Bargteheide. Stadtverwaltung und mehrere Fraktionen erwägen für das Kult-Restaurant im Stadtpark eine alternative Nutzung.

Was wird aus dem Utspann im Stadtpark? Diese Frage stellt sich in der Bargteheider Kommunalpolitik offenbar drängender denn je. Coronabedingt ist das weit über die Stadt hinaus bekannte Kult-Restaurant seit Monaten geschlossen. Am Pfingstsonnabend soll zumindest der Außenbereich wieder geöffnet werden. Dennoch scheint die Zukunft ungewiss. Jedenfalls sah sich der CDU-Ortsverband jetzt in einer Mitteilung veranlasst, die Nutzung des 230 Jahre alten Hauses als Lokal nicht infrage zu stellen.

„Der Name Utspann ist für die Bargteheider immer mit dem Restaurant verbunden. Nach Schließung und Abriss des Schützenhofes ist der Erhalt dieses historischen Gebäudes mit schönem Ambiente als traditioneller Treffpunkt für Hochzeiten, Geburtstags- und Familienfeiern dringend notwendig und daher als Restaurant zu erhalten“, sagt der CDU-Ortsvorsitzende Hans-Werner Harmuth.

Finanzielle Dissonanzen zwischen Stadt und Pächter

Nach Informationen dieser Zeitung war die Zukunft der traditionsreichen Lokalität zuletzt mehrfach Thema in den Gremien der Stadtvertretung. Anlass waren erhebliche Zahlungsrückstände des Pächters Matthias Wullbrand gegenüber der Stadt, die Vermieter der Immobilie ist. „Ja, ich habe wegen der coronabedingten Einnahmeverluste wie viele andere Gastronomen auch um eine Stundung der Pacht gebeten“, bestätigte Wullbrand dieser Zeitung. Er wirft der Stadt vor, die Pandemie zu nutzen, um ihn zur Aufgabe zu bewegen. „Ich weiß, dass bereits mehrere Optionen für eine alternative Nutzung diskutiert werden. Deshalb spielt die Stadt auf Zeit“, sagt Wullbrand, der seit 1999 Pächter ist.

Sanierungsbedarf wird auf 1,5 Millionen Euro geschätzt

„Das Utspann gehört zu jenem Sanierungsgebiet, das im Rahmen des Städtebauförderprogramms neu strukturiert und ertüchtigt werden soll“, erklärt Stadtsprecher Alexander Wagner. Am Utspann selbst gebe es inzwischen einen Sanierungsbedarf in einer Größenordnung von etwa 1,5 Millionen Euro. Schätzungen von Experten zufolge werden die Bauarbeiten bis zu einem Jahr in Anspruch nehmen, um das gesamte Gebäude denkmalgerecht instandsetzen zu können. „Bei der großen Lösung ist erwägenswert, das Obergeschoss komplett auszubauen, um weitere Nutzungsarten zu ermöglichen“, so Wagner.

Denkbar wäre etwa eine generationsübergreifende Begegnungsstätte. Dafür könnten sich unter anderem die Grünen erwärmen, wie Fraktionschefin Ruth Kastner wissen ließ. In dieselbe Richtung denkt auch die SPD. „Es ist eine Tatsache, dass es Vereinen und Organisationen oft an geeigneten Räumen fehlt“, sagt deren Fraktionsvorsitzender Mehmet Dalkilinc. Insofern könne er sich eine Art „Haus für Jedermann“ vorstellen, um das Utspann zu einem lebendigen Ort der Begegnung zu machen.

Museum soll umziehen, um Platz fürs Theater zu schaffen

Gänzlich andere Perspektiven sieht indes die Wählergemeinschaft für Bargteheide (WfB). „Auch wir haben uns mit dem Thema eingehend beschäftigt und in unsere Betrachtungen auch bekannte Institutionen aus der Nachbarschaft einbezogen“, sagt WfB-Fraktionschef Norbert Muras. So sei hinlänglich bekannt, dass das Kleine Theater erheblichen Erweiterungsbedarf angemeldet hat. „Garderoben und Sanitärräume sind längst nicht mehr zeitgemäß und für einen angemessenen Fundus ist erst recht kein Platz“, erklärt Muras.

Eine potenzielle Expansionsfläche sieht die WfB in den angrenzenden Räumen des Museums. „Im Fachwerk des Utspann könnte man die Orts- und Volkskundliche Sammlung Bargteheides doch viel großzügiger und angemessener präsentieren als in den jetzigen Räumen und zusätzlich ein gemütliches Café zum Verweilen ansiedeln“, so Muras.

Vertrag hat noch eine Laufzeit von zehn Jahren

All diese Überlegungen stehen allerdings unter dem Vorbehalt einer Einigung mit Pächter Wullbrand. Denn dessen Vertrag hat noch eine Laufzeit von zehn Jahren. In dieser Zeitspanne will die Bargteheider CDU an Ort und Stelle nichts anderes sehen als einen gastronomischen Betrieb.

„Eine attraktive, lebendige Innenstadt braucht das Utspann als Restaurant. Das Gebäude anders zu nutzen, wird von uns strikt abgelehnt“, erklärte der Ortsvorsitzende Hans-Werner Harmuth. Da seien sich die Christdemokraten einig mit vielen Bürgern und Vertretern von Vereinen und Verbänden, die die Partei in den vergangenen Monaten auf die Zukunft des Gebäudes angesprochen hätten.

Viele Gastronomen wollen Utspann übernehmen

Das Utspann und die dazu gehörige Außenfläche im Park seien von der Stadt für den Betrieb eines Restaurants verpachtet und dabei solle es auch bleiben, sagt CDU-Fraktionschef Mathias Steinbuck. Viele Bargteheider und andere Stormarner Gastronomen würden liebend gern dieses städtische Juwel bewirtschaften. „Es gehört neben der Kirche zu den Aushängeschildern unserer Stadt“, so Steinbuck. Deshalb würden sich die Christdemokraten „mit allen Mitteln“ für den Erhalt des Utspann als Restaurant einsetzen.

Info: Haus war bis 1957 Sitz der Ortsverwaltung

Erbaut wurde das Utspann zwischen 1770 und 1790. Es ruht auf Granitblöcken, war immer reetgedeckt und trägt bis heute die Hausnummer 1 (Hamburger Straße). Bereits 1863 wurde das Fachwerkhaus zur Schankwirtschaft. In den Kriegswirren 1864 logierten hier österreichische Soldaten. Bis 1957 war das Gebäude Sitz der Ortsverwaltung. Danach sind die Räume durch die Bücherei, das Rote Kreuz, das örtliche Museum und den Verschönerungsverein genutzt worden. 1974 wurde das Utspann erstmals aufwendig renoviert und unter Denkmalschutz gestellt. Als Restaurant ist es seitdem weit über Bargteheides Grenzen hinaus bekannt. luka