Stapelfeld. Genehmigungsbehörde verzichtet bei Stapelfelder Müllverbrennung auf öffentliche Veranstaltung. Gründungsarbeiten kommen voran.

Bei der zweiten Auslegung des Antrags zum Neubau der Müllverbrennungsanlage (MVA) Stapelfeld sind 118 Einwendungen von 122 Menschen, einer Gemeinde und drei Verbänden eingegangen. Im Unterschied zum ersten Mal verzichtet die Genehmigungsbehörde, das schleswig-holsteinische Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR), auf eine öffentliche Veranstaltung zu den Anregungen. „Die erhobenen Einwendungen lassen keine neuen Aspekte unter Berücksichtigung des ersten Erörterungstermins erkennen, die maßgeblichen Einfluss auf die Genehmigungsentscheidung nehmen könnten“, so LLUR-Sprecher Martin Schmidt.

Damit steht der neuen Klärschlammverbrennungsanlage (KVA) und dem neuen Müllheizkraftwerk (MHKW) offensichtlich nichts mehr im Wege. Der Betreiber EEW Energy from Waste, der zum chinesischen Konzern Beijing Enterprises gehört, durfte bereits vorzeitig mit dem Bau starten. Die Investitionssumme dürfte aufgrund von Kostensteigerungen deutlich über den vor vier Jahren bei der Projektpräsentation geschätzten 150 Millionen Euro liegen.

Vorzeitiger Baubeginn wurde bereits zugelassen

Ein vorzeitiger Beginn darf nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz nur zugelassen werden, wenn „mit einer Entscheidung zugunsten des Antragstellers gerechnet werden kann“. Im vergangenen Herbst waren bereits Vorarbeiten wie die Geländenivellierung genehmigt worden.

Bei der ersten Antragsauslegung hatte es gut 580 Einwendungen gegeben. Die dreitägige Erörterung im Dezember 2019 im Großhansdorfer Waldreitersaal verlief teilweise sehr emotional und hitzig. Unter anderem kritisierten Umweltschützer, dass der neue Schornstein nur noch 63 statt 110 Meter hoch ist.

Einwendungen zur besten Technik und dem Brandschutz

Bei den Laut LLUR ging es bei den jetzt 118 Einwendungen vor allem um den Einsatz der „Besten Verfügbaren Techniken“ (BVT), Brandschutz und Störfälle, Emissionsgrenzwerte, Luftschadstoffe und Lärm. „Auch ohne Durchführung eines Erörterungstermins werden die Einwendungen inhaltlich in den Genehmigungsbescheiden berücksichtigt“, sagt Martin Schmidt. EEW hatte seinen 3637 Seiten starken Genehmigungsantrag auch überarbeitet, weil für die Bauphase ein weiteres Grundstück einbezogen wurde. Zudem war wenige Tage vor der Veranstaltung in Großhansdorf eine schärfere BVT-Richtlinie der EU in Kraft getreten.

Seit Anfang dieses Monats sind auf dem Areal direkt neben der 1979 eingeweihten Müllverbrennungsanlage zwei 30 Meter hohe Spezialbohrgeräte im Einsatz. Sie setzen Hunderte Gründungspfähle in die Erde, die das Fundament tragen. Das Müllheizkraftwerk mit einer Jahreskapazität von bis zu 350.000 Tonnen Restmüll ersetzt den Altbau.

Aus der Klärschlammasche wird Phosphor zurückgewonnen

Hinzu kommt eine Mono-Klärschlammverbrennung für 32.500 Tonnen Trockensubstanz (plus 2500 Tonnen Reserve). Aus der Verbrennungsasche wird der knappe Rohstoff Phosphor zurückgewonnen. Bei einem reibungslosen Bauablauf könnten beide Anlagen im dritten Quartal 2023 in Betrieb gehen. Dann wird die alte MVA stillgelegt.

Der neue Ofen liefert mit 200.000 Megawattstunden im Jahr doppelt so viel Storm wie vorher. Die Fernwärmemenge steigt von 250.000 auf 400.000 Megawattstunden.