Glinde. Glindes Bürgermeister Rainhard Zug will Beschluss zur VHS-Umwandlung in eine gGmbH rückgängig machen. Er nennt wirtschaftliche Gründe.

Eigentlich war alles geklärt: Im September 2019 beschloss die Glinder Stadtvertretung die Umwandlung der Volkshochschule in eine gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung (gGmbH). Bürgermeister Rainhard Zug wurde beauftragt, diesen Schritt vorzubereiten, Vertragsdetails und finanzielle sowie personelle Dinge zu klären. Geplant war, die Arbeit in der neuen Struktur im ersten Halbjahr 2020 aufzunehmen. Doch dann kam Corona. Die Pandemie hat zahlreiche privatrechtlich organisierte Bildungsträger an den Rand der Existenz gebracht. Deshalb plädiert Glindes Verwaltungschef dafür, die VHS in die Sönke-Nissen-Park-Stiftung zu integrieren als Sparte des sogenannten Drei-Säulen-Modells.

Dieses setzt sich aus folgenden Bereichen zusammen: Gemeinwesenarbeit, Verbraucherschutz und Schuldnerberatung sowie Kultur und Bildung. Zug sagt: „Volkshochschulen werden in den nächsten Jahren wirtschaftliche Schwierigkeiten haben.“ Im jüngsten Kulturausschuss präsentierte er ein Dokument, in dem Gründe für eine erneute Abwägung aufgeführt sind. Demnach wird sich der gesellschaftliche Fokus nach der Krise verändern, werden die Volkshochschulen als Bildungsträger aufgrund eingeschränkter finanzieller Möglichkeiten der Kommunen und Kunden zur Disposition stehen.

VHS-Verwaltung ist seit Juli 2020 im Gutshaus

„Eigene Angebote im Bereich Sport/Reha sollten zugunsten der Sportvereine zurückgefahren werden, um deren Überleben zu sichern. Kernangebote der VHS werden das finanzielle eigenständige Überleben in den kommenden Jahren nicht ermöglichen“, heißt es auf Seite fünf. Die Glinder VHS arbeitet bereits mit der Sönke-Nissen-Park-Stiftung zusammen. Beide sind räumlich verzahnt. Seit Juli vergangenen Jahres hat auch VHS-Leiterin Marlies Lehmann, die in diesem Sommer in den Ruhestand geht, ihr Büro im Gutshaus. Eine hauptamtliche pädagogische Mitarbeiterin der VHS engagierte sich beispielsweise schon bei Angeboten wie dem Frauenfrühstück in der Immobilie. „Die Kooperation hat neue Ideen wachsen lassen“, sagt Zug.

Laut dem Bürgermeister bezuschusst die Stadt ihre VHS zwar mit 20.000 bis 40.000 Euro pro Jahr, allerdings wird die Einrichtung aus Gründen der Flexibilität größtenteils außerhalb des Haushalts geführt. Das sei nicht ganz rechtskonform, so Zug. Deshalb fordert das Gemeindeprüfungsamt des Kreises seit Längerem eine neue Organisationsform: entweder mit Einbindung in den Haushalt oder als alternative Betriebsform. Von der Integration der VHS in die Stiftung verspricht sich Zug auch eine gemeinsame und kostengünstige Verwaltung. Den politischen Beschluss zur Ausarbeitung des Trägervertrags zwischen Stadt und Stiftung für die Sparte mit dem Namen Glinder Kultur und Bildungswerk will er am 29. März im Kulturausschuss einholen. Start soll im Januar 2022 sein.

Grünen-Chefin will mehr Zeit für Entscheidungsfindung

„Die Politik ist bei dem neuen Weg nicht eingebunden gewesen. Wir sollen mal wieder in kürzester Zeit weitreichende Entscheidungen treffen. Mir reicht es nicht, die Abkehr von der gGmbH mit der Pandemie zu begründen“, sagt Grünen-Fraktionschefin Petra Grüner. Der Kulturausschussvorsitzende Matthias Sacher (CDU) hat eine andere Sicht der Dinge: „Es fehlen noch Daten. Aber wenn es so aufgeht, wie es dem Bürgermeister vorschwebt, unterstütze ich sein Vorhaben.“ Über das Thema werden die Fraktionen jetzt intern beraten.