Bad Oldesloe/Bargteheide. OHO in Bad Oldesloe und Kleines Theater Bargteheide waren sogar schon wieder ausverkauft – allerdings bei stark reduzierter Platzzahl.

Die 15-Uhr-Vorstellung von „Meine Freundin Conni – Geheimnis um Kater Mau“ ist vorüber. Der Animationsfilm für Kinder habe immerhin ein paar Familien in den Saal 1 des OHO-Kinocenters in Bad Oldesloe gelockt, sagt Betreiber Heinz Wittern. Er nimmt die derzeit schwachen Besucherzahlen gelassen. Seit 18. Juni hat er sein Kinocenter mit drei Sälen wieder geöffnet, nachdem er es Mitte März wegen der Corona-Pandemie vorübergehend schließen musste.

Eine Kindergeburtstagsrunde darf nicht zusammensitzen

Doch von 88 vorhandenen Plätzen im Saal darf Wittern wegen des nötigen Abstands zur Reduzierung des Ansteckungsrisikos nur 22 tatsächlich belegen. „Geschäftlich ist das eine Saure-Gurken-Zeit“, sagt Wittern, der das Lichtspielhaus im Sommer 2017 nach einer Insolvenz wiedereröffnet hatte. „Ich denke, wir werden das dennoch durchhalten. Die meiste Zeit arbeite ich hier allein, um die Kosten zu reduzieren. Man kann in einem kleinen Haus ganz viel allein machen, anders als in Multiplex-Häusern.“

Was ihm wie auch anderen Betreibern zu schaffen macht, ist die geltende Regel, dass der gemeinsame Aufenthalt im Kino nur mit den Angehörigen des eigenen sowie eines weiteren Hausstandes erlaubt ist und zu allen anderen ein Mindestabstand von 1,50 Metern eingehalten werden muss. „Freundinnen, die zu dritt ins Kino gehen wollen, haben damit ebenso ein Problem wie die Gäste eines Kindergeburtstags“, sagt Wittern. Er hat jede zweite Sitzreihe gesperrt und lässt zwischen nicht zusammengehörenden Besuchern zwei Sitze frei. Immerhin sei ein Saal dadurch auch schneller ausverkauft, so wie neulich beim Film-Klassiker „Blues Brothers“.

Wegen der Hollywood-Pause fehlt es an Filmnachschub

Auf solche Klassiker müssen die Kinos nun öfter zurückgreifen, denn aus Hollywood kommt derzeit nicht viel Neues. Wegen der Corona-Pandemie und daraus resultierenden mangelnden Besucherzahlen wurden dort viele Filmstarts und Produktionen auf 2021 verschoben. „Es traf uns, dass wir kaum Filme zum Spielen hatten, als es wieder losging. Uns fehlen starke Blockbuster“, sagt Wittern.

Seine Hoffnung ruht nun auf dem Action-Thriller „Tenet“ von Christopher Nolan („Batman“-Trilogie). Der internationale Verleiher Warner gab den Weg für die europäischen Kinos noch vor dem Start in den USA frei. Bundesstart ist nun am 26. August. „Ich wünsche mir, andere Verleiher schließen sich diesem Vorgehen an.“

Audioanlage eignet sich ideal für Konzerfilme

Das hofft auch der geschäftsführende Vorstand des Kleinen Theaters in Bargteheide, das sowohl Kino als auch Theater ist. Doch derweil setzen die ehrenamtlichen Macher des Programms auf Klassiker sowie auf die Symbiose von Film und Bühne. Wenn das Kleine Theater am 23. August in seine neue Theater-Saison startet, kann das Publikum aus dem Vollen schöpfen. Um 16 Uhr stimmt die Revue „Albers Ahoi!“ mit Liedern von Hans Albers auf das ein, was nach einem maritimen Imbiss, für den das Foyer-Restaurant Papillon sorgt, kommt: Um 19 Uhr wird der Film-Klassiker „Große Freiheit Nr. 7“ mit Hans Albers in der Hauptrolle gezeigt.

Weil die im August 2019 neu angeschaffte Soundanlage einen hervorragenden Klang hat und der Saal groß ist, zählt das Bargteheider Kino zu jenen Häusern, die von Film-Verleihern für die Präsentation von aufgezeichneten Live-Konzerten angesprochen wurden. So war die Vorstellung von „André Rieu – Magisches Maastricht“ im Nu ausverkauft.

Im Kinobetrieb sind maximal 90 Besucher gestattet

Joachim Krämer vom Vorstand des Kleinen Theaters Bargteheide
Joachim Krämer vom Vorstand des Kleinen Theaters Bargteheide © Elvira Nickmann

„Wir können von unseren 344 Plätzen nur 70 bis maximal 90 zur Verfügung stellen“, sagt Vorstandssprecher Joachim Krämer. Mit „David Garrett: Unlimited – Live in Verona“ bietet sich Musikliebhabern in Bargteheide am 30. August die nächste Gelegenheit zum Konzerterlebnis im Kinosessel.

Das Kleine Theater zählte landesweit zu den ersten Kinos, die nach dem Corona-Lockdown wieder öffneten. Seit 2. Juni gibt es dort an mehreren Tagen in der Woche wieder eine Auswahl an Arthouse-Filmen, aber auch Publikumslieblinge wie „Harry Potter“. Hinzu kommen Film-Specials, bei denen die verantwortlichen Regisseure zugegen sind. „Unser großer Saal entpuppt sich in der Corona-Zeit als Vorteil“, sagt Krämer, „weil damit das Einhalten von Abständen leichter ist.“

Die meisten Tätigkeiten übernehmen Ehrenamtler

Während der Schließungszeit seien die drei festangestellten Teilzeitkräfte für Filmvorführungen und Ticketverkauf in Kurzarbeit gewesen. Alle anderen Tätigkeiten liefen ohnehin übers Ehrenamt. „Dadurch kommen wir auch in diesen Zeiten zurecht, unsere Kosten sind niedrig. Und als Treuhänder der Stadt Bargteheide müssen wir nicht zwingend Gewinn erwirtschaften.“

Wer ins Kleine Theater möchte, muss vorab online seine Karten reservieren. Sind die Kapazitäten erschöpft, gibt es keinen Zugang mehr. Vor Ort sorgen Platzanweiser für einen festen Sitz. Wie auch im OHO-Kinocenter gilt im Kleinen Theater: Beim Ein- und Auslass in den Saal sowie bei Toilettenbesuchen besteht Maskenpflicht, auf den Sitzplätzen nicht. Besucher müssen sich zudem mit Namen und Adresse vor Ort registrieren.

Laut Institut weniger Aerosole im Saal als im Büro

Manchen Stormarner mag nicht nur das gute Wetter, sondern auch die Angst vor Ansteckung aus dem Kino fernhalten. Eine Untersuchung des Hermann-Rietschel-Instituts der Technischen Universität Berlin im Auftrag des Hauptverband Deutscher Filmtheater HDF Kino zeigt: Die Konzentration der für die Übertragung von Coronaviren relevanten Aerosole in Kinosälen sei deutlich geringer als in einem Büroraum.

Die Forscher führen das auf den intensiven Luftaustausch der Belüftungssysteme im Saal zurück – und darauf, dass im Kino kaum geredet wird. „Es dürfen gern noch mehr Besucher werden als zurzeit“, sagt Krämer. Sein Oldesloer Kollege Heinz Wittern ist optimistisch: „Ich denke, im September geht es wieder richtig los.“