Grönwohld. Stormarner Dorf war 24 Jahre lang Drehort für Jan Fedder und Peter Heinrich Brix. Die Fans reisen weiter in Scharen an die Schauplätze.
Mit dem Aus für die NDR-Kultserie "Neues aus Büttenwarder" geht auch für das Dorf Grönwohld eine Ära zu Ende. Mehr als zwei Jahrzehnte war die kleine Gemeinde im Amt Trittau fester Drehort der Geschichten rund um die Protagonisten Jan Fedder alias Kurt Brakelmann und Peter Heinrich Brix alias Arthur „Adsche“ Tönnsen.
Wie der Norddeutsche Rundfunk Anfang dieser Woche mitteilte, ist nach 98 Folgen und 2500 Sendeminuten Schluss. „Zu Weihnachten zeigen wir die letzten vier bislang noch ungesendeten Folgen, die im Juni und Juli dieses Jahres in Granderheide und Grönwohld entstanden sind“, so Frank Beckmann, NDR-Programmdirektor Fernsehen.
Büttenwarder: In Grönwohld hat man das Ende bereits geahnt
In Grönwohld hat man das Ende bereits geahnt. „Nachdem Peter Heinrich Brix seinen Ausstieg bekanntgegeben hatte, war absehbar, dass die Serie auslaufen würde“, sagt Enno Oetjen, der gemeinsam mit Schwester Ruthild den Gasthof „Unter den Linden“ betreibt, allen Serienfans besser bekannt als Büttenwarder Dorfkrug.
Für Oetjen hatte sich das Aus schon mit dem Tod Jan Fedders im Dezember 2019 abgezeichnet. „Mit Brix fehlt der Serie nun auch das zweite starke Zugpferd, das die Kutsche gezogen hat“, ist er überzeugt. Alles habe seine Zeit. Und die sei für dieses wunderbare Filmprojekt nun vorbei.
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Das sieht auch Frank Grau, ehemaliger Wehrführer der örtlichen Feuerwehr, so. „Ich war lange ein großer Fan der Serie und habe jeder Folge mit Spannung entgegengesehen“, verrät Grau. Das habe sich seit Fedders Tod aber geändert. „Ohne Brakelmann fehlte Büttenwarder zuletzt etwas, das sich einfach nicht ersetzen ließ“, so Grau.
Fans wirken zuweilen wie auf einer Wallfahrt
In Erinnerung bleibe eine einmalige Serie, die das Lebensgefühl und den speziellen Humor der Menschen im Norden der Republik auf unverwechselbare Weise eingefangen habe. Zudem habe „Neues aus Büttenwarder“ das reale Grönwohld weit über die Grenzen Stormarns hinaus bekannt gemacht. „Leute aus dem ganzen Land haben sich plötzlich für unser Dorf interessiert. Durch die Serie ist über die Jahrzehnte eine treue Fangemeinde gewachsen, die es auch weiterhin regelmäßig nach Grönwohld ziehen wird“, sagt Grau. Um hier den Lieblingen Brakelmann und Tönnsen nah zu sein und selbst in das Büttenwarder-Flair einzutauchen.
Das bestätigt Enno Oetjen: „Noch immer fahren volle Reisebusse vor den Gasthof, um sich den Schankraum anzusehen, einen Köm zu trinken und Büttenwarder selbst zu erleben.“ Nach dem Tod Fedders habe der Trubel noch zugenommen. Zuweilen wirkten die Fans wie auf einer Wallfahrt. „Schade nur, dass der Kultserie die 100. Folge nicht mehr vergönnt war. 98 Teile fühlen sich irgendwie unvollständig an“, sagt Oetjen.
Den Gasthof jedes Mal auf den Kopf gestellt
Die Dreharbeiten werde er jedenfalls vermissen. Wenn die Filmcrew mit einem Tross von 45 Leuten eingefallen sei, um den Gasthof in Nullkommanix buchstäblich auf den Kopf zu stellen. Auf der rückwärtigen Wiese hätten zeitweise bis zu 40 Fahrzeuge geparkt, Kleintransporter und Lastwagen mit dem ganzen Equipment der Beleuchter, Tontechniker und Kameraleute, sowie mehrere Wohnwagen als Umkleiden für die Schauspieler.
„Gegen 6.30 Uhr sind bereits die Caterer am Set aufgetaucht und haben das Frühstück vorbereitet“, berichtet Oetjen. Ab 7 Uhr seien dann die Requisiteure eingetrudelt. Sie hätten die ganze Diele mit Möbeln vollgestellt und eine Bushaltestelle aufgebaut, die es vor dem Gasthof eigentlich gar nicht gibt.
Immer wieder Tiere durchs Bild geführt
Hat es ihn denn nie gereizt, mal selbst mitzuspielen? „Och, nö“, versichert er glaubhaft. Komparse sei doch der langweiligste Job überhaupt: „Meistens sitzt du den ganzen Tag nur rum und wartest auf deinen Einsatz. Und am Ende bist du gerade mal einen Augenblick zu sehen.“ Seine Frau Natascha war öfter mal im Einsatz. „Ich habe Tiere durchs Bild geführt, Kälber und Schafe, Hühner und Enten, und einmal sogar ein kleines Wildschwein“, erzählt sie.
Für Bürgermeister Ralf Breisacher (CDU) schwingt nach 24 Jahren „Neues aus Büttenwarder“ viel Wehmut mit. „Schade, dass es vorbei ist. Aber der Zahn der Zeit hat eben auch an dieser Serie genagt“, sagt er. Mit seiner Fülle an skurrilen Episoden, den lokalen Bezügen zur großen, weiten Welt und den liebenswerten Figuren werde Büttenwarder sicher nicht in der Versenkung verschwinden, sondern immer wieder gern ins Programm des NDR genommen.
Hohe Identifikation mit der Serie
„Fedder und Brix waren ein kongeniales Paar, die sich wunderbar ergänzt haben. Mit ihrem großartigen Schauspiel sorgten sie beim Publikum für eine hohe Identifikation mit der Serie, das wird immer bleiben“, so Breisacher.
Ebenso wie das Straßenschild „Schönbiel-Twiete“, das ihm Freunde anlässlich seines 50. Geburtstags in Anlehnung an den Amtskollegen aus Büttenwarder an die Einfahrt zu seinem Wohnhaus in der Grönwohlder Bahnhofstraße gepflanzt haben.