Bargteheide. Einmütig wurde die Hoisdorferin von SPD, CDU, FDP und WfB nominiert. Sie soll die umstrittene Birte Kruse-Gobrecht ablösen.
Vier Fraktionen, eine Kandidatin: Gabriele Hettwer (parteilos) soll im nächsten Jahr Bürgermeisterin von Bargteheide werden. SPD, CDU, FDP und die Wählergemeinschaft für Bargteheide (WfB) schicken die 57-Jährige gemeinsam ins Rennen. Sie soll das Vertrauen zwischen Verwaltung und Politik wieder herstellen. Denn Teile der Lokalpolitik sehen die derzeitigen Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht, ebenfalls parteilos, nicht mehr als geeignet für den Posten an. Der immer wieder geäußerte Vorwurf: Viele der Beschlüsse werden nicht umgesetzt, die Kommunikation lässt zu Wünschen übrig.
Mit Gabriele Hettwer soll sich das ändern. Bei einer Mitgliederversammlung aller drei Parteien und der Wählergemeinschaft wurde sie mit 97 Prozent der Stimmen zur gemeinsamen Kandidatin gekürt. „Das hat mich sehr gefreut. Ich habe gespürt, dass es einen großen Wunsch nach Veränderung gibt und ich will die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Politik und den Bürgern wieder herstellen“, sagt die Hoisdorferin, die mit einer langjährigen Verwaltungserfahrung punkten könnte.
Mit 27 Jahren wurde sie bereits Amtsleiterin
Nach der Schule und anschließenden Ausbildung zur Verwaltungsfachwirtin wurde sie bereits mit 27 Jahren Amtsleiterin in Großhansdorf, sechs Jahre später dann Büroleiterin und bekleidet damit den nach dem Bürgermeister zweithöchsten Posten in der Gemeinde. Feuerwehrwesen, Kita-Reform, Digitalisierung der Verwaltung, Unterbringung von Flüchtlingen – in so gut wie allen Bereichen hat sie bereits Erfahrungen sammeln können.
Die 57-Jährige hat eine erwachsene Tochter und ist mit dem Oststeinbeker Bürgermeister Jürgen Hettwer verheiratet. Im Falle ihrer Wahl plant das Paar einen Umzug. „Das wäre für mich wie nach Hause kommen“ , sagt die Kandidatin, die in Bargteheide aufgewachsen ist.
Seit Jahren gärt in der Kleinstadt ein Konflikt zwischen Teilen der Lokalpolitik und der Bürgermeisterin. Das ging soweit, dass sich Vorsitzende mehrerer Fraktionen zusammenschlossen und öffentlich ihr Misstrauen gegenüber der Verwaltungschefin zum Ausdruck brachten. SPD, CDU, FDP und WfB haben sich daraufhin entschlossen, gemeinsam einen Kandidaten oder eine Kandidatin aufzustellen. Vier kamen in die engere Auswahl und wurden zum Gespräch geladen, wie Norbert Murras, Fraktionsvorsitzender der WfB, berichtet: „Alle wären geeignet gewesen aber bei Gabriele Hettwer hatten ausnahmslos alle das Gefühl, dass sie die Richtige ist.“
Parteilosigkeit der Kandidaten soll keine Rolle gespielt haben
Bereits kurz nach dem Vorstellungsgespräch, die Hoisdorferin war gerade erst zu Hause angekommen, bekam sie den Anruf: Wenn sie wolle, könne sie kandidieren. Sie sagte direkt zu. Am Montag dann die ungewöhnliche Mitgliederversammlung. Rund 80 Menschen kamen ins Jagdschloss Malepartus, um über die Kandidatur von Hettwer abzustimmen. Es gab lediglich zwei Gegenstimmen.
„Das ist das Ergebnis eines sehr langen Prozesses“, sagt Mehmet Dalkilinc, Fraktionsvorsitzender der SPD in Bargteheide. Jede Partei habe sich erst darüber beraten müssen, wie ihr Wunschkandidat aussehen soll. „Für uns war es wichtig jemanden zu finden, der uns alle fesseln kann“, so Dalkilinc. „Nicht nur die Parteien sollen sich hinter ihr versammeln können, sondern auch die Bargteheider Bürger.“
Es geht um die Erneuerung des politischen Klimas
Dass sich vier Fraktionen auf einen Bürgermeisterkandidaten verständigen, kam in Bargteheide noch nie vor. Immerhin gibt es rein politisch zu vielen Themen völlig unterschiedliche Ansichten. Nichts ist alltäglich an diesem Vorgehen. Das machte auch Andreas Samtleben (FDP) deutlich. Und auch, worum es bei der Wahl im wesentlichen geht. Weniger um inhaltliches sondern vielmehr um die Erneuerung des politischen Klimas in der Stadt: „Bargteheide benötigt eine politisch neutrale, kommunikationsgewandte und bürgernahe Persönlichkeit, die darüber hinaus Fachkompetenz im Verwaltungswesen und Führungserfahrung mitbringt.“
Dass die Parteilosigkeit bei der Entscheidung eine Rolle spielte, verneinten alle Fraktionen. Doch ganz offensichtlich war auch das ein Umstand, der für Gabriele Hettwer sprach. Umso größer die Chancen, dass viele Bargteheider unabhängig politischer Vorlieben im nächsten Jahr ihr Kreuz für die Gemeinschaftskandidatin machen werden.
Hettwer will auch mit den Grünen sprechen
Die einzige Partei, die in der Stadtvertretung sitzt, aber nicht auf dem Flyer der Kandidatin steht, sind die Grünen. „Es war mir wichtig, auch mit den Grünen zu sprechen, weil ich mit der Partei in Großhansdorf sehr gut zusammenarbeite“, sagt Hettwer. Dieses Gesprächsangebot sei angenommen worden. Aber erst im August. Bis dahin wollen sich die Grünen keine Aussage darüber treffen, ob und welche Kandidatin sie unterstützen wollen.
Offiziell beginnt der Wahlkampf drei Monate vor der Abstimmung. Inoffiziell schon jetzt. Gabriele Hettwer hat angekündigt, in den nächsten Monaten viele Gespräche mit Bürgern, Vereinen und Organisationen führen zu wollen. Inhaltliche Schwerpunkte will sie daher noch nicht setzen. Von einem Neustart in der Kommunikation zwischen den Parteien und der Verwaltung einmal abgesehen: „Ich will das Bargteheider Modell zurückbringen, das der frühere Bürgermeister Henning Görtz in seiner Amtszeit maßgeblich geprägt hat.“
Ein Termin für die Wahl steht noch nicht fest. Wahrscheinlich ist der 8. Mai – der Tag, an dem auch ein neuer Landtag in Schleswig-Holstein gewählt wird.