Glinde. Glinde. Das Wellness-Projekt samt Hotel existiert bisher nur auf dem Papier. Der Planer spricht über die schwierige Investorensuche.
Spaziergänger, die auf der Straße In der Trift in Glinde unterwegs sind, haben einen weiten Blick über die Felder. Zumindest für die eine Seite hätte das längst nicht mehr der Fall sein sollen. Im Dezember 2015 hatten die Kommunalpolitiker den Bebauungsplan geändert, damit am Golf Gut ein Hotel mit Wellnessanlage der Premium-Klasse entstehen kann. Bürgermeister Rainhard Zug sprach von einem „Leuchtturmprojekt“. Verbunden mit dieser Aussage ist auch die Hoffnung, dass die Stadt durch den Luxus-Komplex ihr Image aufwertet und Anziehungspunkt für Touristen wird. Doch der anvisierte Baustart hat sich mehrfach verschoben. Woran liegt das? Unsere Zeitung beantwortet die wichtigsten Fragen zu dem Thema.
Was ist das Problem bei dem Vorhaben?
„Einen passenden Investor zu finden“, sagt Projektplaner Siegfried Reddel. Der 62-Jährige aus der Lüneburger Heide ist Wellness-Experte und in der Branche seit langer Zeit erfolgreich. Unter anderem machte er das Mediterana in Bergisch Gladbach zu einer der führenden Anlagen hierzulande – mit einem Partner, der 43 Millionen Euro investierte. Auch in Asien war der Geschäftsmann aktiv. Reddel hat Betriebswirtschaftslehre studiert und wurde mit 26 Jahren Geschäftsführer der Taunus-Therme in Bad Homburg. Das Vorhaben in Glinde kostet laut seiner Kalkulation jetzt rund 60 Millionen Euro und damit zehn Millionen Euro mehr als noch vor zwei Jahren. Grund sind steigende Baupreise.
„Die Investoren sind bei der Risikoabsicherung vorsichtiger geworden. Es gibt in Deutschland zu wenige Projekte, die vergleichbar sind. Der Markt ist hier unterentwickelt“, so Reddel. Er nennt vier ähnliche Anlagen, zum Beispiel in Köln, München und Berlin. Dort seien die Besitzer auch Betreiber. In Stormarn will der in Gelsenkirchen aufgewachsene Planer selbst über die Ausrichtung des Hauses bestimmen. Investoren lockt er mit einer Rendite zwischen sechs und acht Prozent. „Nur kann ich das Versprechen nicht wirklich belegen“, erklärt er. Die Wellnessoase sei eine Management- und keine Immobilien-Investition. „Wenn es nicht läuft, stellt sich zwangsläufig die Frage, was man mit so einem Objekt macht. Umbauen und für andere Zwecke nutzen wie Wohnen oder Büro geht nicht, dafür ist die Sache zu speziell“, erläutert Siegfried Reddel“.
Welche Akteure sind beteiligt?
„Es gibt drei Varianten“, sagt Reddels Ehefrau Verena (52), eine Physikerin, die jetzt mit ihrem Mann zusammenarbeitet. Zu Beginn der Planungen hatte das Paar ein Wunschmodell vor Augen: Bei dieser Konstellation gibt es einen Investor, der die Besitzgesellschaft führt und zugleich mit den Reddels die Betreibergesellschaft. Bei der zweiten Variante ist das Ehepaar alleiniger Betreiber und zahlt eine Pacht an den Geldgeber. „Am wahrscheinlichsten ist derzeit aber das dritte Modell“, sagt Siegfried Reddel. Demnach erstellt ein Baufinanzier das Gebäude und verkauft es nach einigen Jahren gewinnbringend weiter. Der neue Eigentümer ist verpflichtet, den Betreibervertrag zu übernehmen. Also auch die Reddels, die in dieser Funktion noch einen Partner an der Seite haben.
Wann ist ein Abschluss zu erwarten?
Da will sich Siegfried Reddel ob der Verzögerungen in der Vergangenheit nicht festlegen: „Es kann zwei Monate dauern, vielleicht auch sechs.“ Er habe keinen finanziellen Druck, würde aber lieber heute als morgen loslegen. „Wir sind soweit wie noch nie“, sagt der Projektplaner. Mit einer Hotelgruppe als Partner für die Betreibergesellschaft sei man sich einig und in Gesprächen mit einem Baufinanzier, der gerade die Zahlen prüft. Auch gebe es Kontakt zu potenziellen Käufern, die sich nach einem erfolgreichen Start für die Übernahme der Anlage interessieren. Dazu zählen laut Reddel Versicherungen, Versorgungskassen und Fonds.
Namen will und darf er nicht nennen, weil keine Verträge unterschrieben sind. Bei Gesprächen haben die Reddels mehrere Mappen im Gepäck. Die wichtigste im DIN-4-Format umfasst 30 Seiten. Der Inhalt: eine Standortanalyse samt Projektbeschreibung und Kalkulation. Verena Reddel: „Bei der Herausgabe der Unterlagen wird eine beidseitige Vertraulichkeitserklärung unterschrieben.“ Bereits 2016 gab es intensive Verhandlungen mit einem Interessenten, der das Konzept aber ändern und die Anlage verkleinern wollte. „Wir haben neun Monate nur mit ihm gesprochen und dadurch Zeit verloren“, sagt Siegfried Reddel. Zwar wurden Verträge ausgetauscht, zu einem Abschluss kam es aber nicht. Nun soll alles so wie ursprünglich angedacht verwirklicht werden.
Welche Dimensionen hat die Anlage?
Das Hotel mit seinen bis zu vier Etagen verfügt über rund 130 Zimmer, darunter auch Suiten. Zudem gibt es auf 800 Quadratmetern Räume für Tagungen und Feiern wie Hochzeiten sowie eine direkte Verbindung zur Wellnessanlage mit ihren Sport-, Schwimm- und Behandlungsanlagen. Dort sind bis zu zwölf Bäder vorgesehen. Der Wellnessbereich wird einer der modernsten Europas. Er erstreckt sich auf 9500 Quadratmeter und ist weitläufig mit einem großen Garten gestaltet. Der Gebäude-Komplex hat 23 700 Qua-dratmeter Nutzfläche und ist architektonisch in einem mediterranen und arabisch-indischen Stil gehalten. Feinstes Ambiente ist auch im Innenbereich geplant: Sandstein, Marmor- und Holzelemente sowie ein marokkanischer Glanzputz, Stoffe und Lampen kommen aus Indien und Marokko. Aus diesem Land sollen auch auf Stuckarbeiten spezialisierte Handwerker anreisen.
Wann könnte alles scheitern?
Davon geht Siegfried Reddel nicht aus. Er hat bereits rund 500 000 Euro aus eigener Tasche in die Planung investiert, das Geld wäre im schlimmsten Fall verpulvert. Der Wellness-Experte sagt: „Bevor man die jetzt vorliegende Planung nicht realisiert, muss über Alternativen in Absprache mit dem Grundstückseigentümer nachgedacht werden.“ Diese seien eine deutlich kleinere Variante oder nur ein Hotel- oder Wellnessbau. Das Areal gehört dem Golfanlagenbetreiber Jens Lessau. Er hat für Reddel das Baurecht erwirkt. Ohne Lessaus Zustimmung kann der Projektplaner nichts ändern. Noch ist auch nicht entschieden, ob der Glinder das Areal verpachtet oder verkauft. Die zweite Variante ist wahrscheinlicher. Verträge diesbezüglich werden erst dann unterschrieben, wenn der Kontrakt mit einem Investor niet- und nagelfest ist.