „Wenn möglich, sollte das Fallobst bei größeren Mengen auf mehrere Leerungstermine der Biotonne verteilt werden“, sagt Olaf Stötefalke.
Aber auch die von den Bäumen fallenden Blätter können richtig schwer sein. „Trockenes Laub wiegt ja nur wenig“, sagt Torben Müller, „aber wenn es nass ist, sieht das das anders aus.“ Dasselbe gilt für Rasenschnitt. Da Gartenbesitzer vor dem Winter auch Bäumen, Büsche und Hecken zurückschneiden, sind die Biotonnen ohnehin häufig randvoll.
Müllwerker bewegen bei einer Tour bis zu 1500 Behälter
Für die Müllwerker bedeutet das Schwerstarbeit. „Bei ihren Touren bewegen sie an einem Tag je nach Einsatzgebiet zwischen 900 und 1500 Behälter“, sagt Torben Müller. Im Schnitt sammelt ein Fahrzeug 12.240 Kilogramm Bioabfall ein. Mit ihrer Erfahrung könnten die Fachleute schnell abschätzen, wenn Biotonnen deutlich zu schwer seien. Zudem sind einige ausgewählte Fahrzeuge mit Waagen ausgestattet, die das Gewicht der Behälter anzeigen.
Mit ihrer Personenwaage können Kunden auch selbst überprüfen, wie schwer ihre braune Tonne ist. Für eventuell anfallende Mehrmengen gibt es in etlichen Geschäften Grünabfallsäcke für 4,50 Euro, die allerdings auch nur 20 Kilogramm fassen.
Auch Tüten aus Bioplastik sollten nicht verwendet werden
Schließlich können Gartenabfälle noch auf den sieben Stormarner Recyclinghöfen abgegeben werden. Die Gebühr beträgt 1,80 Euro je 100 Liter. Am besten sei es aber, das Fallobst selbst zu verwerten oder zu Mostereien zu bringen. Ein Link zu Anbietern findet sich im aktuellen AWSH-Newsletter.
Die Entsorger appellieren zudem daran, keine Plastiktüten in die Biotonne zu werfen. Die sind ein großes Problem, weil sie als Mikroplastik in die Nahrungskette gelangen können. Im Haushalt könnten Lebensmittelreste in Zeitungspapier gesammelt werden. Auch die sogenannten Bioplastiktüten seien ungeeignet: Die Zersetzung dauert viermal so lange wie die Weiterverarbeitung des Bioabfalls in der Vergärungsanlage.
Biovergärung Trittau erzeugt Strom für 1500 Haushalte
Die Haushalte und Betriebe in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg sammeln in etwa 116.000 Biotonnen organische Abfälle aus Küche und Garten. Die Gesamtmenge war im vergangenen Jahr mit 51.700 Gewichtstonnen so hoch wie nie. Gegenüber 2019 lag das Plus bei rund acht Prozent. Im Jahr 2010 kamen gerade einmal 28.100 Gewichtstonnen zusammen.
Die AWSH sieht trotz der guten Entwicklung noch reichlich Luft nach oben. Im Schnitt liegt der Anteil der Bioabfälle in den grauen Restmüllbehältern noch immer bei rund 35 Prozent. Das entspricht jährlich 31.500 Gewichtstonnen. Von noch besserer Mülltrennung würden am Ende auch die Kunden profitieren: Zum einen müsste weniger Restmüll zu hohen Preisen in die Müllverbrennungsanlage geliefert werden, zum anderen könnte mehr Biomüll zu klimafreundlicher Energie und Qualitätskompost verwertet werden.
Die Biovergärungsanlage in Trittau produziert im Jahr mehr als fünf Millionen Kilowattstunden Strom. Das deckt den Bedarf von gut 1500 Drei-Personen-Haushalten. Aus den Gärresten werden zudem mehr als 20.000 Tonnen Kompost und Dünger produziert, die in Gärten und Landwirtschaft wieder in den Naturkreislauf gelangen.