Glinde. Richtfest für Wellness-Oase samt Hotel in Glinde. Geschäftsführerin Evelyn Bannasch plant Eröffnung im Frühjahr 2022.
Der Anruf kam von einem Freund. Er habe in Berlin eine Wellness-Anlage besucht, eine Kopie solle nahe Hamburg gebaut werden. Sie müsse sich das im Internet unbedingt anschauen. Evelyn Bannasch kann sich noch genau an das Gespräch erinnern und befolgte den Rat. Die 48-Jährige war hin und weg, beschreibt ihre Gedanken heute so: „Das ist meins.“ Sie schrieb eine Initialbewerbung – und bekam den Zuschlag. Seit dem 1. August ist die sportliche Frau Geschäftsführerin der neuen Glinder Wellness-Oase samt Hotel. Das rund 60 Millionen Euro teure Projekt im Stil eines balinesischen Dorfes wird neben der Golfanlage gebaut. Jetzt war Richtfest. Für Frühjahr 2022 ist die Eröffnung geplant. Bis zu 500 Gäste können parallel auf der weitläufigen Anlage entspannen.
Bannasch ist derzeit viel auf Achse. Sie muss unter anderem ein Team aufbauen, startet demnächst die Rekrutierung von Kräften für die Verwaltung und der Managementebene unter ihr. Im Vabali Spa wird sie Chefin von rund 250 Mitarbeitern sein. Ihre Vorgesetzten, die Unternehmer Stephan und Markus Theune, betreiben in der Hauptstadt und in Düsseldorf namensgleiche Häuser. Dort ist die Leitungskraft jetzt auch zugegen, sagt: „Ich mache in den Anlagen jeden Handschlag, bin zum Beispiel an der Rezeption und im Service aktiv.“ Es gehe darum, alle Arbeitsschritte kennenzulernen. Sie empfinde ihren neuen Job als ein Geschenk.
Der Naturschwimmteich umfasst 1000 Quadratmeter
Ihre Karriere ging stetig nach oben. Die Ausbildung im Groß- und Außenhandel war der Einstieg ins Berufsleben. Sie sattelte um in die Fitnessbranche, zuerst als Kurstrainerin, verfolgte allerdings das Ziel Management. Hilfreich war dabei ein Fernstudium zur Fitnessfachwirtin. Zuletzt arbeitete Bannasch neun Jahre als General Manager im Meridian Spa in Hamburg-Poppenbüttel, hatte davor schon Führungspositionen. Um in Stormarn erfolgreich zu sein und die angepeilte Auslastung von bis zu 70 Prozent im ersten Geschäftsjahr zu erreichen, hat sie den Gutscheinverkauf gestartet. Ein Tagesticket kostet jetzt 32,50 Euro.
Mit der Anlage hat Glinde im norddeutschen Raum ein Alleinstellungsmerkmal. Das Areal umfasst 36.000 Quadratmeter. Bestandteil der Wellness-Landschaft sind 13 Saunen, zwei Dampfbäder, ein Laconium – eine milde Saunavariante und römisches Schwitz- und Entschlackungsbad mit einer Temperatur von 55 bis 65 Grad – sowie ein 1000 Quadratmeter großer Naturschwimmteich, zwei Pools und weitere Entspannungsbecken. Der Komplex hat Ruheräume, ein asiatisch-mediterranes Restaurant, zudem können sich Gäste bei Massagen verwöhnen lassen. Sie sollen sich wie im Urlaub fühlen.
Mobiliar und Dekorationen kommen vorwiegend aus Indonesien. Auch in Indien haben die Theunes eingekauft. Dass luxuriöse Thermen im Trend sind, haben die Rheinländer rechtzeitig erkannt. Sie sind seit 30 Jahren im Geschäft und verfolgen eine kluge Strategie. 1991 erstellte ihr Vater das Spaßbad in Köln, trennte sich aber schnell wieder von der Einrichtung. Ein Jahr später machten sich die Brüder ans nächste Projekt und bauten in der Domstadt die Claudius-Therme auf. Der Vorgänger aus den 70er-Jahren war 1986 bis auf die Grundmauern niedergebrannt.
Unternehmen betreibt fünf große Anlagen in Deutschland
Alle paar Jahre kamen neue Objekte hinzu. Zuerst kauften die Theunes marode Bäder, machten sie nach der Sanierung profitabel. Bis vor Kurzem gehörten ihnen sieben große Anlagen, inzwischen sind es nur noch fünf – Glinde schon mitgerechnet. Neben den drei Vabali Spa gehören die Therme in Köln sowie das Neptunbad am selben Ort zur Unternehmensgruppe.
Zuletzt wurde 2017 in Düsseldorf ein Vabali Spa eröffnet. Auf dieser Marke liegt der Schwerpunkt. Und dennoch gibt es einen Unterschied zu Glinde: Mit dem integrierten Hotel betreten die Theunes Neuland. Das dreigeschossige Gebäude hat 80 Zimmer inklusive Erweiterungsmöglichkeit. Ursprünglich ging es am Golf Gut ausschließlich um die Schaffung eines Hotels. Ein entsprechender Bebauungsplan existierte seit 2011. Dann präsentierte Projektentwickler Siegfried Reddel Pläne für ein Wellness-Resort samt 130-Zimmer-Komplex in einem mediterranen und arabisch-indischen Stil. Wegen der Größe musste der B-Plan geändert werden. Golfanlagen-Eigner Jens Lessau war dafür zuständig, die Politik von dem Vorhaben zu überzeugen, was 2015 geschah.
Im Anschluss wollte Reddel loslegen, als Betreiber fungieren und Lessau das Grundstück abkaufen. Er suchte lange einen Investor, schien im Dezember 2016 am Ziel, Verträge wurden ausgetauscht. Zwei Monate später hatte sich das Thema erledigt. Danach hoffte er auf eine Kooperation mit einer Hamburger Hotelgruppe – vergeblich. Es zögerte sich immer weiter hinaus. Reddel, der das Mediterana in Bergisch Gladbach zu einer der führenden Wellnessanlagen hierzulande machte, ist in der Szene gut vernetzt. Er stellte schließlich die Weichen für den Einstieg der Theunes, zog sich dann zurück. Die Gründung einer Betreibergesellschaft war für die erfolgreichen Unternehmer uninteressant. Sie verantworten ihre Projekte allein, vertrauen dabei ihren Geschäftsführern vor Ort und somit auch Evelyn Bannasch.