Kreis Stormarn. Wie lebt es sich im Hamburger „Speckgürtel“? In der fünften Folge unserer Serie geht es in den Nordosten Hamburgs.
Das Hamburger Umland ist mehr als einen Tagesausflug wert. Die Randkreise bieten attraktive Reise-, Sport-, Kultur- und Freizeitangebote, die zunehmend auch von Hamburgern genutzt werden. Es gibt attraktive Kleinstädte mit verwinkelten Gassen, aber auch großartige Landschaften mit vielen einzigartigen Plätzen.
Für viele Bewohner der Großstadt ist das Umland auch die Chance, den Traum vom Wohnen im Grünen zu verwirklichen. Mieten und Immobilienpreise sind oft günstiger als in Hamburg – obwohl die Preise natürlich dem allgemeinen Trend entsprechend anziehen. In der Regel gilt: Je weiter entfernt von der Metropole Hamburg, desto günstiger sind die Immobilien. Viele Städte und Gemeinden kommen dem allgemeinen Wunsch der Großstädter nach und weisen Bauland aus. Interessenten aber müssen sich stets beeilen: Werden neue Baugebiete angekündigt, stehen die Bewerber schnell Schlange.
Landkreise rund um Hamburg: Kreis Stormarn
Das Hamburger Abendblatt stellt in loser Folge die Landkreise rund um Hamburg vor. Von A bis Z werden die jeweiligen Attraktionen beschrieben. Die Leser bekommen einen Überblick und merken schnell, wie die jeweilige Region tickt und was die Menschen dort bewegt. Auf diese Weise gibt es Hinweise auf Ausflugs- oder sogar Urlaubsziele. In dieser fünften Folge geht es – nach Norderstedt, Harburg, Pinneberg und dem Herzogtum Lauenburg – um Stormarn. Der Kreis ist mit 766 Quadratkilometern etwas größer als Hamburg, hat aber eine fast zehnfach geringere Einwohnerdichte. Er zählt nicht nur zu den wirtschaftsstärksten Regionen bundesweit, sondern bietet zwischen Elbe und Ostsee auch Lebensqualität mit viel Wald, Wiesen und Wasser.
Beste Aussichten verspricht der Hahnheider Turm, im Volksmund „Langer Otto“ genannt, der die höchste Aussichtsplattform in Schleswig-Holstein darstellt: Bei guter Sicht sind auf der einen Seite Fernsehturm und Hafen in Hamburg zu erkennen und auf der anderen Seite die Lübecker Kirchtürme. Und zwischendrin verbergen sich auch einige Überraschungen wie das Weingut Schatoh Feldmark und der Teich, an dem die Biene Maja erfunden wurde.
A: Ahrensburg und das Ahrensburger Schloss
Ahrensburg ist mit 35.147 Einwohnern nicht nur die größte Stadt Stormarns vor Reinbek und Bad Oldesloe, hier befindet sich auch das wohl bekannteste Gebäude des Kreises: Das Ahrensburger Schloss, das genaugenommen ein Herrenhaus ist. 1585 wurde das weiße Gebäude mit den vier Türmen vom Grafen Peter Rantzau als Mittelpunkt seines adligen Gutes erbaut, heute beherbergt es ein Museum und gibt der „Schlossstadt“ Ahrensburg ihren Namen.
Auch darüber hinaus hat die Stadt Geschichtsinteressierten Einiges zu bieten: Im Südosten liegt das von eiszeitlichen Gletschern geformte Naturschutzgebiet Ahrensburger Tunneltal, in dem der Prähistoriker Alfred Rust in den 1930er-Jahren die ältesten Pfeile der Menschheit ausgrub, die Rentierjäger vor etwa 10.000 Jahren anfertigten.
B: „Lütt un Lütt“ in Büttenwarder
55 Städte und Gemeinden hat Stormarn offiziell, doch auf seiner Internetseite führt der Kreis eine weitere: Das Dorf Büttenwarder. Seit 24 Jahren und 94 Folgen begeistern die ausgefallenen Bewohner des fiktiven Kaffs das Publikum in der NDR-Serie „Neues aus Büttenwarder“. Deren Ende wurde allerdings gerade beschlossen.
Als Kulisse diente das Stormarner 1500-Einwohner-Dorf Grönwohld bei Trittau. Für die Aufnahmen verwandelte sich das Traditionslokal „Unter den Linden“ jedes Jahr für einige Tage in den „Dorfkrug“, den Dreh- und Angelpunkt des Dorflebens. Keine Folge kommt aus, ohne dass die „Freundfeinde“ Bauer Brakelmann (bis zu seinem Tod Jan Fedder) und Addsche Tönnsen (Peter Heinrich Brix) im Dorfkrug einkehren und einen „Lütt un Lütt“ bechern.
C: Ein Hauch Spanien an der Costa Kiesa
Auch wenn der Name einen spanisch angehauchten Klang hat, liegt die Costa Kiesa mitten in Stormarn. Der Badestrand am 82 Quadratmeter großen Wilstedter Baggersee in der Gemeinde Tangstedt ist nicht nur bei Stormarnern ein beliebtes Ausflugsziel, auch aus dem knapp vier Kilometer südöstlich gelegenen Hamburg kommen viele Gäste zum Baden an die ehemalige Kiesgrube, die nach Sperrung mangels Badeaufsicht nun doch wieder öffnet.
Adressen für den Sprung ins kühle Nass gibt es in Stormarn auch darüber hinaus genug. Wer es natürlich mag, fährt zum Baden an den Südstrand des Großensees, den Poggensee in Bad Oldesloe oder den Herreichteich in Reinfeld. Spaß- und Freizeitbäder unter freiem Himmel gibt es in Ahrensburg, Reinbek, Trittau und Bargteheide.
D: Längste Schwimmbrücke in Deutschland
Deutschlands längste Schwimmbrücke gibt es in Ahrensburg zu erkunden. Das im März 2019 fertiggestellte Bauwerk überquert das Moor im Naturschutzgebiet Ahrensburger Tunneltal im Südosten der Schlossstadt. Die Konstruktion ist deutschlandweit einzigartig: Die 320 Meter lange Holzbrücke besteht aus 76 Fragmenten, die allein von Schwimmkörpern getragen werden.
Denn Pfähle, wie bei ähnlichen Konstruktionen üblich, wären bei dem bis zu 16 Meter tiefen Moor so gut wie unmöglich. Ein Lehrpfad entlang der Brücke schickt die Besucher anhand von neun Informationstafeln auf eine Zeitreise von der Entstehung des Tunneltals am Ende der letzten Eiszeit vor 22.000 Jahren bis ins Mittelalter, als hier die Burg Arnesvelde entstand.
E: Einwohnerzahlen und Einkommen
244.989 Einwohner lebten am 31. Dezember 2020 im Kreis Stormarn. Der Ausländeranteil beträgt 7,7 Prozent. Viele Stormarner pendeln zum Arbeiten täglich ins benachbarte Hamburg. Mehr als 51.000 Beschäftigte mit Wohnort in Stormarn arbeiten nicht im Kreis. Von den 83.600 in Stormarn sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kommt wiederum mit 47.000 mehr als die Hälfte von woanders zum Arbeiten in den Kreis.
Beim Durchschnittseinkommen liegen die Stormarner mit 25.486 Euro je Einwohner deutlich über dem Landesschnitt von 22.864 Euro. Die aktuellsten Zahlen stammen allerdings aus dem Jahr 2017. Die Pro-Kopf-Verschuldung im Kreis lag 2018 bei 660 Euro pro Einwohner und war damit die niedrigste der 15 Kreise und kreisfreien Städte in Schleswig-Holstein.
F: Fielmann – Brillen und Bauernhof
Der Name Fielmann ist für die meisten wohl untrennbar mit der Brille verbunden. 90 Prozent aller Deutschen ist der Gründer und Chef von Europas größter Optikerkette, Günther Fielmann, angeblich bekannt. Doch was viele nicht wissen: In der kleinen Gemeinde Lütjensee in Stormarn geht der scharfsichtige Unternehmer seiner anderen Passion nach, der ökologischen Landwirtschaft.
Seit 32 Jahren betreibt Fielmann in seiner Wahlheimat einen Bauerhof und baut dort nicht nur pestizidfrei Getreide an, sondern engagiert sich auch in der Zucht vom Aussterben bedrohter Nutztierrassen wie der Weißen Moorschnucke. Für sein Engagement wurde der heute 81-Jährige mehrfach ausgezeichnet, ist etwa Träger des Bundesverdienstkreuzes und Ehrenbürger des Landes Schleswig-Holstein.
G: Abschlag auf zehn Golfplätzen
Anhängern des Sports mit Ball und Schläger hat Stormarn einiges zu bieten: Gleich zehn Golfplätze gibt es im Kreis, die sich auf die Städte Ahrensburg, Reinfeld und Glinde sowie die Gemeinden Ammersbek, Großensee, Hoisdorf, Jersbek, Oststeinbek, Siek und Tangstedt verteilen. Der Golf-Club Hamburg-Oberlaster in letzterer Gemeinde verfügt dazu über die mit zehn Hektar Fläche größte Driving-Range Norddeutschlands.
Auf eine besondere Anekdote kann der GC Hoisdorf zurückblicken: Niemand Geringeres als der „Kaiser“ Franz Beckenbauer lernte auf dem hügeligen Platz im Wald, wie man den Schläger schwingt. 1981 war das, als der Sportjournalist Gerhard Pietsch ihn mehr oder weniger unfreiwillig mit auf den Platz nahm. Angeblich ist Beckenbauer in Hoisdorf bis heute Mitglied.
H: Hohenfelde – Das kleinste Dorf im Kreis
Das Gegenstück zu Ahrensburg, Stormarns größter Kommune, liegt im äußersten Osten des Kreisgebiets. Gerade einmal 55 Einwohner leben in der Gemeinde Hohenfelde. Das bringt für die Dörfler so einige Besonderheiten mit sich: Zum Beispiel gibt es in Hohenfelde keine Gemeindevertretung. Stattdessen werden die politischen Entscheidungen in Stormarns kleinstem Nest von allen Einwohnern gemeinsam getroffen.
Der sogenannten Gemeindeversammlung gehören alle Hohenfelder an, die älter als 16 Jahre und mindestens drei Monate in der Gemeinde gemeldet sind. Auch gibt es in der Gemeinde keine Straßenadressen. Anschriften bestehen lediglich aus der Hausnummer und der Postleitzahl 22946. Verwaltet wird Hohenfelde vom Amt Trittau in der gleichnamigen Nachbargemeinde.
I: Internationale Berühmtheiten aus Stormarn
Aus der Provinz ins Rampenlicht: Ein Dutzend Stormarner haben internationale Bekanntheit erlangt. David Kross etwa wuchs in Todendorf auf, hatte seinen ersten Auftritt mit 13 Jahren im Kleinen Theater in Bargteheide. Inzwischen stand der Schauspieler mit Stars wie Kate Winslet und Daniel Brühl vor der Kamera.
Dem Kleinen Theater verbunden ist auch Regisseur Detlev Buck, der in Nienwohld aufwuchs und dort bis heute lebt. Schriftsteller Siegfried Lenz wohnte von 1946 bis 1949 als Student in Bargteheide. In Reinbek geboren ist Fußballprofi und Ex-Nationalspieler Max Kruse. 1992 startete er seine Karriere bei der TSV Reinbek. Ex-Bundesverteidigungsminister Gerhard Stoltenberg (CDU) bestand sein Abitur 1949 an der Theodor-Mommsen-Schule in Bad Oldesloe.
J: Auf dem Jakobsweg durch den Kreis
Die Seele baumeln lassen, die Ferne genießen, das macht für etwa 300.000 Menschen, die jedes Jahr den Jakobsweg in die spanische Stadt Santiago de Compostela pilgern, den besonderen Reiz aus. Der Abschnitt von Lübeck nach Hamburg führt auf 46 Kilometern durch den Kreis Stormarn. Ein Emblem, das die gelbe Jakobsmuschel auf blauem Grund zeigt, markiert die Route.
Rund 1000 Pilger sind im Jahr auf dem Pfad, der vom Nienwohlder Moor über den Grabauer See und das Kloster Nütschau in die Kreisstadt Bad Oldesloe und von dort aus in den Staatsforst Reinfeld führt, unterwegs. Sie alle kommen an der Pilgerherberge in der Gemeinde Klein Wesenberg in Nordstormarn vorbei. In der Hochzeit, den Jahren 2010 bis 2012, übernachteten dort jährlich rund 300 Pilger.
K: Historisches Kloster Nütschau
Das Kloster Nütschau in Travenbrück bei Bad Oldesloe ist eines von nur fünf noch existierenden Klöstern in Schleswig-Holstein. Ursprünglich erbaute der Humanist Graf Heinrich von Rantzau das weiße Renaissance-Wasserschloss 1577 als Herrschaftssitz seines Adligen Gutes. Erst rund 400 Jahre später, im März 1951, zogen Mönche ein. Heute leben dort 18 Männer nach den Regeln des Benediktiner-Ordens.
Das Kloster lädt regelmäßig zu Vorträgen und Konzerten ein, im Jugendgästehaus übernachten jedes Jahr 6000 bis 8000 Jugendliche. Auch die Stadt Reinbek ist ein Zentrum des geistlichen Lebens in Stormarn. Das Krankenhaus St. Adolf-Stift wird seit seiner Gründung 1884 von den Ordensschwestern der heiligen Elisabeth betrieben, die bis heute im Klinikalltag unterstützen.
L: Europas längster Obst- und Gehölzlehrpfad
Ein einzigartiger Lehrpfad führt vom Oldesloer Ortsteil Blumendorf über den Grabauer Forst bis in den Kreis Segeberg nach Henstedt-Ulzburg. Auf 23,7 Kilometern ist Europas längster Obst- und Gehölzlehrpfad zu finden. 1996 wurden auf der ehemaligen Kleinbahnstrecke Elmshorn-Barmstedt-Bad Oldesloe (EBO, 1973 stillgelegt) mehr als 160 alte Apfel-, Birnen, Zwetschen- und Kirschbäume gepflanzt.
Auf Informationstafeln steht Wissenswertes zu Herkunft, Früchten, Geschmack und Wuchs. Die älteste Obstart dürfte die Hauszwetsche sein, die bereits vor mehr als 1000 Jahren angebaut wurde. Die Strecke ist auch Teil mehrerer Radwandertouren. Wer möchte, darf Sorten wie den Uelzener Rambour, die Gute Luise und Schneiders Späte Knorpelkirsche auch probieren.
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M: Und diese Biene, die ich meine...
Eine der bekanntesten Trickfilmfiguren in Deutschland wurde von einem Ahrensburger erfunden: die Biene Maja. Schriftsteller Waldemar Bonsels (1880–1952) war als Kind oft am Bredenbeker Teich, wo er Frösche, Grashüpfer, Spinnen und natürlich Bienen beobachtete. Das inspirierte ihn zum Buch „Die Biene Maja Reinfeld. Beide spielen in der fünften Liga. Im Badminton ist Stormarn sogar erstklassig. Der TSV Trittau spielt seit 2013 ununterbrochen in der Bundesliga. In der vergangenen Spielzeit 2019/20 schafften die Stormarner es auf Tabellenplatz sechs.
W: Wein aus dem Kreis Stormarn und ihre Abenteuer“ (1910 erscheinen) und einem Folgeroman.
Die Werke sind in mehr als 40 Sprachen erschienen. Heute gibt es Comicserien, einen Kinofilm, Theaterstücke und Musicals über die schlaue Biene und ihren pummeligen Freund Willi. Das Geburtshaus von Bonsels, der aus einer Apothekerfamilie stammte, war an der Hamburger Straße. Heute steht dort eine Filiale der Sparkasse Holstein. Eine Gedenktafel erinnert an den Dichter.
N: „Sir Vival“ – Abenteurer Rüdiger Nehberg
Der Tod des Abenteurers Rüdiger Nehberg im April 2020 im Alter von 84 Jahren erschütterte Menschen auf der ganzen Welt, besonders aber die kleine Gemeinde Rausdorf in Stormarn, wo „Sir Vival“ bis zum Schluss lebte. Gern empfing der gelernte Konditor Gäste in der restaurierten Mühle, um ihnen auf dem weitläufigen Grundstück allerlei nützliche Überlebenstricks für die Wildnis zu zeigen.
Unvergessen bleibt der Menschenrechtsaktivist für seinen Einsatz gegen die weibliche Genitalverstümmelung und für die Rechte der brasilianischen Ureinwohner. Im Jahr 2000 gründete Nehberg dazu den Verein Target, der heute zwei Krankenstationen und eine Urwaldklinik im brasilianischen Amazonas-Regenwald und eine Geburtshilfestation am Rand der Danakil-Wüste in Äthiopien betreibt.
O: Den Überblick behalten vom „Langen Otto“
Den Spitznamen „Langer Otto“ hat der Hahnheider Turm bei Trittau von seinem Initiator, dem damaligen Bürgermeister der Gemeinde, Otto Hergenhan. Das Prädikat „lang“ trägt die 1974 errichtete Holzkonstruktion zu Recht: Mit 126 Metern über dem Meeresspiegel ist die Aussichtsplattform des „Otto“ die höchste in Schleswig-Holstein.
Er befindet sich auf dem 99 Meter hohen Großen Hahnheider Berg, der Turm selbst bringt es auf 27 Meter Höhe. Von der Aussichtsplattform aus bietet sich ein wunderschöner Blick über das rund 1500 Hektar große Naturschutzgebiet Hahnheide östlich von Trittau mit seinem großen Altbaumbestand von Kiefern, Buchen und Fichten. Bei guter Sicht lässt sich in der Ferne sogar der Hamburger Fernsehturm erblicken.
P: Auf dem Rücken der Pferde...
Der Kreis Stormarn ist eine Region der Reiter. Offiziell sind 8500 Pferde in 650 Ställen registriert. Vermutlich dürften es sogar noch erheblich mehr sein. Im Kreispferdesportverband Stormarn sind mehr als 30 Reit- und Fahrvereine mit über 3500 pferdesportbegeisterten Menschen Mitglied.
Zu den erfolgreichsten Dressurreiterinnen zählt Karin Rehbein, die mit Ehemann Herbert den Grönwohldhof ab den 1970er-Jahren zu einem führenden Reit- und Zuchtzentrum machte. Auf Donnerhall gewann Karin Rehbein Mannschaftsgold bei den Weltreiterspielen (1994 und 1998) sowie bei den Europameisterschaften (1997). Im Einzel kam je eine Bronzemedaille hinzu. Im Trabrennsport zählte die Familie Heitmann mit den Pferden vom Gestüt Lasbek zur Extraklasse.
Q: Mineralwasser, Ketchup und Edding
Eine der bekanntesten Trinkwasserquellen sprudelt am Rand des Sachsenwaldes in Reinbek: Der Legende nach soll der Eiserne Kanzler selbst die Fürst-Bismarck-Quelle 1891 bei einem Spaziergang in dem Waldstück entdeckt haben. An der Mineralwassermarke, die 1906 von dem Gastronom Franz Köller erfunden wurde und die längst zum Großunternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern geworden ist, war die Familie des ersten Reichskanzlers allerdings nie beteiligt.
Auch weitere Produkte, die sich überregional einen Namen gemacht haben, kommen aus Stormarn: In Ahrensburg wird nicht nur der Hela-Ketchup abgefüllt, auch die Edding-Marker kommen aus der Schlossstadt. Die Flexi-Hundeleinen aus Bargteheide sind ein weltweiter Exportschlager.
R: Reinbeker Renaissance-Schloss
Das von 1572 bis 1576 als Fürstensitz erbaute Reinbeker Schloss ist heute ein Kulturzentrum von überregionaler Bedeutung. Seit 1988 beherbergt der Renaissancebau wechselnde Kunstausstellungen, Messen und Märkte, darunter die Seniorenmesse „Viva Seniores“. Im Festsaal erklingen regelmäßig Konzerte, im Südflügel ist ein Restaurant eingezogen. Beliebt ist das Schloss mit seinem Park auch als Ort für Hochzeiten.
Auch andernorts in Stormarn kommen Kulturliebhaber auf ihre Kosten: Wechselnde Kunstausstellungen, Aufführungen und Konzerte im historischen Gebäude gibt im Ahrensburger Marstall. Direkt im Stadtzentrum von Bad Oldesloe liegt das 2016 fertiggestellte Kultur- und Bildungszentrum (KuB). Sein Saal bietet auf 230 Quadratmetern 200 Zuschauern Platz.
S: Stormarns Wappentier – Der Schwan
Der Schwan ist das Wappentier des Kreises Stormarn. Das Hoheitszeichen zeigt den majestätischen Vogel in silberner Farbe und mit goldener Krone um den Hals auf rotem Grund. Das Tier nimmt eine Kampfstellung ein, das rechte Bein hebt es zum Angriff. Heraldisch betrachtet handelt es sich um ein sogenanntes „redendes“ Wappen.
Dem Schwan wird ein stürmisches und aufbrausendes Wesen zugeschrieben, was als sprachliche Anknüpfung an den Namen der Region verstanden werden kann. Stormarn bedeutete wohl so viel wie „Sturmland“. Mit einer 500-jährigen Tradition gehört das Wappen zu den ältesten in Deutschland. Seit dem 15. Jahrhundert verwendeten die Herrscher der Grafschaft Stormarn es als Siegel. 1867 wurde es Wappen des preußischen Landkreises Stormarn.
T: Trave – Zweilängster Fluss Schlesweig-Holsteins
Die Trave ist mit 124 Kilometern Schleswig-Holsteins zweitlängster Fluss und das längste Gewässer in Stormarn. Auf ihrem Weg von der Quelle in Ostholstein zur Mündung in die Ostsee bei Travemünde fließt sie knapp 23 Kilometer durch den Kreis und gibt der Gemeinde Travenbrück ihren Namen. Der größte und bekannteste Ort an der Trave in Stormarn ist aber die Kreisstadt Bad Oldesloe, die im frühen Mittelalter an einer Flussquerung entstand.
Der Trave und den angeblich heilenden Kräften ihres Wassers verdankt die Stadt auch ihren Status als Kurort, der bis heute an dem Prädikat „Bad“ im Namen abzulesen ist. Noch immer zieht der Kurpark am Flussufer Erholungssuchende an. Darüber hinaus ist die Trave als Kanustrecke beliebt. In Bad Oldesloe gibt es auch einen Verleih.
U: Historischer Bau mit wechselhafter Geschichte
Das Utspann in Bargteheide diente im Laufe seiner Geschichte vielen verschiedenen Nutzern. Zwischen 1785 und 1795 errichtet, fungierte das Fachwerkhaus mit Reetdach zunächst als bäuerliches Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Ab 1856 zog zunächst die Post ein, ab 1938 beherbergte es bis zum Umzug in das heutige Rathaus 1957 die Bargteheider Verwaltung. Später nutzten Rotes Kreuz, Gemeindebücherei und Heimatmuseum die Räume.
Heute wird in dem 220 Jahre alten Gebäude das renommierte Restaurant Utspann betrieben, das erstmals 1974 seine Tore für Gäste öffnete. Auf der Karte stehen rustikale Speisen mit Fleisch und Fisch, Suppen, Salate und Desserts. Ob seiner urigen Atmosphäre wird das Lokal auch gern für Feierlichkeiten und Veranstaltungen genutzt.
V: Ahrensburger TSV hat mehr als 4000 Mitglieder
Zahlreiche Stormarner engagieren sich in Vereinen mit vielfältigen Interessen. Allein 169 Sportvereine gibt es im Kreis. Einige sind kleine Einspartenclubs wie die Schachgesellschaft Glinde mit fünf Mitgliedern, andere verfügen über zahlreiche Abteilungen von Aikido bis Zumba. Der größte Club ist der Ahrensburger TSV mit mehr als 4100 Mitgliedern, knapp dahinter folgen die TSV Reinbek mit rund 4000 und der TSV Bargteheide mit etwa 3800 Mitgliedern.
Stormarns derzeit beste Fußballvereine sind der SV Eichede und der SV Preußen Reinfeld. Beide spielen in der fünften Liga. Im Badminton ist Stormarn sogar erstklassig. Der TSV Trittau spielt seit 2013 ununterbrochen in der Bundesliga. In der vergangenen Spielzeit 2019/20 schafften die Stormarner es auf Tabellenplatz sechs.
W: Wein aus dem Kreis Stormarn
Weinstöcke gibt es nicht nur in Süddeutschland, auch in Stormarn werden die Trauben seit 2017 angebaut. In der Gemeinde Delingsdorf südlich von Bargteheide stehen auf sieben Hektar inzwischen rund 8500 Reben der drei Sorten Solaris, Johanniter und Riesel. „Schatoh Feldmark“ heißt der Weißwein, der aus den geernteten Trauben entsteht. Drei Jahre benötigen die Reben bis zur ersten Lese.
Der Jahrgang 2020 war der erste, der in den öffentlichen Verkauf ging. 4500 Flaschen lieferten Winzer Leon Zijlstra und sein Geschäftspartner Jörn Andresen, der eine Baumschule in Bargteheide besitzt und das gärtnerische Fachwissen mit in das Geschäft brachte, aus. Ein Weinberg auf dem flachen Land – klingt paradox, aber geht eben doch, wie das Stormarner Beispiel zeigt.
X: Das Stormarn-Lexikon
Das Stormarn-Lexikon hat zwar ein X in seinem Namen, aber auch kein Stichwort mit dem seltenen Buchstaben. Das Online-Nachschlagewerk (www.stormarnlexikon.de) wird vom Kreisarchiv betrieben und bietet Informationen zu wichtigen Orten, Persönlichkeiten, Bauwerken und Ereignissen. Alle Texte enthalten Verlinkungen zu Dokumenten im Kreisarchiv.
Sie stammen überwiegend von Autoren, die nebenberuflich für das Lexikon schreiben und von einem Redaktionsteam aus Fachleuten ausgewählt werden. Gestartet ist das Lexikon im November 2018 mit 50 Beiträgen. Inzwischen umfasst das in dieser Art in Norddeutschland einzigartige Nachschlagewerk 330 Artikel. Geplant ist, dass jedes Jahr zwischen 100 und 150 neue Artikel hinzukommen.
Y: Partnerstädte auf der ganzen Welt
Beer Yaacov in Israel ist eine von vier Oldesloer Partnerstädten. Regelmäßig empfängt die Kreisstadt Delegationen aus der Stadt südöstlich von Tel Aviv. Und auch Gruppen aus der Travestadt waren schon in Beer Yaacov. Weitere Partnerschaften pflegt Stormarns Kreisstadt mit der französischen Gemeinde Olivet, der Stadt Kolobrzeg in Polen und dem palästinensischen Jifna.
Ahrensburg ist mit dem spanischen Esplugues, Viljandi in Estland, Feldkirchen in Österreich und Ludwigslust (Mecklenburg-Vorpommern) verschwistert, Reinbek mit Täby in Schweden und Koło in Polen. Bargteheides Partnerstädte sind Déville-lès-Rouen (Frankreich) und Żmigród (Polen). Glinde pflegt Beziehungen zu Saint-Sébastien-sur-Loire (Frankreich) und Kaposvár (Ungarn).
Z: Der Kreis Stormarn in Zahlen
Zum Abschluss gibt es einige mehr oder weniger wissenswerte Zahlen rund um Stormarn. Zum Beispiel leben im Kreis neben 244.989 Einwohnern auch 10.543 Milchkühe, 27.491 Rinder und 97.881 Schweine, wie die jüngste Agrarstrukturerhebung ergab. In Stormarner Hotels, Gästehäusern und Herbergen übernachteten im Jahr 2019 rund 414.400 Gäste, im Schnitt waren das 1135 Übernachtungen am Tag.
Über das Stormarner Straßennetz, bestehend aus 82 Kilometer Autobahn, 81 Kilometer Bundes-, 213 Kilometer Landes-, 252 Kilometer Kreis- und mehr als 800 Kilometer Gemeindestraßen rollen 210.428 Fahrzeuge, die bei der Zulassungsstelle in Bad Oldesloe angemeldet sind. Dazu kommen 670 Kilometer ausgeschilderte Radwanderwege.
Statistiken zum Kreis Stormarn
Im Kreis Stormarn leben auf einer Fläche von rund 766 Quadratkilometern etwa 245.000 Menschen. Der Kreis besteht aus 55 Kommunen: sechs Städten, vier amtsfreien und 45 amtsangehörigen Gemeinden. Die Stadt Reinbek und die Kreisstadt Bad Oldesloe verfügen je über ein Krankenhaus, es gibt weitere Fachkliniken.
Das Gebiet ist in das Netz des HVV eingebunden. Die Züge der Regionalbahn werden von Deutscher Bahn und Nordbahn betrieben. Ahrensburg, Großhansdorf, Ammersbek und Reinbek haben Anschluss an das Hamburger U- und S-Bahnnetz. Die Kaufkraft liegt im Bundesvergleich in den Top 30. 2011 waren 42,4 Prozent der Bevölkerung Mitglied der evangelischen, 6,7 Prozent der katholischen Kirche.
Grundstückspreise im Kreis Stormarn
Bauland ist in Stormarn im Schnitt doppelt so teuer wie vor zehn Jahren. Der Gutachterausschuss des Kreises wertete 3200 Kaufverträge aus 2019/20 aus und ermittelte für Ahrensburg 410 bis 495 Euro je Quadratmeter, für Reinbek/Glinde/Oststeinbek 405 bis 420, für Bargteheide 380 und für Ammersbek 360. Mit der Entfernung zu Hamburg sinken die Werte: Bad Oldesloe 260 bis 295, Reinfeld 220 Euro. Aktuell werden am Stadtrand auch 650 Euro und mehr verlangt.
Für Häuser und Wohnungen ist die Preisentwicklung ähnlich. Laut LBS-Immobilienatlas kostet ein gebrauchtes Eigenheim in Oststeinbek rund 4200 Euro/Quadratmeter und in Ahrensburg 3700. Das mittlere Hamburger Preisniveau liegt bei etwa 4860 Euro.
Die Geschichte des Kreises Stormarn
Das Gebiet des heutigen Kreises Stormarn gehörte ursprünglich zur Grafschaft Holstein. Im Jahr 1459 fiel diese an Dänemark und blieb es, bis Preußen die Herzogtümer Schleswig und Holstein im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 eroberte. Stormarn wurde preußischer Landkreis, die Kreisverwaltung bezog ihren Sitz zunächst in Reinbek. 1873 wurde Wandsbek Kreisstadt.
1937 verlor Stormarn durch das Groß-Hamburg-Gesetz zwölf Gemeinden, darunter Wandsbek, Bramfeld, Duvenstedt und Billstedt, an Hamburg und damit rund 50 Prozent seiner Einwohner sowie zwei Drittel seiner Wirtschaftskraft. 1949 zog die Kreisverwaltung nach Bad Oldesloe um. 1867 zählte Stormarn 62.281 Einwohner, bis heute hat sich die Zahl etwa vervierfacht.